Ein Heißfeuer-Test eines Raketentriebwerkes am DLR-Standort in Lampoldshausen. Rechts befindet sich das Triebwerk in seiner Wagerechten und feuert zur linken Bildhälfte hin.
Ein Heißfeuer-Test eines Raketentriebwerkes am DLR-Standort in Lampoldshausen. Bildrechte: ArianeGroup

Ariane 6: Vorletzter Test vor dem möglichen Start

Die europäische Raumfahrtbehörde ESA hat zwei weitere Tests vor einem möglichen Start einer Ariane 6 Trägerrakete in 2022 angekündigt. Einer davon soll im deutschen Lampoldshausen erfolgen.

Die Ariane 6 Trägerrakete der europäischen Raumfahrtbehörde ESA ist die Antwort auf ihre internationale Konkurrenz. Auch wenn sie nach jahrelanger Entwicklung eigentlich nicht dem aktuellen Stand der machbaren Technik entspricht. Es ist weiterhin eine Einwegrakete und nicht wiederverwertbar wie beispielsweise die Raketen vom privaten amerikanischen Unternehmen SpaceX.

Eine künstlerische Darstellung der "Ariane 6"-Rakete.
Eine künstlerische Darstellung der "Ariane 6"-Rakete. Bildrechte: ESA / D. Ducros

Dennoch soll die Ariane 6 im Jahr 2022 zum ersten Mal fliegen und damit das ältere Model der Ariane 5 ablösen. Zuvor muss die Rakete aber noch zwei Tests bestehen. Einer davon soll im Februar in Deutschland erfolgen – ein genauer Termin ist noch nicht öffentlich bekanntgegeben. Am DLR-Standort Lampoldshausen (Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt) soll ein Hot-Firing Test erfolgen – zu Deutsch: heißer Zündungstest. Es ist ein Feuern der Triebwerke, um sicherzustellen, dass die Komponenten der Rakete funktionieren.

Premiere für Europa

Mit dem Test soll simuliert werden, ob die komplette Ariane-6-Oberstufe den Beanspruchungen und Belastungen einer Raketenstufe "auf dem Weg in den Weltraum standhalten" kann, erklärt Anja Kaboth vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Lampoldshausen gegenüber MDR WISSEN. 

"Die Besonderheit des Prüfstands liegt darin, dass die kryogene Oberstufe der europäischen Trägerrakete Ariane 6 als Gesamtsystem und nicht nur das Vinci-Triebwerk einzeln getestet werden kann." Das Vinci-Raketentriebwerk soll dabei in der zweiten Oberstufe der Ariane 6 zum Einsatz kommen und besitzt eine lange Schubdüse, um einen hohen spezifischen Impuls zu erhalten. Je höher die Austrittsgeschwindigkeit der ausgestoßenen Antriebsflamme, desto stärker ist auch der Impuls. Zudem ist dieser Test eine Premiere auf europäischem Grund und Boden:  

Zum ersten Mal im Ariane-Programm testen wir in Europa eine kryogene Oberstufe an einem neu konzipierten Prüfstand.

Anja Kaboth, DLR

"Mit diesem Prüfstand können somit nicht nur Triebwerke und einzelne Komponenten getestet und für den Flug qualifiziert werden", so Kaboth, "sondern komplette Raketenstufen, die mit Flüssigwasserstoff und Flüssigsauerstoff betrieben werden."

Falls dieser Test erfolgreich verläuft, soll der nächste Test am europäischen Weltraumhafen Kourou in Französisch-Guyana erfolgen. Wenn beide Meilensteine erfolgreich abgeschlossen wurden, steht einem Start 2022 wenig im Weg. Ansonsten müsse man einen Launch-Termin für das Jahr 2023 finden, erklärte der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher auf der ESA Jahrespressekonferenz am 18. Januar 2022. Bisher wird ein Launch im dritten Quartal 2022 angestrebt.

Ariane 6: Ein kurzer Überblick

Bei der Ariane 6 handelt es sich um eine Trägerrakete der französischen ArianeGroup. Sie soll eine Nutzlast von fünf bis 21,65 Tonnen ins Weltall befördern können. Die an Bord befindlichen Satelliten sollen dabei in eine geostationäre Transferbahn (auch Geotransferorbit, kurz GTO) gebracht werden. Dabei handelt es sich um eine langgestreckte elliptische Umlaufbahn in einer Höhe von rund 36.000 Kilometern Höhe über dem Äquator.

Von der Rakete soll es zwei Modelle geben, die Ariane 62 und Ariane 64. Beide messen drei Meter im Durchmesser und 16 Meter in der Länge. Der wesentliche Unterschied besteht in der Anzahl ihrer Feststoffbooster und der damit einhergehenden Schubkraft. Während das Modell 62 zwei Feststoffboster besitzt, sind es beim Modell 64 vier Feststoffbooster. 

Das Modell 62 kann somit 5 Tonnen in eine GTO-Umlaufbahn befördern und 10,35 Tonnen in einen erdnahen Orbit (low Earth orbit, kurz LEO). Bei der Ariane 64 sind es ungefähr 11,5 Tonnen in den GTO und 21,65 Tonnen in den LEO.

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