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Das Rätsel um die Herkunft der Ur-Biene ist gelöst. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

InsektenforschungDie Ur-Honigbiene ist aus Asien eingewandert

07. Dezember 2021, 11:45 Uhr

Die Honigbiene ist unverzichtbar für unser Ökosystem: Sie liefert nicht nur leckeren Honig, sondern ist vor allem einer der wichtigsten Pflanzen-Bestäuber. Da könnte man denken, dass die Vorfahren unserer heutigen Honigbienen natürlich hier in Europa entstanden sind. Stimmt aber nicht: Die Biene hat gewissermaßen einen Migrationshintergrund. Ein Forschungsteam hat jetzt herausgefunden, woher die Vorfahren des Bestäubers ursprünglich stammen.

von Kristin Kielon

Das sonore Summen der Honigbienen erinnert uns sofort an prächtig blühende Pflanzen und den Sommer. Doch nicht nur bei uns in Europa, sondern beinahe auf der ganzen Welt zählt die Biene zu den wichtigsten Bestäubern, erzählt Biologie-Professor Amro Zayed von der kanadischen York University: "Die Honigbiene ist wirklich erstaunlich! Die Art kann verschiedenste Lebensräume besiedeln: Afrikanische Berge, tropische oder mediterrane Gebiete, Regionen, die beinahe Wüsten sind und wirklich kalte Gebiete. Sie haben diese erstaunliche Fähigkeit, sich sehr gut an örtliche Gegebenheiten anzupassen."

Wo kommen die Bienenvorfahren her?

Aber wo sind eigentlich die Vorfahren der Honigbiene entstanden? Das war in den vergangenen Jahrzehnten ein echtes Rätsel für die Wissenschaft, sagt der Bienenforscher, das er nun mit seinem Team endlich lösen wollte.

Dafür hätten sie 251 Genome von 18 Unterarten angeschaut, erläutert der Wissenschaftler: "Wir haben versucht, so viele Honigbienen-Unterarten wie möglich zu sequenzieren. Durch die Sequenzierung dieser Unterarten können wir ihre Evolutionsgeschichte rekonstruieren." Diese offenbarte schließlich, dass alle Honigbienen tatsächlich auf die Ur-Honigbienen aus einer bestimmten Weltregion zurückgehen, erklärt Doktorandin und Erstautorin der Studie, Katie Dogantzis: "Unsere Forschung zeigt, dass der wahrscheinlichste Ursprung in Westasien liegt. Das wird diese seit langem geführte Debatte unter Forschern über den tatsächlichen Ursprung der Vorfahren der Honigbiene beenden." Vor rund acht Millionen Jahren entstand die Honigbiene demnach in Asien. Dann spaltete sich die Art in mehrere Linien auf und machte sich auf Reisen: Während sie Afrika in einem Rutsch besiedelt habe, sei die Besiedelung Europas in zwei Ausbreitungsprozessen erfolgt.

Wie konnte sich die Biene so gut an neue Lebensräume anpassen?

Nur 145 der mehr als 12.000 Gene machten es möglich, dass sich die Honigbiene so gut an neue Lebensräume anpassen konnte. Fast alle davon haben mit dem Sozialverhalten der Bienen zu tun, erklärt Zayed: "Wir haben sehr starke Belege dafür, dass die Fähigkeit der Arbeiterinnen, ihr Sozialverhalten zu ändern, die wichtigste Schlüsseleigenschaft ist, damit Honigbienen in diesen unterschiedlichen Umgebungen überleben können." Dass sich die Honigbiene also über ein derart großes Gebiet ausbreiten konnte, könnte vor allem dadurch möglich geworden sein, dass sie ein soziales Leben in einem Staat entwickelt hat. Bienenforscherin Dogantzis will ihre Erkenntnisse jetzt aktiv nutzen. Angesichts des dramatischen Bienensterbens helfe das Wissen über deren Herkunft: "Wir hoffen, dass wir künftig fundiertere Entscheidungen über alle neuen Faktoren treffen können, die sich auf die Gesundheit von Honigbienen auswirken können. Gibt es Umweltveränderungen? Hat sich das Klima geändert? Oder gibt es neue Krankheiten? So können wir die Gesundheit der Honigbienen in Zukunft besser überwachen."

Die Studienarbeit lesen Sie hier im Original.

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