Künstlerische Darstellung des Asteroids Itokawa: Zu sehen oist ein länglicher grauer Felsen, der rund herum von zahlreichen frei schwebenden Steinen umgeben ist
Künstlerische Darstellung des Asteroiden Itokawa. Bildrechte: Curtin University/Kevin M. Gill

Asteroiden-Abwehr Schuttasteroiden: Können Atombomben die Erde vor ihnen schützen?

26. Januar 2023, 12:07 Uhr

Nach einer Analyse von Proben des Asteroiden Itokawa stellen australische Forscher fest: Wäre der aus Schutt und Trümmern bestehende Asteroid auf dem Weg zur Erde, bräuchte es Atombomben, um seinen Kurs zu ändern.

Große Asteroiden sind eine potenziell tödliche Gefahr für das Leben auf der Erde, wie der rund 15 Kilometer große Chicxulub Asteroid demonstriert hat, der die Dinosaurier auslöschte. Unter anderem die US-Weltraumagentur Nasa untersucht deshalb, wie sich solche Planetenkiller abwehren lassen, wenn sie einmal auf Kollisionskurs mit unserem Planeten sind. Gerade erst im vergangenen Oktober hatte die Nasa mit der Mission Dart (Double Asteroid Redirection Test) Erfolg: Eine kleine Raumsonde prallte in den Asteroiden Didymos und veränderte dadurch seine Flugbahn.

Doch diese Methode würde wohl nicht bei allen Asteroiden funktionieren, argumentiert nun eine neue Studie australischer Wissenschaftler im renommierten Magazin PNAS. Das Team um Fred Jourdan von der Curtin University in Perth hat Proben des Asteroiden Itokawa studiert. Auf Basis ihrer Ergebnisse glauben die Wissenschaftler, dass die Flugbahn eines Körpers wie Itokawa durch einen Stoß kaum beeinflusst werden könnte. Nur eine in dessen Nähe gezündete Atombombe könnte ihn demnach ablenken.

Trümmerasteroiden sind gewaltige Weltraumkissen, die Einschläge leicht absorbieren

Der Asteroid Itokawa ist etwa 500 Meter lang und kreuzt auf seinem elliptischen Orbit um die Sonne auch die Umlaufbahnen von Erde und Mars. Die japanische Raumsonde Hayabusa-1 hatte Itokawa im Jahr 2005 besucht, Proben genommen und im Jahr 2010 schließlich zur Erde zurückgebracht. Die australischen Forscher analysierten nun drei winzige Staubkörner von der Oberfläche auf Spuren von vergangenen Kollisionen und auf ihre Alter.

Probenträger mit dem Staubkörnchen des Asteroiden Itokawa: In einer zwei Milimeter breiten Mulde in der Mitte des Bildes liegt das nur wenige Mikrometer große Staubkorn.
Probenträger mit dem Staubkörnchen des Asteroiden Itokawa. Bildrechte: Celia Mayers / Curtin University

Dabei stellten sie mehrere wichtige Eigenschaften fest: "Im Gegensatz zu monolithischen Asteroiden ist Itokawa kein einzelner Felsbrocken, sondern gehört zur Familie der Trümmerhaufen", sagt Fred Jourdan. Das bedeutet, er ist aus losen Felsbrocken und Steinen zusammengesetzt, mit jeder Menge leerem Raum dazwischen. Und diese leeren Räume innerhalb der Masse können die Energie von Stößen leicht auffangen. "Kurz gesagt ist Itokawa ein gewaltiges Weltraumkissen, das sehr schwer zu zerstören ist", so Jourdan.

So alt wie das Sonnensystem: Itokawa deutet auf hohe Stabilität von Schuttastroiden hin

Darauf deutet auch das Alter des Felsen hin. Der Asteroid entstand durch eine Kollision vor rund 4,2 Milliarden Jahren, also kurz nach der Entstehung des Sonnensystems. Das wiederum zeigt nach Ansicht der Wissenschaftler, dass solche Schuttasteroiden sehr widerstandsfähig sind. Monolithische Asteroiden, wie der Mutterkörper von Itokawa, hätten dagegen im Asteroidengürtel nur eine durchschnittliche Lebensdauer von ein paar hunderttausend Jahren.

Wenn Trümmerasteroiden aber solange bestehen bleiben können, dann ist es nach Ansicht von Co-Autor Nick Timms auch wahrscheinlich, dass es im Asteroiden-Gürtel noch sehr viel mehr davon gibt als bislang angenommen. "Das vergrößert die Wahrscheinlichkeit, dass ein auf die Erde zurasender Asteroid ein solcher Schuttasteroid ist", sagt Timms.

Eine Atombombe könnte den Asteroiden ablenken ohne ihn zu zerstören

In diesem Fall wären andere Abwehrmaßnahmen erforderlich, als diejenigen, die bei Dart getestet wurden. "Wenn ein Asteroid zu spät bemerkt wird, um ihn mit einem kinetischen Schlag aus der Bahn zu werfen, dann könnte man auch einen aggressiveren Ansatz wählen und ihn mit der Schockwelle einer in der Nähe gezündeten Atombombe vom Kurs abbringen", schlägt Timms vor. Finde die Explosion weit genug entfernt statt, könnte der ganze Asteroid dabei intakt bleiben, hoffen die Forscher.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 11. Oktober 2022 | 21:00 Uhr