Wichtiges Wissen übers Riechen


Warum ist der Geruchssinn so wichtig?

Unsere Nase kann über eine Billion Gerüche unterscheiden. Damit ist sie ein Supertalent unter den Sinnesorganen. Der Geruchssinn ist unser ältester und vielleicht sogar lebenswichtigster Sinn. Er wird schon lange vor der Geburt im Mutterleib geprägt. Noch bevor wir etwas Gefährliches hören oder sehen, warnt uns die Nase vor schädlichen Gerüchen wie Gift, Feuer oder Rauch. Und nicht ohne Grund bewegen wir uns häufig "der Nase nach“: Sie hilft bei wichtigen Entscheidungen, urteilt über Nahrungsmittel oder entscheidet bei der Partnerwahl. 2004 gab es sogar einen Nobelpreis für die Erforschung der Wahrnehmung und Verarbeitung von Gerüchen.


Wie funktioniert das Riechen?

Duftmoleküle sind mikroskopisch klein. Sie gelangen beim Einatmen aus der Luft in die Nase und werden von der Nasenschleimhaut tief ins Innere ans Dach der Nasenhöhle transportiert. Dort befinden sich rund 30 Millionen auf Geruch spezialisierte Nervenzellen: die Riechzellen. Jede von ihnen trägt auf ihrer Oberfläche Rezeptoren für Duftstoffe. Sie funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: Verschiedene Geruchsmoleküle docken jeweils an einem bestimmten Rezeptor an. Das löst Reize aus, die ans Gehirn weitergeleitet werden. Der Riechkolben sorgt dafür, dass die Geruchsinformationen gesammelt und weiterverarbeitet werden. Gebündelt werden sie dann zum Limbischen System und dem Hypocampus geschickt, dem biologisch ältesten Teil unseres Gehirns. Da in diesem Bereich auch Gefühle und Erinnerungen verarbeitet werden, lässt sich der Zusammenhang erklären, warum Gerüche eng mit beidem verknüpft sind.


Wer kann besser riechen: Männer oder Frauen?

In Sachen Geruchssinn haben Frauen eindeutig die Nase vorn. Warum es Unterschiede im Riechvermögen der Geschlechter gibt, ist noch nicht genau geklärt. Inzwischen gilt aber als wissenschaftlich bewiesen, dass der Geruchssinn von Frauen sensibler ist als der von Männern. Frauen können Düfte besser erkennen und zuordnen. Eine mögliche Erklärung dafür sind Geschlechtshormone, die einen Einfluss auf den Geruchssinn haben könnten.   


Riechen wir nur mit der Nase?

Riechzellen gibt es im ganzen Körper – auch in der Haut. Circa 20 verschiedene Duftsensoren in den obersten Hautschichten erkennen chemische Moleküle. So können bestimmte Gerüche Hautzellen besser wachsen lassen und fördern damit ihre Regeneration. Sandelholz-Duft lässt zum Beispiel Wunden auf der Haut schneller heilen. Auch im Darm sitzen Rezeptoren, die auf Düfte aus Gewürzen reagieren und die Verdauung fördern.  


Lässt sich der Riechsinn trainieren?

Riechsinneszellen regenerieren sich ständig. Diese Fähigkeit wird auch Neuroplastizität genannt. Das Riechen lässt sich trainieren wie ein Muskel. Parfumeure, Köche und Winzer profitieren davon, indem sie so ihren Riechsinn schärfen. Auch Patienten mit einem eingeschränkten Geruchssinn verbessern ihr Riechvermögen durch Übungen. Mit sogenannten "Sniffin´ Sticks“ kann man seine eigene Nase testen. Die schlechte Nachricht: Mit dem Alter nimmt die Fähigkeit zur Regeneration ab.


Warum kann man manche Menschen "nicht riechen" ?

Gerüche wirken direkt auf unser Gehirn. Im Unterschied zu akustischen oder visuellen Reizen müssen Düfte nicht erst aufwändig verarbeitet werden. Deshalb sorgt die Nase für einen ersten Eindruck, wenn wir einen Raum betreten oder einen unbekannten Menschen kennenlernen. Dass zwischen manchen "die Chemie stimmt“ oder nicht, lässt sich wörtlich nehmen: Liebe geht durch die Nase! Unsere Duftnote ist entscheidend bei der Partnersuche. Der individuelle Körpergeruch gibt Auskunft über genetische Anlagen. Duftmoleküle enthalten Informationen über das Erbgut. Untersuchungen an Mäusen konnten zeigen, dass sie vor allem Partner auswählen, deren Erbgut sich besonders stark von den eigenen Genen unterscheidet. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für gesunde Nachkommen.