Der Komet C2023-A3 (Tsuchinshan-ATLAS), in etwa 160 Millionen Kilometern Entfernung, aufgenommen von dem Nasa-Astronauten Matthew Dominick von der ISS aus.
Bildrechte: picture alliance/dpa/NASA/JSC | Matthew Dominick

Astronomie Komet C/2023 A3 ist im Oktober der neue Abendstern

08. Oktober 2024, 14:23 Uhr

Der Oktober präsentiert uns einen neuen Kometen. Mitte des Monats wird er wie ein Abendstern am Himmel zu sehen sein: Komet Tsuchinshan-Atlas, C/2023 A3. Lesen Sie hier, wie Sie ihn entdecken und welche Sternwarten zur Beobachtung einladen.

Erinnern Sie sich noch an den Kometen Neowise? Vor vier Jahren hat er uns den Sommer über verzaubert. Jetzt ist wieder ein Komet so nah an der Sonne, dass deren Hitze seinen Eiskern verdampft und wir den riesigen Schweif sehen.

Der kosmische Besucher stammt aus den äußersten Weiten unseres Sonnensystems und wird von Deutschland aus mit bloßem Auge gut beobachtbar sein. Der Komet Tsuchinshan-Atlas – auch C/2023 A3 genannt – nähert sich zurzeit der Erde. Noch sei seine Beobachtung von Deutschland aus eher etwas für versierte Hobby-Astronomen, betont Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. In der ersten Oktoberwoche könnten sie den Himmelskörper im Osten kurz vor Sonnenaufgang erspähen, wobei die Sicht von Tag zu Tag besser wird. 

Erst am Morgen, dann am Abend

Denn der Komet kommt näher: Ab dem 5. oder 6. Oktober verschwindet er laut Liefke allerdings vom Morgenhimmel und zieht für einige Tage dicht an der Sonne vorbei, bevor er dann am Abendhimmel wieder auftaucht. Während dieser Phase passiert er das Sichtfeld des Sonnen- und Heliosphären-Observatoriums (SOHO). Die Beobachtung ist für den Satelliten nur möglich, weil die helle Sonne bei diesen Aufnahmen durch eine Scheibe in der Bildmitte abgedeckt wird.

Der Komet C2023-A3 (Tsuchinshan-ATLAS), über der Erde, in etwa 160 Millionen Kilometern Entfernung, aufgenommen von dem Nasa-Astronauten Matthew Dominick von der ISS aus.
Nasa-Astronaut Matthew Dominick hatte Mitte September bereits einen spektakulären Blick auf den Kometen C2023-A3. Kein Wunder, wenn man aus dem Fenster der ISS schauen darf. Bildrechte: picture alliance/dpa/NASA/JSC | Matthew Dominick

Etwa ab dem 11. Oktober sollte der Komet von Deutschland aus mit bloßem Auge gut erkennbar sein. Unser Abendstern, die Venus, ist da im Südwesten gerade untergegangen. Dafür bekommen wir, bei freier Sicht auf den Horizont, den Kometen zu sehen. Je dunkler der Standort, umso besser. Weil der Komet gerade die Sonne passiert habe und daher viel Material verdampfe, könnte sein Schweif besonders ausgeprägt sein, erläutert Liefke.

Beste Sicht ab Mitte Oktober

Am besten dürfte der Anblick an den Abenden des 12. oder 13. Oktober sein. Am 13. erreicht die Bahn des Kometen ihren erdnächsten Punkt mit etwa 70 Millionen Kilometern Abstand - das entspricht knapp der halben Entfernung der Erde zur Sonne. Ab November lässt sich der Besucher vermutlich nicht mehr mit bloßem Auge erkennen. Wie gut die Beobachtbarkeit tatsächlich sein wird, lasse sich allerdings nicht völlig sicher vorhersagen, betont Liefke.

Kometenbeobachtung in Sachsen und Sachsen-Anhalt

Die Vereinigung der Sternenfreunde, Sternwarten, Vereine, Planetarien, Forschungsinstitute, Museen, Schulen und einzelne Amateurastronomen laden am 19. Oktober bundesweit zum Astronomietag – Komet inklusive, wenn das Wetter mitspielt. Das Interesse der Astronomiefans scheint groß zu sein. Die Kometenbeobachtung der Sternwarte Nordsachsen in Eilenburg am 19. Oktober ist bereits ausgebucht.

