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Concept-Bild von autonomen Fahrzeugen an einer Ladestation. Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Neue Studie zeigtAutonome Fahrzeuge belasten die Umwelt

21. Mai 2021, 19:00 Uhr

Deutschland will Vorreiter beim autonomen Fahren werden. Doch ökologischer wird es damit nicht automatisch. Eine US-Studie zeigt: Autonome Fahrzeuge wären direkte Konkurrenten für umweltfreundlichere öffentliche Verkehrsmittel. Nur durchgehend elektrische autonome Fahrzeuge mit mehr als 40 Prozent Ökostrom-Antrieb könnten die Bilanz verbessern.

Optimistische Prognosen gehen davon aus, dass zuverlässige autonome Fahrzeuge bereits 2030 weltweit kommerziell verfügbar sein werden. Geht es nach dem Deutschen Bundestag, soll unser Land auf dem Gebiet des autonomen Fahrens eine internationale Vorreiterrolle einnehmen. Das Parlament beschloss ein Gesetz, das es fahrerlosen Kraftfahrzeugen der sogenannten Stufe vier ermöglicht, bereits ab dem kommenden Jahr auf bestimmten Strecken im Regelbetrieb am öffentlichen Straßenverkehr teilzunehmen.

Autonomes Fahren der Stufe 4

Beim vollautomatisierten Fahren der Stufe vier kann der Computer bei bestimmten Anwendungen vollständig die Kontrolle über das Auto übernehmen, ohne von einem menschlichen Fahrer überwacht zu werden. In Notfällen soll das System das Fahrzeug auch am Straßenrand zum Stehen bringen. Diese Technologie könnte nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums etwa für Shuttleverbindungen oder bei der Güterbeförderung zum Einsatz kommen.

Umweltfolgen bislang kaum betrachtet

Während sich allerdings seit Jahren zahlreiche Forschungen auf die technologischen Aspekte des autonomen Fahrens und seiner Vorteile konzentrieren, wurden die Auswirkungen auf die Umwelt bislang kaum betrachtet. Man muss jedoch kein Prophet sein, um zu erahnen, dass mit der Einführung autonomer Fahrzeuge eine grundsätzliche Änderung des Reiseverhaltens der Menschen einhergehen wird.

Öffentliche Verkehrsmittel verlieren

Bereits jetzt erfährt die Mobilität in modernen Industriegesellschaften einen tiefgreifenden Wandel - weg von traditionellen Transportmitteln hin zu immer mehr Tür-zu-Tür-Diensten. Bisherige Analysen legen nahe, dass angesichts dieses Trends klassische öffentliche Verkehrsmittel künftig immer mehr Marktanteile an bequemere autonome Fahrzeuge verlieren werden. Dass bleibt wahrscheinlich nicht ohne negative Folgen für die Umwelt.

Fast ein Drittel wählt autonome Taxis

Doch Forscher der University of Wisconsin in den USA wollten genauer wissen, welche konkreten Umweltauswirkungen autonome Fahrzeuge hinsichtlich Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen, Feinstaub und Schadstoffen mit sich bringen. In einer Umfrage unter den Einwohnern der Großstadt Madison/Wisconsin (260.000 Einwohner) fragten die Wissenschaftler, wie sich die Existenz autonomer Fahrzeuge auf die Nutzung traditioneller Verkehrsmittel auswirken würde.

Dabei gaben fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent) an, dass sie, wenn sie die Wahl zwischen autonomen Taxis, Privatfahrzeugen, Bussen und Fahrrädern hätten, sich immer für die autonomen Fahrzeugtaxis entscheiden würden. Erst an zweiter Stelle folgten Privatfahrzeuge, während Busse aufgrund von notwendigen Fußwegen und Wartezeiten ganz unten auf der Beleibtheitsskala standen.

Energieverbrauch und Umweltverschmutzung steigt

Dadurch, dass autonome Fahrzeuge direkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und weniger mit Privatfahrzeugen konkurrieren, ergibt sich jedoch ein Problem. Denn aus Umweltschutzgründen versuchen Politiker weltweit, den öffentlichen Verkehr auf Kosten des privaten Fahrzeugverkehrs zu stärken.

In ihren Simulationen wiesen die Forscher aus Wisconsin nach, dass autonome Fahrzeuge vor allem mit dem vor Ort ökologisch bevorzugten Verkehrsmittel Bus konkurrieren. Ihre Umweltprognosen zeigten, dass bei einem Umstieg von Bussen auf autonome Taxis der Energieverbrauch um 5,7 und die Umweltverschmutzung um 6,85 Prozent ansteigen würden. Da der Verkehr in den USA für 28 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, ist das ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Elektrische autonome Fahrzeuge wären ein Ausgleich

Auch wenn die Bedingungen in den USA nicht so ohne Weiteres auf die Verhältnisse in Deutschland übertragbar sind, so gibt es doch Ähnlichkeiten. Um die Umweltauswirkungen von autonomen Fahrzeugen auszugleichen, sehen die Forscher aus Wisconsin übrigens den Einsatz von elektrischen autonomen Fahrzeugen als eine Möglichkeit an. Allerdings bringt das auch nur dann etwas, wenn der Strom, mit dem diese betrieben werden, auch mindestens zu über 40 Prozent ökologisch produziert wurde. Womit wir auch schon beim nächsten Problem wären.

(dn)

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