Mond-Forschung Spezial-Teleskop für rätselhafte Mond-Blitze
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04. Juni 2019, 12:04 Uhr
Am 21. Juli 1969 hat der erste Mensch den Mond betreten. Da möchte man meinen, wir wissen schon ganz schön viel über ihn. Stimmt aber nicht - bis heute gibt der Mond zahllose Rätsel auf - zum Beispiel die Mond-Blitze. Mehrmals pro Woche flackern kurze, grelle Lichtblitze auf. Astronomen nennen die rätselhaftenn Licht-Phänomene "transiente lunare Phänomene". Raumfahrttechniker der Universität Würzburg wollen wissen, was deren Ursachen sind.
Auf dem Mond leuchtet es manchmal: Kein neues Phänomen, aber eines, dass kein Astronom oder Astrophysiker bisher geklärt hat. Einige dieser Leuchterscheinungen dauern sogar länger: Dann werden Stellen für Minuten bis Stunden heller oder sogar dunkler. Hakan Kayal, Professor für Informatik und Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, ist diesen Phänomenen auf der Spur. Er interessiert sich besonders für die, die am schwierigsten zu beobachten sind:
Es gibt sehr kurzzeitige Leuchtphänomene. Die sind dann wirklich wie ein Blitz. 'Kurz' bedeutet, im Zeitraum von einer Sekunde vielleicht, bestenfalls ein paar Sekunden. Das heißt, man sieht ein helles Aufblitzen auf der Mondoberfläche. Diese Blitze können unterschiedlich groß sein.
Und sie können an verschiedenen Stellen auftreten. Um sie effektiv zu beobachten, muss der Mond dauerhaft beobachtet werden. Klar, dass das kein Mensch schafft. Deshalb hat Kayal ein neuartiges Mond-Teleskop gebaut und automatisiert: Es filmt den Himmelskörper mit zwei Kameras und meldet, wenn es etwas Auffälliges entdeckt hat und zwar komplett ferngesteuert aus Würzburg:
Es steht in Spanien. Da ist eine Firma, die Infrastruktur anbietet, wo Sie Teleskope hinstellen und aus der Ferne betreiben können. Dort sind die Beobachtungsbedingungen besser als hier und deswegen haben wir uns dafür entschieden.
Mondblitze Zeichen für Restvulkanismus?
Noch ist das Teleskop-System nicht ganz fertig: An der Software schrauben Kayal und sein Team noch. Später soll es einmal auf einer Satellitenmission zum Einsatz kommen. Dann gibt es keine Störungen durch die Atmosphäre mehr, erklärt Kayal. Aber woher könnten die Blitze denn nun kommen? Dafür gibt es viele Theorien, erklärt der Raumfahrttechnik-Professor. Eine davon sei, dass es sich um Einschläge handle, etwa von Meteoren. "Es gibt aber daneben noch weitere Theorien", so Kayal, "wie zum Beispiel, dass es einen Restvulkanismus geben könnte, den wir so nicht direkt kennen."
Aber es gibt schon starke Hinweise darauf, dass der Mond nicht - so wie wir uns das immer vorstellen - komplett tot ist. (…) Es gibt kleinere Mondbeben. Auch das Vorhandensein von Wasser in gefrorener Form kann unter der Oberfläche eine Rolle spielen.
Warum müssen wir wissen, warum es auf dem Mond blitzt?
Bei den Mondbeben etwa könnte Gas austreten, an dessen Teilchen das Sonnenlicht reflektiert werde. Aber auch wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes mit Partikeln aus Mondstaub reagieren, könnten solche Blitze entstehen. Doch ganz egal, was davon stimmt, wichtig ist, dass wir den Mond verstehen, bevor wir vielleicht sogar für längere Zeit Menschen dorthin schicken, so Kayal.
Wir sind gerade dabei als Menschheit zum Mond zurückzukehren, wir sehen gerade die ersten Schritte. (…) Insofern ist es wichtig, dass man den Mond besser kennt und versteht, welche Phänomene dort vorzufinden sind und welche Ursachen sie haben.
Nur so könne man zum Beispiel künftig entscheiden, wo ein passender Standort für eine Mondbasis wäre. Doch Kayals Interesse geht weit über den Mond hinaus. Eines seiner Fachgebiete ist es, unbekannte Phänomene im Weltall mithilfe intelligenter Multi-Sensorik zu finden. Für die Entwicklung der Technologie dafür sind die Mond-Blitze dem Würzburger ein willkommenes Testobjekt.
Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 04. Juni 2019 | 06:50 Uhr