Der Astroclub Radebeul e.V. öffnet jeden Freitagabend die großen Teleskope an der Sternwarte. Hier könnten Sie also auch am 11. oder 18. Oktober versuchen, einen Blick auf Tsuchinshan-Atlas zu bekommen. Der Astronomietag am 19.10. beginnt um 15 Uhr.

Die Volkssternwarte Drebach im Erzgebirge lädt am 11. und 19. Oktober um 20 Uhr zum Blick auf die Sterne – und vielleicht auch auf den Kometen.

Die Sternwarte Quedlinburg ist am 18. Oktober ab 19 Uhr bereits zum Beobachtungsabend geöffnet und ebenfalls am 19. Oktober zum Astronomietag. Auch hier stehen die Chancen gut, den Kometen zu erleben.

Die Astronomische Gesellschaft Magdeburg beginnt den 19. Oktober um 14 Uhr und richtet ab 19 Uhr die Teleskope in den Nachthimmel.

Weitere Veranstaltungen in ganz Deutschland können Sie hier suchen.

2 Meter Teleskop in Thüringen

Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg lädt am 26. Oktober zur Langen Nacht der Sterne. Da gibt es die Sterne ganz nahe. "Bei gutem Wetter ist es möglich, Beobachtungen des Sternhimmels mit dem 2-Meter-Spiegelteleskop direkt zu erleben", heißt es im Programm, Komet inklusive: "Ein besonderes Highlight wird die Beobachtungen des Kometen Tsuchinshan-ATLAS (C/2023 A3) sein. Der Komet ist nach Sonnenuntergang zu sehen (wenn das Wetter mitspielt)."

Entdeckt wurde Tsuchinshan-Atlas Anfang 2023 – der Name stammt von den Teleskopanlagen in China und Südafrika, die ihn zuerst erspäht hatten. Der Himmelskörper zählt zu den nicht-periodischen Kometen, die – wenn überhaupt – erst nach längeren Zeiträumen wieder in Erdnähe kommen. "In absehbarer Zeit wird Tsuchinshan-Atlas wohl nicht wiederkehren", sagt Liefke. Der Besucher stammt demnach aus der Oortschen Wolke, einer kugelförmigen Ansammlung von Objekten am äußersten Rand des Sonnensystems.

gp, dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 27. September 2024 | 14:20 Uhr

3 Kommentare

Rainer Kirmse vor 7 Tagen

Großes Schauspiel am Himmelszelt,
wir sind dabei, ganz ohne Geld.
Allzu oft besucht der Komet uns nicht.
Ich wünsche allen gute Sicht!😉

KOMETEN

Des Sonnensystems Wiege entsprungen;
uralte kosmische Vagabunden,
himmlische Objekte aus Eis und Staub,
die unser Zentralgestirn umrunden.

Oortsche Wolke, Küppergürtel Ade!
Weit draußen beginnt ihre Reise.
Äußere Planetenbahnen passiert,
halten sie Einzug in unsere Kreise.

Die bied're Gestalt der kalten Gesellen
belebt die Sonne mit Schweifespracht.
Seit jeher von Menschen bewundert,
verzaubert das Himmelsspiel die Nacht.

Sie galten als Sendboten des Schicksals,
Glück verheißend oder Unheil im Sog.
Das leuchtende Zeichen am Firmament
zu manch fataler Entscheidung bewog.

Sie haben viel Schaden angerichtet,
es wurden ganze Arten vernichtet.
Sie brachten wohl einst Wasser hierher,
vielleicht auch Lebenskeime und mehr.

Rainer Kirmse , Altenburg

Herzliche Grüße aus der Skatstadt

Wagner vor 7 Tagen

Thüringisch-vogtländischer Kometenbeobachter und Bahmbeschreiber :G.S.Dörffel —Plauen und Weida ; Die wahre Bahn — Lenk.Hahnebach ;

Rainer Kirmse vor 7 Tagen

Es muss natürlich Kuipergürtel heißen, kleiner Tippfehler, sorry.😉

Rainer Kirmse , Altenburg

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