Ein Mann läuft barfuß.
Regelmäßig barfuß gehen fördert die Bildung von Hornhaut. Bildrechte: imago/biky

Studie TU Chemnitz: Barfuß vs. Schuhe Unsere Füße sind nicht für Schuhe vorgesehen - evolutionsbiologisch

26. Juni 2019, 19:00 Uhr

Wer regelmäßig barfuß läuft, entwickelt dicke Hornhäute. Nimmt dadurch die Empfindsamkeit der Füße ab? Eine Studie stellt diese Annahme in Frage – und zeigt ungeahnte Probleme, die Schuhe verursachen.

Wer regelmäßig ohne Schuhe barfuß durchs Leben geht, entwickelt dicke Hornhäute. Aber macht die extra dicke Haut die Füße auch weniger empfindsam? Eine neue Studie von Forschern der Harvard-Universität und der TU Chemnitz zeigt: Nein, regelmäßige Barfußgeher spüren genauso feine Reize an ihren Fußsohlen, wie Menschen, die gewöhnlicherweise Schuhe tragen. Die Schuhträger allerdings spüren meist nicht, dass durch die Schuhe beim Gehen viel stärkere Aufprallkräfte auf ihre Gelenke wirken als beim Barfußgang.

Ein Mann schaut in die Kamera, im Hintergrund ein historisches Gebäude
Prof. Thomas Milani Bildrechte: TU Chemnitz/Jacob Müller

Das Team um den Biologen Prof. Daniel Lieberman und den Bewegungswissenschaftler der TU Chemnitz Prof. Thomas Milani hat für die Studie zunächst 81 Erwachsene aus dem westlichen Kenia untersucht. Wie sie in nature online berichten, waren unter den Versuchsteilnehmern sowohl Schuhträger, als auch gewohnheitsmäßige Barfußgeher.

30 Prozent dickere Haut

Durch Ultraschallvermessungen der Fußsohle zeigt sich: die Haut der Barfußgeher war bis zu 30 Prozent dicker, als die der Schuhträger. Erstaunlicherweise beeinträchtigten die Hornhäute aber nicht die Sensibilität der Sinne in den Füßen der Barfußgeher. Die Forscher testeten die Reaktionen und Empfindungen mit einem Vibvrationsgerät und stellten fest: Die Barfußgeher konnten die Impulse genauso schnell und deutlich wahrnehmen, wie die Schuhträger. Trotzdem hatten sie laut eigenen Angaben keinerlei Schmerzen, wenn sie mit nackten Füßen über alltägliches Gelände wie heiße Straßen oder spitze Steine gingen.

Ein Forschungsgerät, mit dem die Forscher testen, wie sensibel die Füße von Barfußgängern sind.
Mit einem Vibrationsgerät maßen die Forscher, wie sensibel die Fußhäute waren. Bildrechte: Daniel Lieberman/Harvard

In einer zweiten Stufe untersuchten die Forscher 22 Erwachsene in den USA, auch sie je zur Hälfte gewohnheitsmäßige Barfußgeher oder Schuhträger. Bei Tests auf dem Laufband zeigte sich: Bei den Schuhträgern wirkte die Energie vom Aufprall der Füße auf dem Boden viel stärker auf die Gelenke, als bei den Barfußgängern.

Dennoch raten die Wissenschaftler nicht, generell auf Schuhe zu verzichten. Auch wenn fest steht, "dass unsere Füße evolutionsbiologisch nicht für Schuhe vorgesehen sind", so Prof. Milani. Sinnvoll sei aber Schuhwerk, mit dünnen, steifen und ungepolsterten Sohlen. Sandalen oder Mokassins etwa hätten eine ähnliche Wirkung wie die dicken Hornhäute bei Barfußläufern.

Die Forscher lassen Barfußläufer über einen Testweg mit verschiedenen Böden laufen.
Unter anderem mit dieser Teststrecke beobachteten die Forscher, wie beim Gehen Kräfte auf die Gelenke übertragen wurden. Bildrechte: Daniel Lieberman/Harvard

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 24. Januar 2019 | 21:00 Uhr