Winterprognosen für die MittelgebirgeWeniger Schnee - aber Brocken, Schmücke und Fichtelberg bleiben weiß
Es taut kräftig in Harz, Erzgebirge und Thüringer Wald, der Wintersport könnte einen kräftigen Dämpfer bekommen. Überraschend ist das nicht: Die Schneemengen auf den höchsten Bergen werden schon seit Jahren kleiner.
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2019 begann gut für Ski- und Snowboardfahrer: Nicht nur im Hochgebirge der Alpen, sondern auch auf den kleineren Bergen Mitteldeutschlands fiel reichlich Schnee. Ob Abfahrt oder Langlauf: Die Bedingungen für Wintersport in Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge waren sehr gut, bis Anfang Februar plötzlich Tauwetter einsetzte. Auf vielen Pisten weichte starker Regen den Schnee auf. Gibt es Kunstschnee aus Kanonen oder Lanzen, können die Betreiber der Skigebiete aber nochmal nachhelfen, wenn die Temperaturen wieder unter den Gefrierpunkt fallen.
Durch die wechselhafte Entwicklung des Winterwetters fragen sich viele Menschen: Wie lange wird es in den mitteldeutschen Bergen noch natürlichen Schnee und damit gute Bedingungen für Skifahrer geben? Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt Wetterstationen auf den höchsten Gipfeln der Mittelgebirge. Die Schneedaten dieser Stationen zeigen für die jüngste Vergangenheit: Ganz oben sind Winter noch echte Winter. Doch auch dort zeigt sich ein klarer Trend.
Schmücke
Auf dem Hochplateau Schmücke im Thüringer Wald, 916 Meter über dem Meeresspiegel, war Schnee in den vergangenen vierzig Jahren ein verlässlicher Gast. Zwischen 1980 und 2004 lag in den meisten Jahren an mehr als 90 Prozent aller Tage zwischen Anfang Dezember und Ende März mindestens ein Zentimeter Schnee. Für die Jahre 2005 bis 2008 liegen dem DWD aufgrund eines technischen Problems keine Daten vor. Aber auch danach ist die Schmücke im Winter meistens weiß, 2018 sogar vom 1. Dezember bis zum 31. März durchgängig.
Allerdings: Im Winter 2013/2014 sinkt der Anteil der Tage mit Schneedecke auf rund 63 Prozent, der niedrigste Wert der Aufzeichnungen. Hier zeigt sich ein Trend, der beim Blick auf die maximal gemessene Schneehöhe noch deutlicher wird: Der Schnee wird weniger. Zwar schwankt die maximale Schneemenge von Jahr zu Jahr, trotzdem ist die Entwicklung eindeutig. Während zwischen 1980 und 1987 fast alle Jahre Tage haben, an denen teilweise deutlich mehr als 100 Zentimeter Schnee liegen, gibt es das seit 2010 gar nicht mehr.
Brocken
Der Brocken, mit 1.141 Metern höchster Berg im Harz, ist zu Recht ein beliebtes Motiv von Fotografen, die nach dem perfekten Winterbild suchen. Seit 1960 lag hier in jedem Winter an mindestens 80 Prozent aller Tage zwischen Anfang Dezember und Ende März Schnee. Nicht selten waren es sogar 100 Prozent.
Der Trend zu weniger Schnee wird hier erst beim Blick auf die maximale Schneehöhe sichtbar. Auch hier schwankt dieser Wert von Jahr zu Jahr, sinkt im Durchschnitt jedoch von 200 Zentimeter im Jahr 1960 auf etwas unter 150 Zentimeter in der Gegenwart. Über die Zukunft sagt diese Entwicklung noch nichts aus, da sich das Klima nicht linear erwärmt. Aber zumindest für das kommende Jahrzehnt lässt sich sagen, dass es auf dem Brocken noch Schnee geben wird.
Fichtelberg
Auch der 1.214 Meter hohe Fichtelberg war seit 1960 zuverlässig mit Schnee bedeckt. Im Jahr 2007 waren nur 85 Prozent aller Wintertage weiß, eine absolute Ausnahme. Denn ansonsten beträgt die Schneesicherheit auf dem Gipfelplateau der höchsten Erhebung des Erzgebirges fast 100 Prozent.
Doch auch hier nehmen die maximalen Schneehöhen ab. Lagen 1965 sogar einmal 300 Zentimeter Schnee auf dem Gipfel, waren es 2014 nur 53 Zentimeter. Der Schnitt sank damit von rund 160 auf knapp über 100 Zentimeter.
Schneesicherheit in Zukunft
Was diese Entwicklung des Schneefalls für die Zukunft des Wintersports bedeutet, lässt sich nicht eindeutig sagen. Einerseits, weil Pistenbetreiber mit Kunstschnee nachhelfen können, wenn sie die entsprechende Technik haben. Dabei sind sie aber auf genügend Frosttage und genug Wasser angewiesen. In kalten aber extrem trockenen Jahren hilft auch eine Schneekanone nicht weiter.
Andererseits verläuft die Klimaerwärmung nicht linear. Wie die Schnee-Prognosen für Sachsen bis 2100 aussehen, berechnen Klimatologen in einem Projekt, das Ende 2019 abgeschlossen sein soll. Zum anderen wertet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) aktuell Satellitendaten zur sogenannten Schneefallgrenze in den mitteldeutschen Gebirgen aus. Dann wird sich genauer sagen lassen, ab welcher Höhe in den vergangenen Jahren Niederschlag als Schnee gefallen ist und wo er als Regen auf dem Boden angekommen ist.
Sicher aber ist, dass sich fast alle Tourismusregionen in den Bergen Gedanken darüber machen müssen, wie sie in Zukunft Gäste anlocken wollen. Ein Forschungsprojekt in der Schweiz kam bereits Anfang der 2000er-Jahre zum Ergebnis, dass sich die Grenze für Schneesicherheit mit jedem Grad globaler Klimaerwärmung um 150 Meter nach oben verschiebt. Deshalb darf selbst in den Schweizer Hochalpen längst nicht mehr jedes Skigebiet auf durchgängig gute Bedingungen für Wintersport hoffen.
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Echt | 06. Februar 2018 | 21:15 Uhr