Wissen-News Mehr fossile Gasheizungen und Verbrenner-Autos: Energiewende kommt nur langsam voran

23. November 2023, 17:47 Uhr

Beim Ausstieg aus den fossilen Energien im Wärme- und Verkehrssektor hinkt Deutschland hinterher, wie Zahlen des Ariadne-Projekts am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zeigen. Dabei wird die Zeit für die Energiewende immer weniger.

Der sogenannte Ariadne-Transformations-Tracker zeigt entlang von mehr als 45 konkreten Schlüsselindikatoren und Kennzahlen den Kurs der Energiewende hin zu Klimaneutralität an – vom Ausbau der erneuerbaren Energien und Emissionszahlen bis hin zu Investitionen in Autos, Heizungssysteme und Industrieanlagen. Derzeit stehen nur 13 Indikatoren "auf Kurs", 16 weitere machen immerhin noch einigermaßen Tempo, doch bei 18 Indikatoren geht es viel zu langsam voran oder sogar in die falsche Richtung, wie das neue Update des Ariadne-Trackers zeigt.

Neue Heizungen und Autos belasten noch lange die Klimabilanz

Demnach gibt es beim Tempo von Verbrauchsminderungen und Erneuerbaren-Ausbau zwar zumindest zaghafte Fortschritte, aber dafür geht die Entwicklung bei manchen fossilen Investitionen derzeit in die genau entgegengesetzte Richtung. So ist der Netto-Zubau von Photovoltaik mit über 10 GW in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 auf Kurs, während im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr fast 10 Prozent mehr Verbrenner verkauft wurden. Bei Gasheizungen zeigen die Absatzzahlen des ersten Halbjahres sogar ein Plus von über 30 Prozent.

Autos werden im Schnitt 15 bis 20 Jahre, Heizungsanlagen bis zu 30 Jahre genutzt. Entsprechend wird eine heute installierte Gasheizung bis in die 2040er Jahre CO2-Emissionen verursachen, auch neu gekaufte Autos mit Benzin- oder Dieselmotor werden voraussichtlich bis 2040 die Klimabilanz belasten. "Es scheint oft, als wäre noch viel Zeit für die Energiewende bis zum ersten Meilenstein 2030 und zum Klimaneutralitätsziel 2045", erklärt die Expertin Frederike Bartels vom PIK. "Doch die Weichenstellungen müssen bereits heute erfolgen."

cdi/pm

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8 Kommentare

W.Merseburger am 24.11.2023

Wertes MDR Team,
ich habe den von Ihnen angegebenen Link geöffnet und mir die statistischen Daten zu dem Alter der Autos, die gegenwärtig auf den Strassen fahren, angesehen. Ich kann leider die oben angegebene Nutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren pro Auto daraus nicht entnehmen. Mathematisch kann es aber auch nur eine einzige durchschnittliche Nutzungsdauer geben, die problemlos bei vorliegenden Daten ermittelt werden kann. Aus der Statistik im angegebenen Link geht jedoch hervor, dass Autos, die 15 Jahre und älter zugelassen sind rund 20% des Gesamtbestandes ausmachen.

Freies Moria am 24.11.2023

@MDR-Team: Fakten stehen in den Artikeln sicher drin, vielen Dank.
Aber gibt es dort vergleichbare ganzheitliche Betrachtungen der Energiequellen?
Dann wäre der MDR besser als alle anderen - die bringen so etwas auch nicht, eben weil jeder politisch unterwegs ist.
Ich aber möchte einfach nur preiswert und sauber heizen, und da ist Gas mit Abstand das am wenigsten umweltbelastende was da so existiert.
Nachdem Kühe mittlerweile als nicht mehr so umweltschädlich entlastet wurden, kann man Gas sogar als vollbiologischen Kreislauf betreiben, inklusive Fleisch essen so viel man bezahlen kann.

MDR-Team am 24.11.2023

Hallo @Freies Moria,
Fakten in Bezug Windkraft:
> https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-windraeder-108.html
> https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/index.html?q=windrad

Fakten in Bezug Solarenergie:
> https://www.tagesschau.de/wissen/technologie/photovoltaik-recycling-101.html

Herzliche Grüße