Gefahr aus dem All Hera: Esa startet Asteroiden-Mission zur Planetenverteidigung
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02. Oktober 2024, 10:10 Uhr
Können wir uns vor gefährlichen Asteroiden wirklich schützen? Das möchte die Esa mit ihrer Hera-Mission herausfinden. Sie tritt in die Fußstapfen der amerikanischen Dart-Mission, deren Raumsonde vor zwei Jahren absichtlich mit dem Asteroiden Dimorphos kollidierte. Hera wird die Folgen dieses Einschlags untersuchen.
Ob in Mega-Blockbustern wie Armageddon oder Don’t Look Up: Die Menschheit ist der Gefahr aus dem All hilflos ausgeliefert. Potenziell gefährliche Asteroiden könnten auf die Erde zusteuern und das gesamte Leben auf der Erde auslöschen, wenn nicht eine Heldentat die Gefahr von uns abwendet.
In der Realität ist es nicht ganz so dramatisch. Zwar sorgte der etwa 15 Kilometer großer Yucatán-Meteorit vor 66 Millionen Jahren für ein globales Massenaussterben und beendete damit die Ära der Dinosaurier. In den nächsten 100 Jahren aber – da ist sich die astronomische Fachwelt weitestgehend einig – wird der Erde kein Asteroid gefährlich werden. Zudem ist es mit genügend Vorlaufzeit möglich, die Umlaufbahn von Asteroiden zu verändern, wie die Dart-Mission der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa vor zwei Jahren gezeigt hat.
Nun wird die europäische Raumfahrtbehörde Esa ihre Folgemission Hera zu dem Doppel-Asteroidensystem (65803) Didymos schicken, um die Auswirkungen der Kollision zwischen der Dart-Raumsonde und dem Begleitasteroiden Dimorphos zu untersuchen. Das dreiwöchige Startfenster der Hera-Mission öffnet sich laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am 7. Oktober 2024.
Dart und Hera: Ein kurzer Überblick
Die Dart-Mission (Double Asteroid Redirection Test) der Nasa brach am 24. November 2021 in den Weltraum auf und erreichte ein Jahr darauf das Doppel-Asteroidensystem (65803) Didymos. Auf dessen Begleiter, den 160 Meter kleinen Asteroiden Dimorphos, schlug die Raumsonde am 26. September 2022 mit einer Geschwindigkeit von rund 6,6 Kilometer pro Sekunde (22.500 Kilometer pro Stunde) ein.
Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen.
Die genauen Folgen dieses Einschlags sollen mit der Esa-Mission Hera, benannt nach der griechischen Schutzgöttin, aus nächster Nähe erforscht werden. Hera soll am 7. Oktober 2024 ins All aufbrechen und im März 2025 zunächst den Mars erreichen, um dort seinen Mond Deimos zu beobachten. Die Ankunft am binären Asteroidensystem ist für den 28. Dezember 2026 geplant.
Veränderung der Umlaufbahn von Dimorphos
Fernuntersuchungen haben bereits gezeigt, dass der Impakt von Dart die Umlaufbahn von Dimorphos verändert hat. Vor dem Einschlag brauchte der Begleiter elf Stunden und 55 Minuten, um seinen größeren Mutterasteroiden Didymos zu umkreisen. Jetzt braucht Dimorphos für eine Umrundung etwa 32 Minuten weniger: Elf Stunden und 23 Minuten – mit einer Unsicherheitsspanne von ungefähr zwei Minuten.
Hera soll dies aus der Nähe bestätigen und zudem den Impakt-Krater untersuchen. Dafür ist die Raumsonde mit verschiedenen Fernerkundungsinstrumenten wie Kameras oder laser- und radarbasierten Messsystemen ausgestattet. Das Ganze wird vom Esa-Kontrollzentrum Esoc (European Space Operations Centre) in Darmstadt aus gesteuert. "Wir sind auf einem guten Weg und zuversichtlich, dass wir so gut wie möglich vorbereitet sein werden", erklärt Simon Plum (Esoc) gegenüber der dpa.
Apex und Juventas: Ein neuer Blickwinkel
An Bord der Raumsonde werden sich sogar zwei kleinere Satelliten befinden, sogenannten Cubesats (engl. cube= Würfel, sat für satellite). Sie werden in der Nähe des binären Asteroidensystems stationiert, wo sie den etwa 780 Meter großen Asteroiden Didymos und seinen Mond Dimorphos (auch Didymoon genannt) umrunden sollen.
"Sie werden mit zusätzlichen Instrumenten ausgestattet sein und sich viel näher an unsere Zielkörper heranwagen, um andere Perspektiven und ergänzende Untersuchungen zu diesem exotischen binären Asteroiden zu ermöglichen", erklärt Hera-Missionsleiter Ian Carnelli in einer Pressemitteilung der Esa.
Der Apex-Cubesat (Asteroid Prospection Explorer) soll detaillierte Spektralmessungen der Oberflächen beider Asteroiden durchführen. Dabei wird das reflektierte Sonnenlicht in seine Spektralfarben aufgeteilt, um mehr über die Zusammensetzung der Asteroiden – und mögliche Unterschiede – herauszufinden. Mit magnetischen Messungen soll die innere Struktur dieser Körper erforscht werden. Mit Hilfe einer Navigationskamera und einem Laser-Radar-Instrument (Lidar) wird Apex auf Didymos landen, um sein Oberflächenmaterial aus der Nähe zu untersuchen.
Der Juventas-Cubesat soll währenddessen das Schwerefeld sowie die innere Struktur von Dimorphos erforschen. Anschließend soll Juventas zur Landung auf dem kleineren Asteroiden ansetzen, um weitere Details zum Oberflächenmaterial zu sammeln.
Hera: Wann startet die Mission genau?
Der Start der europäischen Hera-Mission soll voraussichtlich am Montag, dem 7. Oktober 2024, um 16:52 Uhr (MESZ), vom amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida, USA) erfolgen.
Die Raumsonde wird sich an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX befinden. Etwa 26 Monate nach dem Raketenstart soll Hera ihre Zielobjekte erreichen, sie sechs Monate lang untersuchen und überprüfen, ob sich die Menschheit tatsächlich vor der Gefahr aus dem All wappnen kann.
Links/Studien
Nasa-Pressemitteilung vom 11. Oktober 2022: NASA Confirms DART Mission Impact Changed Asteroid’s Motion in Space.
Dpa-Meldung vom 1. Oktober 2024: Mission zur Planetenverteidigung: «Hera» startet zu Asteroid.
Esa-Pressemitteilung vom 7. Januar 2019: CubeSats joining Hera mission to asteroid system.
Esa-Beitrag zur Hera-Mission
pk
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 24. November 2021 | 11:13 Uhr