Festkörper-Batterie "Es tut sich eine Menge im Bereich der Batterieforschung"

16. Oktober 2023, 17:31 Uhr

Akkutechnologien spielen eine Schlüsselrolle bei der Energiewende. Mehrere Start-Ups, auch aus Europa, verkünden jetzt Durchbrüche bei der Leistung und Langlebigkeit. Wie realistisch sind diese Versprechen?

Einen Akku, der zehn Mal so viele Ladezyklen schafft wie bisherige Batterien mit Lithium-Ionen-Technologie, das verspricht aktuell ein Schweizer Start-Up. Die Grundlage dafür, eine Festkörper-Batterie, hat ein deutscher Forscher entwickelt, der zugleich zu den Gründern des neuen Unternehmens gehört. Die Firma vermarktet ihr Produkt als Gamechanger im Akku-Bereich, wie aktuell viele Unternehmen und Forschungsgruppen Durchbrüche verkünden beim Thema Stromspeicher, das von zentraler Bedeutung ist für das Gelingen eines Umbaus zu einer klimaneutralen Wirtschaft.

Aber wie realistisch sind solche Versprechen? Und können Deutschland und Europa den Vorsprung asiatischer Länder aufholen bei Batterietechnik? Holger Althues, Batterieforscher am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik in Dresden, kennt die deutsche Batterie-Forschung und weiß: Die großen Fortschritte sind tatsächlich möglich.

Wo steht denn die Batterieforschung derzeit in Deutschland?

Porträfotot eines Mannes, der lächelt.
Holger Althues vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS in Dresden. Bildrechte: Fraunhofer IWS

Tatsächlich tut sich eine Menge im Bereich der Batterieforschung. Wir haben zum einen die Hochskalierung der heutigen Lithium-Ionen-Technologie, die ja schon sehr weit ausgereift ist und die in die großen Anwendungen wie die Elektrofahrzeuge reinkommt. Gleichzeitig findet Forschung an neuen Batteriespeichersystemen statt, und da ist insbesondere das Thema Festkörperbatterien zu nennen, mit denen die Eigenschaften der Batterien noch weiter verbessert werden können. Also sowohl die Lebensdauer, die jetzt hier im Fokus der Veröffentlichung steht, aber auch die Energiedichte, Steigerung und die Erhöhung der Sicherheit sind da die Gründe, warum man sich mit diesen neuen Systemen auseinandersetzt.

Ist die Frage der Langlebigkeit da die entscheidende?

Was die Lebensdauer der Batteriezellen angeht, muss man vor allem berücksichtigen, dass allein die Erhöhung der Lebensdauer nicht ausreicht. Man muss für die Anwendung in der Elektromobilität, aber auch für stationäre Speicher ein ganzes Anforderungsprofil von verschiedensten Eigenschaften erfüllen. Dazu zählen auch Energiedichte, die Leistungsdichte, die Sicherheit und vor allem die Kosten der Batteriezellen. Und es ist einfach, im Labor eine Zelle mit hoher Lebensdauer herzustellen. Oft erfüllen solche Prototypen dann aber nicht gleichzeitig die anderen Kriterien.

Also so einfach ist es nicht. Da müssen mehrere Faktoren dann am Ende auch tatsächlich unterm Strich passen. Wie ist denn da Deutschland gegenüber der Konkurrenz aufgestellt? Zum Beispiel aus China? Denn gerade so bei E-Autos sind ja die Chinesen im Moment die, die den Markt dort beherrschen.

Ja, die Lebensdauer wird ja maßgeblich durch die Batterien und da insbesondere durch die Batteriezellen bestimmt. Und bisher gibt es ja in Europa noch nicht die große Massenfertigung von Batteriezellen für die Elektromobilität, sodass die Batteriezellen in Elektroautos auch heute insbesondere aus Asien oder von asiatischen Herstellern kommen. Die Herstellung von Batteriezellen in Europa ist im Aufbau und ich denke, dass dort zunächst keine großen Sprünge in der Performance zu erwarten sind. Da werden sich die deutschen Batteriezellen nicht so deutlich von den asiatischen Batteriezellen unterscheiden. Was dann wirklich jetzt in der Forschung passiert, was im Labor passiert, das ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Und da denke ich, sind führende Gruppen auch in Europa und Deutschland zu finden, die dort die Grundlagen legen für die nächste Generation von Batteriezellen.

