Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Elefanten und Homininen-Fußabdrücke in Schöningen sind 300.000 Jahre alt Bildrechte: Senckenberg

ArchäologieGruß von vor 300.000 Jahren: Deutschlands ältester Fußabdruck

12. Mai 2023, 14:31 Uhr

Wie lebte der Homo heidelbergensis vor 300.000 Jahren? Aus Fußspuren in Niedersachsen lesen Forscher jetzt Hinweise auf das Familienleben und den Alltag zwischen Waldelefanten und anderen Tieren heraus.

In Deutschland ist vor 300.000 Jahren der Frühmensch Homo heidelbergensis zwischen Waldelefanten herumspaziert. Darauf weisen jedenfalls Deutschlands älteste Fußspuren hin, die in Niedersachsen auf einer archäologischen Grabungsstätte in Schöningen gefunden wurden.

Bildrechte: Senckenberg

Ein Forschungsteam der Uni Tübingen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hatte die Homo heidelbergensis-Fußabdrücke zwischen prähistorischen Elefantenspuren entdeckt. Studienerstautor Dr. Falvio Altamura zufolge sind die Fußspuren etwa 300.000 Jahren alt und damit die ältesten in Deutschland. Aus denen wiederum lassen sich viele Informationen gewinnen, über die Bodenbeschaffenheit, die Pflanzen jener Tage, über das Sozialleben und wie sich diese frühen Menschen und Waldelefanten im gleichen Lebensraum miteinander arrangierten.

Was verraten die Fußspuren?

300.000 Jahre alter Elefantenfußabdruck. Bildrechte: Senckenberg

Was hat die Forschungsgruppe inzwischen aus den Spuren herausgelesen? Zwei der drei frühmenschlichen Spuren gehörten offenbar jungen Individuen. Die waren möglicherweise in einer kleinen altersgemischten Gruppe an einem See unterwegs. Dr. Altamura erläutert: "Je nach Jahreszeit waren rund um den See Pflanzen, Früchte, Blätter, Triebe und Pilze verfügbar. Unsere Funde bestätigen, dass die ausgestorbene Menschenart sich an See- oder Flussufern mit flachem Wasser aufhielt. Das ist auch durch andere Fundstellen mit Homininen-Fußabdrücken des Unter- und Mittelpleistozäns bekannt." Ihm zufolge zeigen die verschiedenen Spuren in Schöningen die Momentaufnahme eines Familienalltags.

Anhand der Abdrücke kann die Forschung nun auf das Verhalten und die soziale Zusammensetzung der Homininen-Gruppe schließen, sowie darauf, wie die Gruppen ihren Lebensraum nutzten und sich mit den Elefantenherden und anderen, kleineren Säugetieren arrangierte. "Es handelt sich aufgrund der Spuren auch von Kindern und Jugendlichen wohl eher um einen Familienausflug als um eine Gruppe erwachsener Jagender", fasst Archäologe Altamura zusammen, was sich alles aus den Abdrücken lesen lässt.

Der Homo heidelbergensis war nicht allein

Am Fundort waren aber noch weitere Spuren zu sehen, nämlich von Elefanten der ausgestorbenen Art Palaeoloxodon antiquus. Es handelte sich offenbar um einen Waldelefanten mit geraden Stoßzähnen: "Die von uns entdeckten Elefantenspuren in Schöningen erreichen eine beachtliche Länge von 55 Zentimetern." Teilweise zeigten die Spuren auch, dass die Dickhäuter Holzreste in den Boden gedrückt hatten. Sie waren damals die größten Landtiere; die ausgewachsenen Bullen wogen bis 13 Tonnen." Grabungsleiter Dr. Jordi Serangeli ergänzt: "Eine Spur stammt zudem von einem Nashorn, Stephanorhinus kirchbergensis oder Stephanorhinus hemitoechus. Es ist der erste Fußabdruck dieser Art aus dem Pleistozän, der in Europa gefunden wurde."

So könnte die Landschaft ausgesehen haben. Bildrechte: Benoît Clarys

Links/Studien

Die Studie Fossil footprints at the late lower Paleolithic site of Schöningen (Germany): A new line of research to reconstruct animal and hominin paleoecology lesen Sie hier im Original.

Autor

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen