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Die Neandertaler gingen im modernen Menschen auf. Dies lag auch an der Größe der Hoden und der Gruppen, in denen sie sich bewegten. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Wissen-NewsMehr Sexpartner, geringe eigene Population – Neue Theorie zum Aussterben des Neandertalers

07. September 2024, 05:00 Uhr

Kleinere Hoden, in kleineren Gruppen unterwegs: Der Neandertaler wurde einem neuen Erklärungsansatz zu Folge Opfer der Promiskuität seiner Zeit.

Nachdem sich der moderne Mensch in Europa und Westasien ausbreitete, verschwand der Neandertaler relativ schnell von der Erdoberfläche. Die Wissenschaft geht derzeit davon aus, dass sich die beiden Menschenarten miteinander vermischt haben und der Neandertaler im modernen Menschen aufging. Dies zeigten genetische Studien, denen zufolge Neandertal-Gene im Erbgut der heutigen Europäer zu finden sind. Doch wie kam es, dass der moderne Mensch aus diesem Konkurrenzkampf als Sieger hervorging? Wissenschaftler von der Hochschule Koblenz und der britischen University of St. Andrews vermuten in einer neuen Studie im Science-Magazin, dass der Neandertaler den Konkurrenzkampf der Spermien verlor.

Größere Gruppen erhöhten Wahrscheinlichkeit der Befruchtung durch modernen Mensch

Die Forscher gründen ihre Annahme auf zwei Befunde: Sowohl der moderne Mensch als auch sein inzwischen verschwundener Widersacher lebten ihre Sexualität deutlich offener aus als wir heute. Zudem waren die Gruppen der Neandertaler kleiner als die ihrer Konkurrenten. Trafen die promiskuitiven Zweibeinergruppen aufeinander, war die Befruchtung einer Frau durch einen modernen Mann wahrscheinlicher als durch einen Neandertaler.

Darüber hinaus ist die Spermienkonkurrenz, zumindest bei gleichem Paarungssystem, bei in größeren Gruppen lebenden Arten stärker und Anpassungen an intensive Spermienkonkurrenz wie etwa größere Hoden werden wahrscheinlicher. Je mehr sich der moderne Mensch an die sexuelle Konkurrenz angepasst hat, desto mehr war er dem Neandertaler gegenüber im Vorteil. Und je größer dieser Vorteil, umso mehr sei die schnelle Assimilation des Neandertalers zu erklären. Diese Erklärung stehe nicht im Widerspruch zu anderen Theorien und sei vielmehr eine Ergänzung zu bereits bestehenden Annahmen in der Forschung.

Link zur Studie

Die Studie Recurrent gene flow between Neanderthals and modern humans over the past 200,000 years erschien in "science"

idw/jar

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 12. August 2024 | 08:36 Uhr

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