In Sachen Forschung: Sehen Sie da in Deutschland genügend Unterstützung für die Batteriezellenforschung, sodass man hier perspektivisch vielleicht auch ein Stück die Nase vorn haben kann?

Ja, es gibt in Deutschland sehr gute Förderprogramme, um die Forschung im Bereich der Batterien für die nächste Generation von Energiespeichern voranzutreiben. Da gibt es große Programme durch das BMBF Cluster, die die Kompetenzen bündeln. Und ich denke, da ist Deutschland wirklich gut aufgestellt.

Interview: Kristin Weber, Bearbeitung: Clemens Haug

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 10. Oktober 2023 | 16:24 Uhr

19 Kommentare

Mediator am 16.10.2023

@Guter Mensch:
Ihr Beispiel hinkt und auch ihre sinnfreie Argumentation gegen die Grünen macht das nicht besser. Ihren persönlichen Raum können sie mit so viel Krimms Kramms zustellen wie sie wollen, selbst wenn sie diesen nie nutzen.

PKW parken in der Regel im öffentlichen Raum und nehmen uns Bürgern damit die Möglichkeit diesen zu nutzen. Was glauben sie, welche Möglichkeiten sich durch den Wegfall der PKW Massen ergeben, wenn nicht mehr jeder ein eigenes Auto besitzt, sondern man on demand einfach eines nutzt?

Seltsam, aber aus meiner Sicht entwickeln sich die Akkus die wir bereits jetzt in üblichen Produkten nutzen rasant weiter.
Telefonakkus hatten früher wenig Kapazität und das Laden dauerte ewig. Heute ist die Kapazität um ein vielfaches höher und dank Schnelladetechnologie super schnell geladen. Gleiches gilt für PKW Akkus.

Mediator am 16.10.2023

@kleinerfrontkaempfer (grins):
Na machen wir innovative Akkutechnologien und E-Maobilität in einem Zu madig? Denken sie mal innovativ! Der ÖPNV wie wir ihn kennen wird sicherlich nie den ländlichen Raum ausreichend mit Mobilität bedienen können.
Selbstfahrende Autos die man nicht besitzt, sondern die einem on demand zur Verfügung stehen, können dies. Dann steht das Auto auch nicht mehr wie meines 23 Stunde am Tag dumm rum und nimmt Platz weg, sondern es ist vielleicht 10 Stunden im Einsatz und ersetzt 5 PKW.

Denken sie die Zukunft doch nicht immer mit den Ideen von gestern. Auch für so etwas braucht man gute Speicher. Was glauben sie wie das Muttchen, dass es wegen Kurzatmigkeit nicht mal mehr bis zur Apotheke schafft freit, wenn sie an der Haustür abgeholt und bis vors Ziel gefahren wird. Ach ja die lästige Parkplatzsuche entfällt bei so was auch, oder machen sie sich Gedanken wo ihr Bus parkt?

Mediator am 16.10.2023

@Ilse:
Genau! Alles zu teuer und keiner braucht das!
-wie das Auto, zu dem man noch Chaufeur und Mechaniker einstellen musste
- Computer, die ein ganzes Zimmer und etliche Programmierer brauchten
- mobile Telefonie, wo man ein ganzes Schminkköfferchen durch die Gegend tragen muss und die Minute sündhaft teuer ist

Sorry aber so zu tun als hätten wie das Ende der Zukunft erreicht und es würde nicht immer weiter gehen ist doch ein dummer Zweckpessimismus um eine Entwicklung schlecht zu reden die ihnen nicht passt.

Autos sind heute eine Massenware deren Preis sich auch die Masse leisten kann, ebenso wie Computer oder Smartphones. Überall hat sich gezeigt, dass durch die Anreize des Marktes und breiter Käuferschichten Innovation massiv beschleunigt wurde und die Preise in den Keller gingen.