Folgen der Erderwärmung Bienen und Blumen: Eine bedrohte Partnerschaft?
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23. Juli 2019, 16:55 Uhr
Das Klima wird immer wärmer und Pflanzen beginnen früher mit der Blüte. Das aber könnte ein Problem für die Bienen werden: Verpassen die Tiere den Zeitpunkt der Blüte, ist die Symbiose in Gefahr.
Die Bienen benötigen den Nektar und die Pollen der Blüten. Die Pflanzen werden im Gegenzug dafür von ihnen bestäubt – soweit bekannt. Doch diese uralte Beziehung könnte in Gefahr sein. Der Grund: Sowohl Pflanzen als auch Bienen richten sich nach der Lufttemperatur, wenn es um die richtigen Zeitpunkte für die Blüte, beziehungsweise für das Schlüpfen geht.
Diese Zeiten aber verschieben sich durch die globale Erwärmung. Wenn dies ungleichmäßig geschieht, könnten sich die Bienen und die Blüten schlichtweg verpassen. Die Biologinnen Sandra Kehrberger und Andrea Holzschuh von der Universität Würzburg haben dieses Phänomen bei der Blume Küchenschelle und zwei Wildbienenarten studiert. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in der Zeitschrift Plos One veröffentlicht.
Bienen und Blumen sind bedroht
Verschieben sich Blüte und Bienengeburt zu ungleichmäßig, wird es besonders für die Tiere sehr gefährlich. "Für Wildbienen ist der richtige Zeitpunkt des Schlupfes insbesondere im Frühling zu Beginn der Vegetationsperiode wichtig, da bereits eine kurze Zeitspanne ohne blühende Pflanzen und damit ohne Nahrung negative Folgen für das Überleben der Bienen und die Anzahl an Nachkommen haben kann", sagt Holzschuh. Doch zu einer Beziehung gehören immer zwei und so sind auch die Pflanzen in Gefahr. "Ein Mangel an Bestäubern kann für sie und für ihren Reproduktionserfolg negative Folgen haben", mein Kehrberger.
Das richtige Timing
Um herauszufinden, inwiefern sich die Prozesse des Blühens und des Schlüpfens bei veränderten Temperaturen zeitlich verschieben, führten die Biologinnen Holzschuh und Kehrberger ein Experiment durch. Sie untersuchten die Blütezeit der Küchenschelle und die Entwicklung der Bienen-Kokons unter verschiedenen Temperaturbedingungen. Das Ergebnis: Bei wärmeren Temperaturen blühte die Küchenschnelle deutlich früher. Die untersuchten Mauerbienenarten schlüpften aber nur geringfügig früher.
Die Beziehung gerät ins Wanken
Die Forscherinnen schlussfolgern, dass die Küchenschnelle bei steigenden Temperaturen zu früh und in Abwesenheit von Bestäubern blühen könnte. Somit wäre die Pflanzenpopulation in Gefahr. Zudem könnten die Bienen infolgedessen ihre wichtigste Nahrungsquelle "verpassen". Die Forscherinnen wollen mit ihrer Untersuchung auf die Folgen der globalen Erderwärmung aufmerksam machen. Kehrberger weist darauf hin, "dass auch der Klimawandel eine Bedrohung für heimische Pflanzen- und Wildbienenarten darstellt, die bereits durch andere Faktoren, wie den Verlust an Lebensraum und die intensive Landwirtschaft unter starkem Druck stehen".
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. Juli 2019 | 12:23 Uhr