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Do, 26.09. 22:15 Uhr 29:30 min

artour

Das Kulturmagazin des MDR

Komplette Sendung

Beiträge aus der Sendung

Themen:

* Nachwende in der Altmark
* Existenzielle Dramen im Bild
* Ausstellung über Geflüchtete in Pirna
* Charly Hübners Dokumentarfilm über "Element of Crime"
* Kulturkalender

* Nachwende in der Altmark
"Es gibt nicht viele Ziele, die man bei uns haben kann …" lässt Domenico Müllensiefen die Hauptfigur Marcel am Anfang seines neuen Romans erzählen. In dem kleinen erfundenen Dorf in der Altmark, das große Ähnlichkeit mit der Heimat des heute in Leipzig lebenden Autors hat, ist der Bahnhof - einst das Tor zur Welt bis Amerika - vor Jahren geschlossen worden. Das Kulturhaus eine Ruine, der Mittelpunkt der Welt eine Imbissbude, in der sein Held arbeitet - aber nicht, um Geld zu verdienen, sondern um für seine wenigen verbliebenen Freunde da zu sein. "Wir waren die erste Generation, die im vereinigten Deutschland aufwuchs, wir waren die erste Generation, über die es nichts mehr zu berichten gab und für die sich niemand interessierte" wird Marcel später sagen. Müllensiefen erzählt mit intensiver und liebevoller Nähe von den Menschen in seiner Heimatregion, vom Jetzt und Heute und den schmerzhaften Jahren des frühen Umbruchs - der einbrechenden Armut und Ratlosigkeit, von abwesenden Vätern und überarbeiteten Müttern. Die Geschichte könnte auch in Amerika spielen oder im Westen, an Orten des industriellen Niedergangs und Umbruchs, aber hier im Osten gab es - im Unterschied zu anderen Orten - nicht einen Menschen, der von dem Umbruch nicht in irgendeiner Weise betroffen war. Wir waren mit Domenico Müllensiefen in seinem Heimatdorf Beetzendorf, das dem Jeetzenbeck in seinem Roman auffällig ähnelt. Mit ihm trafen wir einen seiner Schullehrer und einen Dorfchronisten, der das eingefallene Kulturhaus retten will.
Autor: Dennis Wagner

* Existenzielle Dramen im Bild
Man darf Hans-Hendrik Grimmling (geb. 1947) zu den wichtigsten deutschen Malern zählen. Eine retrospektive Ausstellung im Kunstmuseum Magdeburg fragt jetzt nach den Grundlagen seiner Kunst. Seit dem Studium in Dresden und Leipzig hat Grimmling existenzielle Fragen des Menschen in strenge Bilder gefasst, ob Verklammerungen von Körpern oder abstrakte Knoten. Er gehörte zu den aufbegehrenden zornigen Malern der 1980er Jahre in Leipzig und ging nach dem legendären Herbstsalon 1984 zwei Jahre später nach Berlin-West. In seinen Bildern treten in festen Rhythmen typische Motive wie Kopf, Hand, Vogel und Knoten auf und veranschaulichen die zerbrechliche Seite des Menschen. Mit nur wenigen Farben, vor allem Schwarz, Rot, Gelb und Weiß, bewegt sich Grimmlings Werk zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion. Ausgehend von einigen wichtigen Frühwerken des Malers vom Anfang der 1980er Jahre widmet sich die Ausstellung in vier Kapiteln dem Gesamtwerk des Künstlers. Sie spannt den Bogen von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Autor: Meinhard Michael

* Ausstellung über Geflüchtete in Pirna
Pirna, die Kleinstadt in Sachsen, hat in den vergangenen Tagen bundesweit Schlagzeilen gemacht: Eine Ausstellung über die Erfahrungen geflüchteter Menschen in Deutschland wurde kurz vor der Eröffnung im Landratsamt eilig abgehängt. Besucher und Mitarbeiter des Amtes hatten sich beschwert, denn die Geflüchteten berichten auch über negative Erfahrungen, die sie in ihrer neuen Heimat gemacht haben. Nun kann man über Aussagen wie "ich habe kein Leben in Deutschland" oder "ich weiß nicht, ob ich hierbleiben will" geteilter Meinung sein. Was aber sagt es über die Landespolitik aus, wenn sich der Landrat so schnell und widerstandslos dem Unmut einiger Weniger beugt? "artour" spricht u.a. mit Oliver Decker, dem Direktor des Zentrums für Demokratieforschung in Leipzig.
Autorin: Petra Böhm

* Charly Hübners Dokumentarfilm über "Element of Crime"
Charly Hübner hat einen Film über die Berliner Band "Element of Crime" gemacht. Die Band hat ihn gefragt. Und er hat ja gesagt. Eine Mini-Tournee durch fünf Berliner Nächte und Konzertorte. Und durch die fast 40 Jahre Bandgeschichte. Der Film "Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" erzählt die Geschichte und Gegenwart einer ganz besonderen deutschen Band, die mit ihrer Mischung aus Jazz, Blues und Folk bis heute ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Rock- und Popmusik hat.
Autor: Lutz Pehnert

* Kulturkalender
- Ausstellung "Mein Blick. Herlinde Koelbl. Fotografien 1980-2024" in der Kunsthalle Erfurt, noch bis zum 10.11.2024
- "Light our Vision" Lichtkunstfestival Chemnitz, 25.9. - 28.9.2024
- "Ein Mann seiner Klasse" ab dem 2. Oktober in der ARD Mediathek
Autorin: Charlotte Witt

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