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Aus persönlichen Gründen wurde am 22. April sieben Personen per Flugzeug von der Eisscholle abgeholt. Der Rest steigt per Schiff um. Bildrechte: Christian R. Rohleder

Forschung im Nordmeer"Polarstern"-Teamwechsel per Schiff statt Flugzeug

27. April 2020, 11:17 Uhr

Fernab der Welt forscht und driftet das Team auf dem Eisbrecher Polarstern durchs Nordmeer. Eine der aufwendigsten Expeditionen der Neuzeit - ein Jahr eingefroren im Eis. Doch jetzt muss die Drift für drei Wochen unterbrochen werden. Denn der auf Mai verschobene Teamwechsel erfolgt nun per Schiff und nicht per Flugzeug. Und dafür muss die Polarstern bis zur Eiskante ans offene Wasser.

Ein Wechselbad der Temperaturen und Gefühle bestimmt gerade das Klima auf der Polarstern, dem Eisbrecher der seit letztem Herbst in einer Eisscholle eingefroren durchs Nordmeer driftet.

Erst war Esther Horvath, Fotografin des Alfred-Wegener-Institutes, mit einem World-Press-Award ausgezeichnet worden: Ein Bild von der Eisscholle zeigte zwei Eisbären, die Forschungsequipment untersuchen. Dann folgte ein einwöchiger Temperaturen-Tango auf der Eisscholle: Mitte April stiegen die Werte von knapp minus 30 Grad auf zwei Grad minus, sanken schlagartig wieder in den Keller auf minus 20 Grad und haben sich jetzt auf Null Grad eingepegelt. Und dann ist da ja auch noch das Corona-Virus, das fernab des Eismeers den weltweiten Alltag durcheinander bringt. Das greift in den Expeditionszeitplan ein.

Der ursprünglich für März geplante Personal-Wechsel an Bord, der per Flugzeug vorgenommen werden sollte, war schon auf Mitte Mai geschoben worden: Spitzbergen war gesperrt - aber im März war noch nicht klar, für wie lange.

Pläne für fast alle Eventualitäten da - nur nicht für Corona

Jetzt gibt es einen neuen Plan, wie der Austausch des Teams und die Nachschubversorgung vonstatten gehen sollen. Expeditionsleiter Markus Rex ist sichtlich erleichtert:

Die Expedition war mit zahlreichen Alternativplänen in der Schublade auf fast alle denkbaren Szenarien vorbereitet. Doch die Pandemie machte es erforderlich, ein komplexes Alternativszenario für gänzlich neue, so noch nie dagewesene und ungeahnte Bedingungen zu entwickeln.

Markus Rex

Die Forschungsarbeiten werden drei Wochen ruhen, solange die Polarstern unterwegs ist Bildrechte: Michael Gutsche

Und das Szenario liegt jetzt vor: Die Polarstern unterbricht ihre Drift für drei Wochen und fährt Mitte Mai bis zur Eiskante des Nordpolarmeeres. Läuft dann alles nach Plan, trifft sie dort die deutschen Forschungsschiffe "Sonne" und "Maria S. Merian". Die haben das neue 100-köpfige Expeditionsteam an Bord und Lebensmittelnachschub. Nach erfolgtem Teamwechsel von einem aufs andere Boot soll die Polarstern zurück zu ihrer Eisscholle fahren, wo die Forschungsarbeiten fortgesetzt werden.

Diese Forschungsschiffe bringen das neue Team zur Polarstern

Bildrechte: Universität Hamburg/LDF/K. v. Bröcke

Mitte der Woche waren bereits sieben Mosaic-Teilnehmer ausgeflogen worden, zwei kanadische Flugzeuge hatten sie von der Polarstern abgeholt. Persönliche Umstände hätten keine andere Wahl gelassen, teilte der aktuelle Fahrtleiter Professor Torsten Kanzow mit.

Teamwechsel mit Hindernissen

Ursprünglich sollte das Team an Bord alle zwei Monate gewechselt werden, jetzt werden es statt der fünf ursprünglich geplanten Austausche nur vier sein.

Bildrechte: AWI/Folke Mehrtens

Damit das Corona-Virus nicht als blinder Passagier an Bord der Polarstern gelangt, gehen ab Anfang Mai die neuen Teilnehmer des nächsten Expeditionsabschnitts in Deutschland in eine kontrollierte Quarantäne. Währenddessen werden sie mehrfach auf Corona getestet. 

Beim Wachwechsel auf der Scholle weist das alte Team das neue in die Wege zu den verschiedenen Stationen ein. Das entfällt nun bei der nächsten Übergabe auf See. Das neue Team muss sich dann die Eisscholle und die verschiedenen Forschungsstationen vor Ort selbst erschließen. Sollten sich auf der Eisscholle keine neuen großen Risse bilden, die bislang benutzte Wege abschneiden, helfen vorhandene Beschilderungen auf dem Eis. Schwieriger wird es, wenn die der Eisbrecher bei der Rückkehr an einer anderen Stelle der Scholle andockt. Dann könnten möglicherweise neue Ausschilderungen nötig sein oder neue Wege, die erschlossen werden müssen.

Beim letzten Wachwechsel dockte das Versorgungsschiff auf der Scholle an und der Nachschub wurde übers Eis herangeschafft. Bildrechte: AWI/Michael Gutsche

(lfw)

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