Schmerzmittel Anämie: Aspirin kann Blutarmut erhöhen
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20. Juni 2023, 09:42 Uhr
Die Brausetablette gleitet nicht nur nach einer durchzechten Nacht ins Glas. Sondern gerade bei älteren Menschen auch mal vorsorglich. Die regelmäßige Einnahme von ASS (Aspirin) kann aber Blutarmut nach sich ziehen.
Dass die Einnahme von freiverkäuflichen Schmerzmitteln nicht kopflos geschehen sollte, ist weitestgehend bekannt. Auch eine auf Ibu verniedlichte Ibuprofen ist für den Dauereinsatz ebenfalls so wenig geeignet wie Paracetamol und Acetylsalicylsäure (kurz ASS, außerhalb von Apotheken und Praxen aber eher unter dem verheißungsvollen Markennamen Aspirin bekannt). Dass die Wirkungen der Arzneimittel abseits des schmerzlindernden Effekts nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten, zeigt aktuelle Forschung aus Melbourne.
Forschende legen nahe, dass es mit dem Einsatz von Aspirin zu Auffälligkeiten im Blutbild kommen kann. Im Fokus der Untersuchung steht Anämie, auf Deutsch eher als Blutarmut oder Blutmangel bekannt. Dabei gibt es im Blut weniger vom Protein Hämoglobin als üblich. Da Hämoglobin Sauerstoff durch das Blut zu den Organen transportiert, kompensiert der Körper den Mangel durch eine erhöhte Herzfrequenz. Die Folge sind Kopfschmerzen, Luftnot bei Anstrengung und ein Hang zur leichten Ermüdung.
Risiken und Nebenwirkungen
Die "beliebtesten" Arzneimittel – ob als Einzelwirkstoff wie unten aufgeführt oder als Kombinationswirkstoff – haben (bis auf Paracetamol) etwas gemeinsam: Sie hemmen die Cyclooxygenase (COX), die immer dann stattfindet, wenn in unserem Körper Gewebe geschädigt wird. Allerdings wird auch die COX außerhalb des Gehirns blockiert, was zu Nebenwirkungen (wie der Schädigung der Magenschleimhaut) führen kann.
Wie genau Paracetamol wirkt, ist bis heute nicht bekannt.
Von einer leichtfertigen und vor allem häufigen und regelmäßigen Einnahme der Schmerzmittel ist abzuraten. Neben Nebenwirkungen können auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten.
Konsultieren Sie bei Fragen zu Schmerzmitteln – wie bei anderen Gesundheitsthemen auch – bitte immer Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
ASS/Aspirin
ASS wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend, fiebersenkend und hemmt die Verklumpung von Blutplättchen. ASS wird in Deutschland nur durch die Bayer AG unter dem Markennamen Aspirin vertrieben, der bereits über hundert Jahre alt ist. In anderen Ländern ist der Name gemeinfrei und kann somit auch von anderen Herstellern verwendet werden. Mögliche Nebenwirkungen sind zahlreich, v.a. im Magen-Darm-Bereich und durch Blutungen. Häufige Nebenwirkungen finden Sie hier und hier.
Diclofenac
Diclofenac wirkt gegen Schmerzen und Entzündungen, zum Beispiel bei Rheuma oder Arthritis. Auch hier sind Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich häufig, auch für Herz und Nieren besteht ein Risiko, mehr Infos hier.
Paracetamol
Paracetamol wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, aber nicht entzündungshemmend. Zu den Nebenwirkungen zählen ein Anstieg von bestimmten Leberenzymen, das Mittel kann aber auch die Psyche verändern und Blutdruck erhöhen. Weitere Nebenwirkungen hier.
Die Untersuchung der Forschenden ergab, dass die Einnahme von niedrig dosierter ASS bei ansonsten gesunden älteren Erwachsenen mit einem um zwanzig Prozent erhöhten Auftreten von Anämie verbunden war. Hinzu kommt ein Rückgang des Ferritins – des Bluteisenspiegels. An der mehrjährigen Studie nahmen fast 20.000 Menschen ab siebzig Jahren teil. Die Ergebnisse legen nahe, dass bei älteren Patientinnen und Patienten, die Aspirin (zum Beispiel vorsorglich) einnehmen, eine regelmäßige Überwachung des Hämoglobinspiegels erwogen werden sollte.
flo
Links/Studien
Die Studie Effect of Low Dose Aspirin versus Placebo on Incidence of Anemia in the Elderly erschien am 20. Juni 2023 im Fachjournal Annals of Internal Medicine.
DOI: 10.7326/M23-0675
