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RecyclingWarum die Bio-Mülltüte nicht in den Bio-Müll darf

Stand: 11. Februar 2019, 12:39 Uhr

Biomülltüte steht drauf. Und das Wort "kompostierbar". Und trotzdem darf die Biomülltüte nicht in die Biomülltonne – noch nicht. Denn Forscher kennen den Grund und Hersteller versprechen Besserung.

Wenn die Müllwerker in Weißenfels die Biomülltonnen leeren, dann nehmen sie auch ihren Inhalt unter die Lupe. Denn allzu oft befinden sich darin Plastiktüten – und das nicht nur in Weißenfels. Und die gehören dort nicht hinein.

Aber was ist, wenn die Tüten aus Bioplastik sind und damit kompostierbar? Dann ist das prinzipiell eine gute Idee, aber trotzdem funktioniert das mit dem Kompostieren nicht. Der Grund: In Kompostieranlagen – wie in unserem Beispiel bei der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd – braucht der Kompost sechs bis acht Wochen.

In so einem Rhythmus arbeiten die meisten Kompostwerke auch in anderen Bereichen von Deutschland.

Henrik Otto, Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd

Diese Zeit wird benötigt, um aus dem Bioabfall z.B. Kompost oder Biogas herzustellen. Die Bioplastiktüten müssen sich aber erst nach zwölf Wochen zersetzen – gibt eine entsprechende EU-Norm vor. Und das tun die meisten auch. Ergebnis: Bioplastikreste im Kompost.

Diesen Kompost, den dürfen wir dann nicht in an die Landwirte abgeben, der darf nicht auf die Felder ausgebracht werden.

Henrik Otto

Die Norm hinkt also der Realität hinterher. Ein klassischer Zielkonflikt, weiß auch Dr.-Ing. Patrick Hirsch vom Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen in Halle.

Zielkonflikt: Reißfest oder kompostierbar

Denn jeder möchte einen möglichst stabilen Beutel haben, der eine hohe Festigkeit hat und gleichzeitig wenig Feuchtigkeit nach außen lässt, so Hirsch. "Das bedarf eigentlich eines Kunststoffes, der möglichst lange Molekülketten hat. Eine kurze Kompostierdauer ist genau das Gegenteil. Hier braucht man Kunststoffe mit kurzen Molekülketten."

Deshalb müssen neue Biokunststoffe her, die das Problem lösen. Aber am Ende, so Hirsch, funktioniert das nur, wenn es eine hohe Nachfrage gibt, denn die Entwicklungskosten für solche Produkte sind hoch. Hersteller BASF hat nach eigenen Angaben bereits Biokunststoffe getestet, die in drei bis sechs Wochen abgebaut sind.

Nach dieser Kompostierungsphase sollen alle Reste verschwunden sein und nichts mehr in den Boden ausgebracht werden.

Dr. Katharina Schlegel, Marktentwicklung BASF

Und dann, so die Hoffnung, gibt es irgendwann sogar Kunststoffe, die sich auf dem Komposthaufen im Garten ganz von allein zersetzen.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um Zwei | 07. Februar 2019 | 14:12 Uhr