Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio

MDR-Fernsehen

Do, 12.09. 22:10 Uhr 29:30 min

artour

Das Kulturmagazin des MDR

Komplette Sendung

Beiträge aus der Sendung

Die Themen:

* Zu Fuß durch ein Land im Umbruch
* Kulturkahlschlag in Dresden?
* Nachruf auf Friedrich Schorlemmer
* Snow Patrol ist zurück mit neuem Album
* Kulturkalender

* Zu Fuß durch ein Land im Umbruch

Der Schriftsteller Dirk Brauns hat sich auf eine besondere Reise gemacht: Er wandert von München nach Berlin, mitten im Wahlkampf. Auf der Suche nach Gesprächen mit den Menschen, die ihm begegnen. Geboren in Ostberlin, war er langjähriger Auslandskorrespondent in Minsk, Moskau und Peking und lebt inzwischen in Bayern. Doch seine Wurzeln liegen in Thüringen. Auf seiner Wanderung erlebt er hautnah die Stimmung in den Wahlkämpfen, vor und nach der Landtagswahl. Er spürt die Spannungen der Menschen und versucht, ein Gefühl für die ostdeutschen Befindlichkeiten in dieser bewegten Zeit zu bekommen. Wir begleiten den Dichter bei seiner Wanderung – einen Tag vor der Wahl und einen Tag danach - und sind dabei, wenn er mit seinem Freund, dem Intendanten des Theaters Rudolstadt Steffen Mensching, ein Stück gemeinsam wandert und das Thüringer Wahlergebnis zu verarbeiten versucht.
(Autorin: Simone Unger)


* Kulturkahlschlag in Dresden?

Dresdens Ruf als Kulturmetropole steht auf dem Spiel. Im städtischen Haushalt für 2025/26 klafft ein Loch von 200 Millionen Euro, so die Kulturbürgermeisterin Annemarie Klepsch gegenüber dem Kulturmagazin „artour”. In ihrem Ressort soll sie deshalb 4,7 Millionen Euro einsparen. Die Auswirkungen sind verheerend: renommierte Kulturinstiutionen müssen mit deutlich weniger Geld auskommen. Das Festspielhaus Hellerau beispielsweise hat dann ca. 600.000 Euro weniger zur Verfügung. Da dann auch die Fördermittel vom Bund wegfallen, hätte Hellerau 1,2 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Ein Drittel des gesamten Budgets, so Martin Heerin, Kaufmännischer Direktor des Festspielhauses Hellerau. Massive Programmeinschränkungen wären die Folge.

Auch beim Deutschen Hygienemuseum will die Stadt Dresden die Unterstützung reduzieren: um 665.000 Euro. Hier würden durch den damit einhergehenden Ausfall der Förderung des Freistaates Sachsen insgesamt 3,3 Millionen Euro fehlen. Die geplanten großen Sonderausstellungen könnten 2025 und 2026 nicht mehr gezeigt werden, so Museumsdirektorin Iris Edenheiser. Ein Renomméeverlust wäre die Folge. Gerade in einer so labilen politischen Lage sei es wichtig, die Kultur zu stärken. Doch die politisch Verantwortlichen gefährden mit ihren Kürzungen die Substanz, beklagt Kathrin Kondaurow, die Intendantin der Staatsoperette. Auch hier wird gespart: 413.000 Euro weniger. Noch hoffen die betroffenen Künstler, Museumsmitarbeiter und Kulturschaffenden, dass der Kahlschlag ausbleibt - im November müssen die Kürzungspläne erst noch vom Stadtrat beschlossen werden.
(Autor: Tom Fugmann)


* Nachruf auf Friedrich Schorlemmer

Der Theologe und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer trat erstmals im Zusammenhang mit der Aktion "Schwerter zu Pflugscharen" in die Öffentlichkeit, als er beim Kirchentag 1983 in Wittenberg eine Erklärung verlas, während ein Schmied ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedete. Damals war Schorlemmer Prediger an der Schlosskirche zu Wittenberg, und der Slogan "Schwerter zu Pflugscharen" war in der DDR illegal. Schon vorher hatte Schorlemmer sich an Aktionen gegen den Prager Frühling 1968 beteiligt und war Mitglied der Menschenrechts-, Friedens- und Umweltbewegung.

Schorlemmer war einer der Redner auf der Demonstration der Künstler und Kulturschaffenden der DDR auf dem Alexanderplatz am 4. November und einer der ersten Unterzeichner der Erklärung "Für unser Land" Ende November 1989. Für die SPD saß er bis 1994 im Wittenberger Stadtparlament. Da er sich immer aktiv gegen den Krieg einsetzte und dafür auch öffentlich auftrat, erhielt er 1993 den "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels". 2015 wurde er Ehrenbürger der Stadt Wittenberg. Am 9. September 2024 ist Friedrich Schorlemmer gestorben. Ein Nachruf.
(Autor: Rayk Wieland)

* Snow Patrol ist zurück mit neuem Album
Sie ist die bekannteste unbekannte Band der Welt: Snow Patrol, die dritte große britische Überwältigungs-Pop-Band neben Coldplay und Muse. Aber obwohl Snow Patrol mit über 20 Millionen verkauften Alben, mit ausverkauften Stadien, weitreichender Radiopräsenz, internationalen Erfolgen und sehr fein geschriebenen und produzierten Pop-Preziosen aufwarten, fliegt die Band bis heute leicht unterhalb des Radars der Massenwahrnehmung. Vielleicht liegt es daran, dass ihre beiden bislang größten Hits „Chasing Cars“ und „Run“ Balladen sind. Songs, so subtil, so unauffällig wie kraftvoll geschrieben und arrangiert, dass man eher ihren Puls als ihre Melodien wahrnimmt. Ihre Fans singen Zeile für Zeile mit. Ihre Lieder werden bei Geburten, auf Hochzeiten und Beerdigungen gespielt. Und es finden sich viele Kommentare im Internet, die der Band bescheinigen wortwörtlich Leben gerettet zu haben. Weil sie Trost gibt in trostlosen Zeiten. Snow Patrol. Die Schnee Patrouille. Die Band, die dich rauszieht und rettet, wenn die Lawine des Lebens über dir zusammenbricht. „The Forest Is The Path“ nennen sie ihr neues Album: Der Wald ist der Weg. Das Undurchdringliche als das Gegebene hinnehmen. Und sich trotzdem auf den Weg hindurch wagen. Mit starkem Halt durchs Leben gehen, ohne immer volle Klarheit zu haben. Snow Patrol können auch das meisterhaft: gute Gedanken in klare Bilder fassen. ttt hat Gary Lightbody, den Sänger von Snow Patrol, in London zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Der immer wieder von Panikattacken gequälte Lightbody erzählt, wie auch er erst einmal lernen musste dem Wald des Lebens zu trotzen: Stark zu stehen, wenn es sein muss – und weiterzugehen, auch wenn es aussichtslos scheint.
Autor: Andreas Krieger




* Kulturkalender

- Gabriele Stötzer "Auslöschung eines Blicks. Ich trage meine Wunden offen" - Ausstellung im Kunsthaus Erfurt 30.08.-30.10.2024
- Buch "Ostflimmern. Wir Wende-Millennials", herausgegeben von Philipp Baumgarten und Annekathrin Kohout, erscheint am 23. September im Mitteldeutschen Verlag
- "Die neuen Leiden des jungen W." von Ulrich Plenzdorf am Theater Chemnitz, Premiere 14. September
(Autorin: Charlotte Witt)

Programmtipps