Wissen-News Pest raffte schon Europas Steinzeit-Bevölkerung hinweg
Hauptinhalt
18. Juli 2024, 08:57 Uhr
Nicht erst im Mittelalter, sondern schon in der Steinzeit dezimierte die Pest Europas Bevölkerung. Darauf deuten DNA-Analysen aus Skandinavien hin. Demnach sorgte die Pest bereits im Neolithikum vor 5.000 Jahren für einen enormen Bevölkerungsschwund.
Entgegen früherer Annahmen könnte die Pest die Bevölkerung Europas lange vor den großen Pestausbrüchen des Mittelalters dezimiert haben. Nach einer umfassenden Analyse eines dänisch-schwedischen Forscherteams deutet uralte DNA darauf hin, dass die Pest beim Zusammenbruch der europäischen Steinzeit-Bevölkerung vor 5.000 Jahren eine Rolle spielte.
Die Wissenschaftler der Universitäten Kopenhagen, Göteborg, Uppsala und Stockholm analysierten für ihre in Nature veröffentlichte Studie die DNA von Zähnen und Knochen von 108 Personen, die vor 5.000 Jahren gestorben sind. Dabei stellten sie fest, dass 17 Prozent (18 Personen) mit der Pest infiziert waren, als sie starben. Dies deutet nach Ansicht der Forscher auf eine weite Verbreitung der Seuche in der späten Steinzeit hin. Zudem legen die Ergebnisse der DNA-Analyse nahe, dass der jüngste der identifizierten Peststämme "epidemisches Potenzial gehabt haben könnte".
Dies bedeutet nach Ansicht der Studienautoren, dass die damalige Pest möglicherweise zum Bevölkerungszusammenbruch am Ende des Neolithikums beigetragen hat. Dieser als "neolithischer Rückgang" bekannte Bevölkerungseinbruch ließ vor etwa 5.000 Jahren große Teile der landwirtschaftlichen Bevölkerung in Skandinavien und Nordwesteuropa innerhalb weniger Jahrhunderte verschwinden. So registrierten die Forscher beispielsweise in einer der von ihnen analysierten Steinzeit-Familien mindestens drei Pestausbrüche über sechs Generationen hinweg.
Update 11. September 2024: Eine Studie von Forschern der Uni Kiel stellt die These von massenhaften Pest-Ausbrüchen zur Steinzeit infrage. Die deutschen Wissenschaftler haben ebenfalls DNA-Fragmente steinzeitlicher Pesterreger analysiert. Allerdings fanden sie nur bei zwei von über 130 bestatteten Personen Hinweise auf das Bakterium. Das spreche für vereinzelte Infektionen und gegen ein Massensterben.
(dn)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 18. März 2021 | 07:30 Uhr
MDR-Team vor 13 Wochen
Ihre Meinung deckt sich nicht mit der Geschichte und den wissenschaftlichen Erkenntnissen:
"Dies bedeutet nach Ansicht der Studienautoren, dass die damalige Pest möglicherweise zum Bevölkerungszusammenbruch am Ende des Neolithikums beigetragen hat."
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 13 Wochen
Wenn wirklich "mindestens drei Pestausbrüche über 6 Generationen hinweg"
nachzuweisen sind, kann ja wohl von einem "Hinwegraffen" der Bevölkerung keine Rede sein. Eher siehts nach einer Krankheit aus, die sich offenbar endemisch halten konnte, grade WEIL sie die Bevölkerung - die ja offenbar noch über mindestens 6 GenerationenNACH dem Auftreten der Pest stabil vorhanden war - eben wohl NICHT so stark reduzierte, dass sie an die Grenze des "Hinweggerafft-werdens" gelangt wäre. Eher siehts nach einem Gleichgewichtszustand aus, in dem die Pestverluste zwar das Wachstum der Bevölkerungszahl gebremst haben mögen, aber offenbar immer wieder kompensiert wurden.