Die japanischen Weltraumtouristen Yusaku Maezawa und Yozo Hirano in ihren russischen Raumanzügen vor einem Sojus-Raumschiff.
Die japanischen Weltraumtouristen Yusaku Maezawa und Yozo Hirano in ihren russischen Raumanzügen vor einem Sojus-Raumschiff. Bildrechte: Roskosmos

Japanischer Weltraumtourist Yusaku Maezawa fliegt zur ISS

Es ist mehr als zehn Jahre her, dass die Internationale Raumstation ISS Besuch vom letzten Weltraumtouristen bekommen hat. Am Morgen des 8. Dezembers sollen zwei weitere Touristen zur ISS gebracht werden. Neben dem japanischen Milliardär Yusaku Maezawa und seinem Assistenten Yozo Hirano befindet sich auch der russische Kosmonaut Alexander Misurkin an Bord des Sojus-Raumschiffes. Mehr dazu:

Am 8. Dezember fliegt eine neue Crew mit dem russischen Sojus-Raumschiff zur Internationalen Raumstation ISS. Neben dem Kommandanten und russischen Kosmonauten Alexander Misurkin befinden sich auch zwei japanischer Männer an Bord der Sojus MS-20 Mission: zwei Zivilisten, die zwölf Tage auf der ISS verbringen werden. Unter ihnen der Milliardär und Kunstsammler Yusaku Maezawa sowie sein Assistent Yozo Hirano, der die Mission dokumentieren wird.

Es ist das erste Mal seit 2009, dass Weltraumtouristen auf der ISS zu Besuch sind. Zuletzt war es der Kanadier Guy Laliberté, der Gründer des Zirkus Cirque du Soleil. Vor ihm haben es sechs Personen als Touristen auf die Raumstation geschafft. 

Aufbruch ins All live mitverfolgen

Um 8.38 Uhr (MEZ) soll das die Sojus MS-20 Mission vom kasachischen Kosmodrom Baikonur aus in den Weltraum aufbrechen. Der Launch wird live auf YouTube übertragen, unter anderem über den Kanal der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, aber auch auf anderen englischsprachigen Kanälen. Einer dieser Streams soll ab 7.55 Uhr starten:

Anschließend wird sich das Sojus-Raumschiff innerhalb von circa sechs Stunden der ISS annähern und kommt somit um einiges schneller an der Andockstelle an als das Crew Dragon Raumschiff von SpaceX. Dieses benötigt beinah einen Tag für seine Reise, wobei verschiedene Faktoren wie die Lage der ISS und die Flugbahn dorthin die Flugzeit ebenfalls beeinflussen. Die Sojus MS-20 Mission soll ab 14.41 Uhr an die ISS andocken. Der Live-Stream beginnt bereits ab 13.55 Uhr.

Wer ist Yusaku Maezawa überhaupt?

Bei dem nächsten Weltraumtouristen auf der ISS handelt es sich um Yusaku Maezawa, einen japanischen Kunstsammler und Unternehmer. Er wurde am 22. November 1975 in Kamagaya im Osten der japanischen Hauptinsel geboren und ist somit bei seinem ersten Weltraumflug 46 Jahre alt. 

Ab 1998 verschickte er importierte Musik-CDs per Post, gründete 2000 das Versandunternehmen Start Today und erweiterte sein Musikgeschäft auf Mode. Sein Unternehmen wurde zum größten japanischen Internet-Mode-Geschäft und machte Maezawa zum Milliardär. Außerdem ist er der Begründer von Contemporary Art Foundation, einer Kunststiftung aus Tokio, die seit 2021 junge zeitgenössische Künstler unterstützt. Zudem möchte er noch ein Kunstmuseum in Chiba eröffnen, einer Stadt östlich der Bucht von Tokio. 

Weltraumtourist Yusaku Maezawa beim Training
Weltraumtourist Yusaku Maezawa beim Training Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Kleiner Anfang, große Weltraumpläne für Maezawa

Für Maezawa und seinen Assistenten wird es der erste Ausflug ins All sein. Doch es soll für Maezawa nicht der letzte Ausflug bleiben. Gemeinsam mit acht Künstlerinnen und Künstlern will er 2023 eine Rundreise um den Mond machen. Während des sechstägigen "dearmoon"-Projekts werden er und seine Gäste mit dem Starship vom privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX zum Mond aufbrechen, diesen (ohne zu landen) umrunden und anschließend zurück zur Erde kommen. 

Der erste orbitale Flugtest des Starships könnte bereits im Januar 2022 erfolgen. Wenn dieser erfolgreich verläuft, soll bis 2023 die erste Nutzlast in den Orbit gebracht werden – falls nicht, wird dies auch die "dearMoon"-Mission von Maezawa beeinflussen.  

Vorbereitung auf die Schwerelosigkeit

Damit Maezawa und Hirano nicht unvorbereitet auf die Schwerelosigkeit treffen, wurden sie in den letzten Monaten zu Raumfahrenden ausgebildet. So befanden sich die beiden Männer beispielsweise am 8. Oktober auf einem Parabelflug, bei dem ein Flugzeug zwischen 6.000 und 9.000 Metern auf und ab steigt. Pro Manöver herrschten 20 Sekunden Schwerelosigkeit.

Außerdem saßen sie bereits in Modellen der Raumkapsel, haben ein Trampolin-Training in Russland absolviert, ihre Raumanzüge anprobiert und mit einem Keil unter dem Bett geschlafen – dazu postete Maezawa am 27. November auf Twitter: "Ungewöhnliches Training in Russland. (1) Legen Sie einen Holzklotz unter die Beine des Bettes, um es zu kippen. Bringen Sie das Blut dazu, zum Kopf hinunter zu fließen, und schlafen Sie in dieser Position."

Am härtesten fand er aber den Drehstuhl: "Das fühlt sich fast wie Folter an. Einige Kosmonauten sagen, es sei notwendig, andere sagen, es sei nicht notwendig. Wie auch immer, es ist das härteste Training, das je gemacht wurde." Wer in den Weltraum will, muss einiges über sich ergehen lassen.

Immerhin wirken beim Start enorme Kräfte auf den menschlichen Körper, bevor es dann in die Schwerelosigkeit geht – wo einem unter Umständen die Weltraumkrankheit erwartet. Bei längeren Aufenthalten bauen die Muskulatur, das Immunsystem, die Knochen und das Sehvermögen stark ab.

Um zu verstehen, warum dieser Zeitraffereffekt im All auftritt, unterziehen sich Astronauten wie der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer verschiedenen Tests. Auf ihn treffen die beiden Weltraumtouristen Maezawa und Hirano auch, bevor es nach zwölf Tagen am 20. Dezember wieder zurück zur Erde geht. Das Abdockmanöver von der ISS sowie die Landung werden ebenfalls live auf YouTube übertragen. 

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