Wie die Menschen Tiere genetisch verändert haben
Hauptinhalt
Wie funktioniert Tierzucht?
Die ersten gezielten Zuchtversuche sind uns aus dem späten Mittelalter überliefert, als Bauern in Deutschland erstmals ihre Schafe mit spanischen Merino-Schafen kreuzten, um die Qualität der Wolle zu verbessern. Die mit modernen wissenschaftlichen Methoden betriebene Zucht begann mit dem Augustinermönch Gregor Mendel.
Er legte im 19. Jahrhundert durch seine Experimente mit Erbsen die Grundlagen der modernen Zucht. Mendel entdeckte, dass Erbsen Eigenschaften wie die Farbe ihrer Blüten nach bestimmten Regeln an ihren Nachwuchs weitergeben. Daraus leitete er die "Mendelschen Regeln" ab. Diese Regeln sind heute auch eine Grundlage für die Tierzucht.
Bei der Zucht von Nutztieren werden je nach Zuchtziel bestimmte Individuen einer Nutztierrasse ausgesucht und miteinander verpaart. Wer beispielsweise immer größere Schweine mit mehr Fleisch haben will, verpaart gezielt besonders große Individuen miteinander. Um bestimmte Ergebnisse zu erreichen, werden zuvor Zuchtpläne aufgestellt. Es geht darum, gezielt bestimmte genetische Eigenschaften zu fördern und andere zu unterbinden.
Welche Tiere werden gezüchtet?
Neben Hunden und Katzen hat der Mensch vor allem seine Nutztiere durch Zucht verändert: Schweine wurden auf größeres Fleischwachstum optimiert, Kühe wahlweise auf Fleisch- oder Milchproduktion. Pferde wurden im Lauf der Zuchtgeschichte größer und schneller. Bei Schafen wurde das Wollwachstum durch Zucht erhöht, bei Hühnern Legeleistung und Fleischwachstum. Zucht findet zudem auch in Zoos statt, wo so das Überleben von Aussterben bedrohter Arten gesichert werden soll.
Wie hat Zucht die Tiere verändert?
Ein Beispiel für die Veränderung von Tierarten ist die Zuchtgeschichte der Hausrinder. Eine Studie der Universität Mainz kam 2012 zum Ergebnis, das die modernen Hausrinder von nur 80 wild lebenden Auerochsen abstammen, die vor 10.500 Jahren im heutigen Nahen Osten gezähmt und domestiziert wurden. Durch die Zucht veränderte sich unter anderem der Charakter. Einerseits wurden die umgänglichsten Tiere für die weitere Verpaarung ausgewählt, also diejenigen, die sich am wenigsten gegen ihre Gefangenschaft wehrten. Andererseits wuden die Tiere mit dem höchsten Fleisch- sowie die mit dem höchsten Milchertrag weiter verpaart.
Gibt es noch Ur-Rassen?
Es gibt Hausrind-Rassen, deren Aussehen und deren Erbinformation noch relativ ursprünglich geblieben sind. Ein Beispiel dafür sind die Buša-Rinder. Einige Tierparks, etwa der Leipziger Zoo, halten Przewalskipferde, die als Ur-Rasse der modernen Zuchtpferde gelten. Die Urform des Haushuhns ist das Bankivahuhn und lebt heute noch in Teilen Indiens und Südostasiens bevorzugt an Waldrändern. Von fast allen Nutztieren existieren noch Ur-Formen.
Sind gezüchtete Tiere schützenswert?
Nach dem zweiten Weltkrieg haben sich in der Tierzucht fast überall die gleichen Zuchtlinien durchgesetzt. Oft ist das wichtigste Ziel dabei, den wirtschaftlichen Ertrag der Tierhaltung zu steigern. Andere Eigenschaften wie die Widerstandsfähigkeit der Tiere wurden dabei oft nicht mehr als wichtig eingeschätzt. Anfang der 1980er Jahre gründete sich jedoch die "Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH)", deren Mitglieder zur Überzeugung gelangten, dass alte Nutztierrassen durchaus schützenswert sind. Diese Tiere können künftige Zuchtvorhaben erleichtern oder wertvolle Eigenschaften haben, wenn sich die Lebensbedingungen der Menschheit wieder verändern sollten. Alte Hausstierrassen überleben derzeit oft auf sogenannten Archehöfen.
Was unterscheidet Zucht und Gentechnik?
Grundsätzlich werden auch bei Zucht gezielt Gene verändert, aber die Veränderung läuft in engen Grenzen ab. Es können nur solche Eigenschaften gezüchtet werden, die zwei miteinander paarungsfähige Elterntiere mitbringen. Bei der Gentechnik hingegen ist es theoretisch möglich, auch artfremde Gene in ein Tier einzuschleusen. So wurde 2015 in den USA ein genveränderter Lachs als Lebensmittel zugelassen, der schneller wächst. Auch gibt es inzwischen genetisch veränderte Schweine, die weniger Phosphat ausscheiden und deren Exkremente so weniger Umweltschäden verursachen.