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Ein Gläschen schadet nicht, sagt der Volksmund – und irrt. Bildrechte: Colourbox.de

Kanadische StudieSchon mäßiges Trinken fördert Krebs

24. Juni 2021, 16:32 Uhr

Die Dosis macht das Gift, sagen viele, wenn es um Alkohol geht. Doch ab wann schaden der Schoppen Wein oder das Glas Bier? Schneller als gedacht, sagt eine Studie aus Kanada. Die Grenzwerte sind viel zu hoch angesetzt.

Alkohol schadet - egal, ob es viel ist oder wenig, was man trinkt. So lautet der Tenor einer Studie aus Kanada, die im Journal of Studies on Alcohol and Drugs veröffentlicht wurde. Das Forschungsteam hinter der Untersuchung in British Columbia hat sich mit den Folgen von gemäßigtem Alkoholkonsum beschäftigt und kommt zu dem Schluss: Auch gemäßigte Trinker sind nicht vor Schaden gefeit. Für die Studie wurden die Krebstodesfälle unter mäßigen Alkoholkonsumenten analysiert. Dabei zeigte sich: Mehr als fünfzig Prozent der Krebstodesfälle infolge von Alkoholkonsum betrafen Menschen, die mäßig tranken. 38 Prozent aller alkoholbedingten Todesfälle betrafen Leute, die sogar noch weniger tranken als die kanadischen Grenzwerte vorgeben oder bei ehemaligen Trinkern.

Das sind die kanadischen Richtwerte:Männer: 15 Drinks pro Woche; Frauen 10 Drinks pro Woche - maximal drei (Männer)/zwei (Frauen) am Tag.
1 Drink = 0,4 Liter Bier oder 0,14 Liter Wein.

Die Forschung wertet die Studienergebnisse als Hinweis darauf, dass die kanadischen Alkoholkonsum-Richtwerte zu hoch liegen. Oder anders gesagt, dass sie niedriger sein sollten, um die Menschen vor gesundheitlichen Schäden durch alkoholische Getränke zu schützen. Studienautor Adam Sherk von der Victoria Universität in British Columbia schlägt vor, die Grenzwerte auf die Limits der Niederlande zu senken. Die lauten schlicht: "Trinken Sie nicht - und wenn doch, nur ein Getränk pro Tag." Für die Studie nutzte die Forschungsgruppe das Interhamp-Modell, abgekürzt für "International Model of Alcohol Harms and Policies". Es dient dazu, die Schäden, die durch Alkohol in einem Land oder Staat verursacht werden, einzuschätzen.

Kanadas Kampf gegen den Alkoholkonsum

Kanadische StudieWarnungen auf Weinflaschen wirken

Diese Studie, die Alkoholkonsum und dessen Folgen thematisiert, ist die zweite aus Kanada in einem kurzen Zeitraum. Bei der im Mai 2020 veröffentlichten ersten Studie war die Wirkung von Warnhinweisen auf Bier-, Wein- und Spirituosenflaschen getestet und belegt worden. Die Studie thematisierte bereits indirekt die gesundheitlichen Folgen von Alkohol, die im öffentlichen Bewusstsein kaum verankert sind.

Welche Krebsarten sind mit Alkohol verbunden?

"Wissenschaftliche Arbeiten haben für einige Krebsarten einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko gezeigt", schreibt der Informationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Dabei verweist das Zentrum insbesondere auf den Fachreport "Food, Nutrition, Physical Activity and the Prevention of Cancer 2" des World Cancer Research Fund International, der 2007 erschien und seither regelmäßig aktualisiert wird. Danach gibt es Tumoren in den folgenden Geweben und Organen, für die Alkohol ein Risikofaktor ist:

  • Mundraum, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Darm, Leber, weibliche Brust, Magen (wahrscheinlich).

Gibt es Richtwerte in Deutschland?

Die deutschen Richtwerte für Alkoholkonsum stammen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Gesunde Männer sollten demnach am Tag nicht mehr als 20 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen. Das entspricht in etwa einem halben Liter Bier oder einem Viertelliter Wein. Für gesunde Frauen liegt die Grenze bei zehn Gramm reinem Alkohol am Tag. Das entspricht in etwa einem Viertelliter Bier oder einem Achtelliter Wein. "Dabei ist die Angabe keinesfalls als Empfehlung zu verstehen, täglich Alkohol zu trinken", schreibt die DGE, die schon seit Jahren vor den Alkoholfolgen und dem Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebs warnt.

(lfw)

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