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Diese Weltraum-Illustration zeigt die südkoreanische Raumfahrtmission vom Korean Parthfinder Lunar Orbiter. Im Hintergrund (l.) befindet sich die kleine Erde vor dem dunklen Weltraum. Im Vordergrund fliegt die Danuri-Raumsonde über dem Mond und hält Kontakt mit der Erde. Bildrechte: KARI / KARI TV

Koreas erste Mondmission fliegt noch vor Artemis

Südkorea bricht zum ersten Mal in den tiefen Weltraum auf. Mit seiner Danuri-Raumsonde will das Land zum Mond fliegen und den Grundstein für zukünftige Mondlandungen legen – auch für die Nasa, denn mit der amerikanischen Raumfahrtbehörde kooperiert das koreanische Raumfahrt-Forschungsinstitut KARI.

von Patrick Klapetz

Update 31. Juli 2022
Der Starttermin der ersten südkoreanischen Mondmission wurde auf den 5. August verschoben. Die Mission soll um 8:08 Uhr koreanischer Zeit in den Weltraum aufbrechen. In Deutschland wird es dann 1:08 Uhr (MESZ) sein.

Der neue Aufbruch zum Mond ist keine rein amerikanische Ausrichtung der modernen Raumfahrt. Auch das südkoreanische Raumfahrt-Forschungsinstitut KARI (Korean Aerospace Research Institute) will im August zum Mond aufbrechen. Es wird die erste Mission in den tiefen Weltraum für das restlich orientierte Land sein.

Diese künstlerische Darstellung zeigt, wie die südkoreanische Danuri-Raumsonde den Mond umkreist. Bildrechte: KARI / KARI TV

In der Nacht zum 3. August soll die Danuri-Raumsonde mit einer Falcon-9-Trägerrakete vom privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX in den Orbit aufbrechen. Danuri ist eine koreanische Wortkreation aus den Begriffen "Dal" für Mond und "Nuri" für Genießen. Nach einer landesweiten Abstimmung wurde die Raumsonde schließlich in Danuri statt Korean Pathfinder Lunar Orbiter (KPLO; engl. Koreas wegweisende Mondraumsonde) umbenannt.

Das Ziel: Mit wenig Treibstoff und auf Umwegen zum Mond. Trotz des für stellare Verhältnisse vergleichsweise geringen Erd-Mond-Abstandes von durchschnittlichen circa 384.400 Kilometern soll die Raumsonde mehrere Monate für den Weg zum Mond benötigen. Das liegt an der treibstoffsparenden Umlaufbahn, die die Raumsonde einschlägt.

Statt direkt zum Trabanten zu fliegen, wird die koreanische Raumsonde die Gravitationskräfte von Erde, Sonne und Mond nutzen, um nach ungefähr 1,6 Millionen Kilometern von den Anziehungskräften des Mondes eingefangen zu werden. Diese Reisemöglichkeit wird auch ballistischer Mondtransfer genannt und wurde zum ersten Mal 1991 von der japanischen Raumsonde Hiten durchgeführt. Auch die kürzlich gestartete Capstone-Mission der Nasa schlägt diesen Weg zum Mond ein.

Koreas erste Mondmission beginnt

Am Mond angekommen, soll der koreanische Wegweiser den Mond in einem Abstand von 70 bis 130 Kilometern über der Mondoberfläche umrunden. Es folgen verschiedene Korrekturmanöver, die die Sonde auf eine Höhe von 100 Kilometern einpendeln soll. Die Hauptmission soll voraussichtlich am 31. Dezember 2022 beginnen. Insgesamt befindet sich fünf Instrumente an Bord der circa zwei mal zwei Meter großen Raumsonde.

Eine Illustration der Raumsonde Korean Parthfinder Lunar Orbiter, bzw. Danuri (r.), wie sie den Mond abscannt. Links wird eine grafische Darstellung der abgescannten Mondoberfläche gezeigt. Bildrechte: KARI / KARI TV

Mit dem Gammastrahlen-Spektrometer soll die vom Mond freigesetzte hochenergetische Gammastrahlen untersucht werden. Dadurch können Forscher die elementare Zusammensetzung bestimmter Mondmaterialien bestimmen. Zur Unterstützung wird zum ersten Mal eine polarimetrische Weitwinkelkamera (PolCam) eingesetzt. Mit ihren Bildern können die detaillierten Eigenschaften des Mondregoliths untersucht werden. Dadurch wollen die Wissenschaftler und Forscherinnen die mineralische Zusammensetzung des Mondes besser verstehen.

Mit dem an Bord verbauten Magnetometer soll das schwache globale Magnetfeld des Mondes untersucht werden. Das Forschungsteam will damit herausfinden, wie gefährlich die kosmische Weltraumstrahlung auf der Mondoberfläche ist. Auf der Erde werden wir überwiegend von unserem starken Magnetfeld vor dieser krebserzeugenden Strahlung geschützt.

Eine künstlerische Darstellung der Danuri-Raumsonde, ehemals Korean Parthfinder Lunar Orbiter genannt, wie sie über den Mond schwebt und ihn abscannt. Bildrechte: KARI / KARI TV

Zwei weitere Kameras für die Erkundung von Landestellen Dann gibt es noch zwei weitere Kameras. Der Lunar Terrain Imager (LUTI) soll hochauflösende Bilder von der Mondoberfläche machen, um zukünftige Landestellen auszukundschaften. Die Nasa steuert zudem eine ShadowCam (engl. Schatten-Kamera) hinzu, dessen Technik bereits im Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) verbaut wurde. Der LRO umrundet seit 2009 den Mond und liefert detaillierte Bilder von der Mondoberfläche. Die neue Kamera in der südkoreanischen Raumsonde soll aber eine 200-mal empfindlichere Optik besitzen.

Mit dieser Kamera sollen Gegenden untersucht werden, die im Dauerschatten liegen. Dort soll es Frost- oder Eisablagerungen geben, die für zukünftige Mondmissionen lebenswichtig sein könnten. Das gefrorene Wasser dient nicht nur als mögliches Trinkwasser. Der darin enthaltenen Sauerstoff kann abgespalten werden. Dieser dient zum einen als Atemluft, zum anderen kann er mit dem ebenfalls abgespaltenen Wasserstoff als Treibstoff verwendet werden.

Aufbruch in den Weltraum

Koreas erste Mission kann somit ein Wegweiser für zukünftige Mondmissionen werden. Der Launch soll voraussichtlich am späten Abend des 2. August vom US-Raumhafen Cape Canaveral an der Atlantikküste Floridas erfolgen. In Deutschland wird es dann bereits 1:37 Uhr des 3. Augusts (MESZ) sein. Die Falcon 9 Block 5 Trägerrakete von SpaceX soll vom Launch Komplex 40 des Kennedy Space Centers starten.

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