Mi 04.09. 2024 21:15Uhr 30:24 min

Past Forward: Muss ich in den Krieg?

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Ein Mann mit braunen Haaren und braunen Pullover auf der linken Bildhälfte salutiert mit einem skeptischen Blick und hochgezogener Augenbraue. Auf der rechten Bildseite befinden sich zwei uniformierte Soldaten mit Helm und Gewehr vor einer Rauchwolke. 30 min
Past Forward: Muss ich in den Krieg? Bildrechte: MDR
MDR FERNSEHEN Mi, 04.09.2024 21:15 21:45

In der neuen Folge Past Forward beantwortet Erik Koszuta sehr persönlich, ob er sich den Dienst an der Waffe vorstellen kann. Bei seiner Recherche erfährt er, dass es in der Vergangenheit viele Auseinandersetzungen zwischen Einführung und Aussetzung der Wehrpflicht gab. In dem Film will Erik sich dem Gedanken an eine mögliche Rückkehr des Wehrdienstes annähern.

Als die Bundeswehr 2011 zum vorerst letzten Mal junge Männer als Wehrpflichtige zum Dienst eingezogen, war Erik Koszuta, Jahrgang 1996, noch Schüler. Er weiß: Die Wehrpflicht ist nicht abgeschafft - sie gilt nach wie vor für alle männlichen deutschen Staatsbürger zwischen 18 und 60 Jahren. Nur die Einberufung zum Grundwehrdienst wurde auf den "Spannungs- oder Verteidigungsfall" beschränkt. Und Erik fragt sich in der neuen Folge "Past Forward": Ist dieser "Verteidigungsfall" vielleicht bald da? Denn durch den Ukraine-Konflikt rückt das Thema "Kriegsgefahr in Europa" seit zwei Jahren nah an den jungen Familienvater Erik heran. Würde auch er für anderthalb Jahre in eine Kaserne gehen? Wäre er überhaupt bereit, eine Waffe in die Hand zu nehmen, um zu töten? "Ob ich es wirklich machen würde, weiß ich nicht. (…) Vielleicht dann doch einknicken, wegrennen, verstecken. Ich denke das wäre nur menschlich."

Erik ist Papa, sein Kind knapp sechs Jahre alt. Wie würde er sich fühlen, wenn er heute in den Krieg ziehen müsste? Also fragt Erik seinen eigenen Vater Frank. Der musste nämlich an der Waffe dienen, aber nicht in der Bundeswehr, sondern in der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA). Kurz vor der Friedlichen Revolution 1989 wurde er eingezogen und musste seinen Dienst an der innerdeutschen Grenze absolvieren. Also dort, wo bis zum Schluss Schießbefehl auf Flüchtlinge galt. Eriks Vater erzählt von Drill und unangenehmen Erlebnissen, die ihn bis heute nicht loslassen. Hätte er, Frank, geschossen? Menschen getötet, die fliehen wollen? "Für mich war das überhaupt gar nicht vorstellbar, dass ich eine Waffe auf jemanden halten muss, um mich zu verteidigen“, erzählt Frank Koszuta.

Waren es bei der Einführung der Wehrpflicht zwölf Monate, mussten die jungen Männer in den 1960ern, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges ganze 18 Monate dienen. Für Eriks Vater Frank war das "Einrücken", wie man es im Volksmund sagt, ganz normal. Junge Männer mussten direkt nach der Schule in Kreiswehrersatzämtern zur Musterung antreten mussten. Denn: Wer studieren wollte, musste auf jeden Fall an die Waffe. Und das mindestens zwei Jahre lang. Den Kriegsdienst zu verweigern, eigentlich unmöglich.

Erst ab 1990 konnten Männer in der DDR Zivildienst leisten. Davor galt: Wer es doch mal schaffte, ausgemustert zu werden, musste als Bausoldat 18 Monate hart schuften. Doch 2011 wurde all das ausgesetzt, weil es zu aufwendig und kostspielig wurde. Die Bundeswehr musste sparen und sollte zu einer effizienten Berufsarmee umgebaut werden. Mit dem ursprünglichen Dienst an der Waffe hatte der sechsmonatige Wehrdienst am Ende nur noch wenig zu tun.

Karl-Theodor zu Guttenberg, damals Verteidigungsminister, erzählt Erik, dass eine Wehrpflicht viele Milliarden Euro kosten würde, wenn sie wirklich effektiv sein solle. "Das hätte zweistellige Milliardenbeträge pro Jahr verschlungen. Das Geld hatte niemand", erzählt Guttenberg im Interview. Angesichts der aktuellen Gefahren, vor allem die aus Russland, hält er eine gut aufgestellte Berufsarmee nach wie vor für den besten Ansatz: "Der Teil der Berufsarmee muss so gut und so professionell ausgerüstet sein, dass die nicht fürchten müssen, letztlich Kanonenfutter zu werden."

"Wir haben uns von unserer Tochter verabschiedet. Wir waren sicher, dass wir sie nie wieder sehen. Aber das Schicksal hat uns wieder zusammengebracht". Melanka ist nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges freiwillig an die Front

Der Host Erik Koszuta geht in dem Film "Past Forward: Würde ich meine Heimat verteidigen" auch an Grenzen und testet vor der Kamera sogar, wie es ist, mit einer scharfen Waffe zu schießen. Von Melanka und Petro aus der Ukraine erfährt er dann, dass nach dem Kriegsbeginn viele Zivilisten von jetzt auf gleich schießen lernen mussten. "Wenn dein Land angegriffen wird, wenn du angegriffen wirst. Deine Freunde, Deine Familie, Selbst deine Feinde. Alle. Mir wurde klar, dass ich meine Pflicht als Bürger erfüllen muss", erzählt Pedro. Er und seine Frau haben in der Ukraine ihren Wehrdienst abgeleistet und sie sind bei Kriegsausbruch auch freiwillig an die Front gegangen. Und sie haben etwas gemacht, was für Erik nur schwer vorstellbar ist: Sie haben das eigene Kind bei der Großmutter zurückzulassen, um für die eigene Heimat zu kämpfen. "Wir haben uns von ihr verabschiedet. Wir waren sicher, dass wir sie nie wieder sehen. Aber das Schicksal hat uns wieder zusammengebracht", erzählt Melanka.

Das worüber wir zum Glück theoretisch diskutieren ist für diese beiden schon längst Realität. Da habe ich erfahren, wir schnell es gehen kann, das eine wehrhafte Gesellschaft gebraucht wird. Host Erik

In der neuen Folge Past Forward beantwortet Erik Koszuta sehr persönlich, ob er sich den Dienst an der Waffe vorstellen kann. Bei seiner Recherche erfährt er, dass es in der Vergangenheit viele Auseinandersetzungen zwischen Einführung und Aussetzung der Wehrpflicht gab. In dem Film will Erik sich dem Gedanken an eine mögliche Rückkehr des Wehrdienstes annähern.

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