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Do, 08.06. 22:10 Uhr 29:30 min

artour

Das Kulturmagazin des MDR

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* Wer darf die Vergangenheit deuten?
Im August 2022 sollte im Mitteldeutschen Verlag das Buch "Getrübte Erinnerungen. Die SED-Diktatur in der gegenwärtigen Geschichtspolitik der Bundesrepublik" des renommierten Historikers Prof. Rainer Eckert (ehem. Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig) erscheinen. Das Buch war bereits gedruckt, die "Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur" hatte einen Druckkostenzuschuss für das mit Spannung erwartete Buch gegeben, aber plötzlich konnte das Buch nicht erscheinen. Mehrere Zeitzeugen, Oppositionelle der ehemaligen DDR, hatten mit Klagen gedroht, falls das Buch erscheint. Die "Stiftung Aufarbeitung" zog ihren Druckkostenzuschuss zurück und der Mitteldeutsche Verlag makulierte die gesamte, bereits gedruckte Auflage. Zurück blieb der Vorwurf, das Buch sei "verboten" worden.

Jetzt, nach fast 9 Monaten, erschien das Buch (mit einigen Änderungen) unter dem Titel "Umkämpfte Vergangenheit. Die SED-Diktatur in der aktuellen Geschichtspolitik der Bundesrepublik". Es geht in dem Buch um nichts weniger als die heutige Deutungshoheit über das, was in der DDR und zum Ende der DDR passierte und vor allem darum, wer heute darüber wie urteilt. Auch über 33 Jahre nach dem Mauerfall ist dies absolut "vermintes Gelände", wie allein die Erscheinungsgeschichte des Buches zeigt. Aber nun endlich kann man das Buch lesen. "artour" hat's getan und mit dem Verfasser gesprochen.

* Irritationen bei der Rückgabe der Benin-Bronzen
Im Dezember 2022 übergab die deutsche Außenministerin in Nigeria symbolisch 20 der Bronze-Kunstwerke, die als Kolonialerbe zum Bestand deutscher Museen gehört hatten. Der Vertrag betrifft rund 1000 dieser Werke, die 1897 aus dem Königspalast in Benin City geraubt wurden und nun endlich für die nigerianische Bevölkerung sichtbar werden sollten. Rund zwei Drittel, so der Plan, sollten als Leihgaben in deutschen Museen verbleiben. Irritation und Kritik erzeugte dann der gerade aus dem Amt scheidende Präsident Nigerias - er schenkte gleichsam das Staatsgeschenk aus Deutschland weiter an den Nachkommen der alten Könige, den Oba von Benin. Dabei hatte Deutschland sogar 4,9 Millionen Euro für ein neues Museum in Nigeria avisiert. Würde das Weltkulturerbe stattdessen nun in den Privatgemächern des Oba verschwinden?

Die Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin sprach von einem Fiasko der Restitutions-Politik, die CDU schloss sich der Kritik an. Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth konnte nur beschwichtigen: In Nigeria werde man einen Weg finden. Bedingungen zu stellen, wäre abermals neo-kolonial gewesen. Die sächsische Staatsregierung ließ wissen, man warte vor der Unterzeichnung des eigenen Vertrages nun ab. Was passiert jetzt mit dem Weltkulturerbe Benin-Bronzen: Eine Erörterung der Irritationen und der Kritik an der Rückgabe der Benin-Bronzen in Interviews mit politischen Akteuren, der Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin und dem Afrikanisten Lutz Mükke.

* Eine Ausstellung über das Glücklichsein in Dresden
Wir lieben es, glücklich zu sein. "Happiness" ist ein zutiefst körperliches Gefühl. Wir streben ständig nach diesem entspannten freudigen Zustand. Und doch ist es nicht immer einfach, diesen positiven emotionalen Zustand zu erreichen, und noch schwerer scheint es, die Glücksmomente länger zu behalten.

Die aktuelle Ausstellung "Hello Happiness" im Deutschen Hygienemuseum Dresden wurde im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Wellcome Collection London entwickelt. In einer Welt, in der eine Krise die nächste ablöst, schien es der richtige Zeitpunkt zu sein, über das Glück nachzudenken. Gerade jetzt müssen wir unsere Widerstandfähigkeit mit positiven Emotionen stärken. Die Ausstellung fragt: Was genau macht uns glücklich? Wie können wir unsere Glücks-Ressourcen noch besser nutzen? Und wir fragen den Philosophen Christian Uhle, wieviel das persönliche Glück auch mit der Suche nach Sinn zu tun haben könnte.

* Willi Sitte - mein berühmt-berüchtigter Urgroßonkel
Aron Boks ist 26 Jahre alt, geboren in Wernigerode, Buchautor, eine Größe in der ostdeutschen Poetry-Slam-Szene - und er ist der Urgroßneffe des DDR-Malers Willi Sitte. Zuhause wurde darüber wenig geredet, was ihn veranlasst hat, seine Familiengeschichte im Stil des New Journalism zu erforschen: Er hat Verwandte interviewt, Freunde und Feinde des Künstlers und SED-Funktionärs Willi Sitte getroffen, in Stasiakten gestöbert.

Herausgekommen ist das Reportagebuch eines jungen sprachbegabten Mannes, der stellvertretend für seine Generation eine Zeitreise in die DDR antritt und seinen Urgroßonkel als eine schillernde Figur kennenlernt: als einen originellen und begabten Maler, der den Verführungen der Macht nicht widerstand. Aron Boks "Nackt in die DDR - Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat", erschienen im Verlag HarperCollins.

* Kulturkalender
- Werkleitz Festival 2023 "Mein Schatz" - Der Bergbau und seine Folgen
- Sommertheater Schauspiel Leipzig im Zoo: "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas", Premiere 9. Juni
- Jazz-Sängerin Cécile McLorin Salvant am 12.6 live in Weimar

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