01. Januar 1992 Ein Sender für drei Länder

19. Juni 2019, 12:00 Uhr

Sendestart - Cornelia Nossek
Programmansagerin Cornelia Nossek Bildrechte: MDR / Gerhard Hopf

Am 1. Januar 1992 meldet sich Programmansagerin Cornelia Nossek aus dem Fernsehstudio am "Wilden Mann" in Dresden. "Hier ist der Mitteldeutsche Rundfunk. Ab 00.00 Uhr senden wir auf dieser Frequenz. Zu Sendebeginn schalten wir um nach Leipzig." Dort ist der Platz vor der Nikolaikirche für die ersten O-Töne im Fernsehprogramm des neuen Senders vorgesehen, jener symbolträchtige Ort, von dem die friedlichen Montagsdemonstrationen ausgingen. Sie leiteten die Wende ein, die schließlich zur Wiedervereinigung und damit letztlich auch zur Gründung des MDR führte.

Fernsehmacher der ersten Stunde

Victoria Herrmann und Wolfgang Kenntemich 1992
Victoria Herrmann und Wolfgang Kenntemich begrüßen die Zuschauer. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Doch statt Bildern aus Leipzig gibt es am 1. Januar zunächst auf den Bildschirmen der mitteldeutschen Zuschauer nur eine Schwarzblende, sind Rauschen und Knattern zu hören. Nach endlos scheinenden Sekunden sind endlich Moderatorin Victoria Herrmann und Chefredakteur Wolfgang Kenntemich zu sehen. Sie bewegen auch die Lippen, aber zu hören ist der Intendant des MDR-Nachbarsenders ORB - eine Panne beim Auseinanderschalten der DFF-Länderkette. Aber sie ist schnell behoben.

Die Fernsehmacher der ersten Stunde stehen bei der Entwicklung der Programmstruktur vor der Aufgabe, Sehgewohnheiten des Publikums weitestgehend zu berücksichtigen, bekannte Formate fortzuführen, aber auch neue Formate zu entwickeln - vor allem in Politik und Zeitgeschehen und in der regionalen Berichterstattung. Von Anfang an eine feste Größe: die Nachrichtensendung "MDR aktuell" um 19.30 Uhr.

MDR info, MDR Kultur und MDR life

Der MDR-Hörfunk übernimmt das ehemalige Funkhaus von Sachsen Radio in der Leipziger Springerstraße zum 1. Januar 1992.
Funkhaus in der Leipziger Springerstraße Bildrechte: MDR/Hopf

Im Funkhaus in der Leipziger Springerstraße gehen am 1. Januar 1992 drei länderübergreifende Hörfunkprogramme des MDR auf Sendung: MDR info, MDR Kultur und MDR life. Der Nachrichtenkanal MDR Info (heute MDR aktuell) mit Nachrichten im Viertelstundentakt ist das zweite Angebot dieser Art innerhalb der ARD. MDR Kultur  fühlt sich von Anfang an der reichen mitteldeutschen Musikgeschichte besonders verpflichtet, macht aber auch schnell durch Hörspiele und zeitgeschichtliche Sendungen von sich reden. Die Stars von MDR life (heute MDR JUMP) kennt bald jeder in Mitteldeutschland und innerhalb der ARD ist der Sender das erste Formatradio und das erste öffentlich-rechtliche Radio mit Selbstfahrerstudio.

Unmittelbar vor dem 1. Januar 1992 ist ein weiterer Radiosender unter das Dach des MDR geschlüpft: der Berliner Jugendsender DT64, der eigentlich abgeschaltet werden sollte. Der MDR rettet das Programm (heute MDR SPUTNIK).

In Provisorien arbeiten

elbst im Flur des Weimarer Funkhauses befand sich ein Hörfunk-Schnittplatz
Selbst im Flur des Weimarer Funkhauses befand sich ein Hörfunk-Schnittplatz. Bildrechte: MDR/Gerhard Hopf

Wie die Kolleginnen und Kollegen der länderübergreifenden Angebote des MDR müssen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den drei Landesfunkhäusern zunächst in Provisorien arbeiten: MDR 1 Radio Sachsen und das regionale TV-Magazin Sachsenspiegel werden an verschiedenen Standorten in Dresden produziert und gesendet. MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt ist von Anfang an in Magdeburg zu Hause, während die Fernsehkollegen mit Sachsen-Anhalt heute in der ersten Zeit in Halle angesiedelt sind. MDR 1 Radio Thüringen meldet sich für seine Hörerinnen und Hörer zunächst mehrere Jahre aus Weimar, während die Fernsehmacher mit dem Thüringen Journal erst einmal in Gera arbeiten.