Illustration Thalamus Hirnregion
Hier, im Thalamus, entstehen die visuellen Aktivitäten Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Hirnforschung Angeborene Blindheit: Visuelle Aktivitäten im Gehirn liegen an speziellem Mechanismus

26. Januar 2023, 13:46 Uhr

Bereits vor längerer Zeit hatten Forschende die interessante Entdeckung gemacht, dass Menschen, die blind geboren werden, dennoch visuelle Aktivitäten im Gehirn zeigen. Eine brasilianische Studie hat nun aufgezeigt was dabei genau passiert: Es verändern sich strukturelle Verbindungen im Thalamus, einem Teil des Zwischenhirns, der Sinnesinformationen empfängt und weiterverarbeitet

In der Studie wurde dafür eine Gruppe von angeboren Blinden mit einer Gruppe von Sehenden beim Lesen von Brailleschrift verglichen, wobei die verschiedenen Gehirnareale, die dabei aktiviert werden, per Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar gemacht wurden. Es zeigte sich, dass der Occipitallappen, der beim Sehen beteiligt ist, bei den Blinden schwächer ausgebildet war und dafür der Temporallappen stärker. Dieser Bereich des Gehirns arbeitet wiederum beim Hören verstärkt mit, was letztlich auch die besseren Hörfähigkeiten von vielen Blinden erklären könnte.

Die Experten unter anderem von der Bundesuniversität Rio de Janeiro hoffen, dass ihre Erkenntnisse in Zukunft auch bei der Wiederherstellung der Sehfähigkeiten von Blinden helfen können. Dazu arbeiten sie gerade an einer Studie, in der nicht nur die strukturellen, sondern auch die funktionellen Hirnveränderungen durch die visuellen Aktivitäten von Blinden erforscht werden soll.

Link zur Studie: Reorganization of thalamocortical connections in congenitally blind humans