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Prof. Sarah Schott und Prof. Christoph Sohn vom Uniklinkum Heidelberg mit ihrem Bluttest. Bildrechte: Universitätsklinikum Heidelberg

MedizinErster Bluttest für Brustkrebs

Stand: 22. Februar 2019, 10:33 Uhr

Seit Jahren arbeiten Wissenschaftler an einfachen Tests für Krebserkrankungen. Deutsche Forscher der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, eines der größten Zentren für Krebsforschung und -therapie, haben jetzt nach eigenen Angaben den ersten Bluttest für Brustkrebs entwickelt. Er soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Jutta Hübner, Professorin für Integrative Onkologie am Universitätsklinikum Jena, ist skeptisch und rät zur Vorsicht in der Bewertung des neuen Bluttests.

Wenn sich die Gynäkologen zu ihrem jährlichen Fortbildungskongress treffen, dann geht es natürlich um neue Verfahren der Vorsorge und Behandlung. Spannend – zuerst einmal für Gynäkologen. Heute war das anders. Denn an diesem 21. Februar 2019 trat Prof. Christoph Sohn von der Uni Heidelberg ans Pult und sprach von einem Durchbruch. Nach eigenen Angaben ist es an der Universitäts-Frauenklinik  Heidelberg gelungen, einen Bluttest für Brustkrebs zu entwickeln.

Aus unserer Sicht ist das der entscheidende Meilenstein, der Durchbruch, der uns hier gelungen ist mit dem Liquid-Biopsy-Verfahren.

Prof. Christoph Sohn

An diesem Liquid-Biopsy-Verfahren, bei dem aus dem Blut Hinweise auf Erkrankungen gewonnen werden, arbeiten Forscher weltweit. Aber die Heidelberger haben nach Aussagen von Prof. Sohn "jetzt eine Genauigkeit erreicht, die uns in die Lage versetzt, mit dem Test jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen."

Ca. 2.000 Frauen wurden für eine Studie untersucht, immer wieder wurde ihnen Blut abgenommen. Hintergrund: Das neue Verfahren erkennt eine Krebserkrankung anhand von so genannten Biomarkern. Biomarker sind Veränderungen, die auf Krankheiten schließen lassen. Das Verfahren ergänzt damit das derzeitige Spektrum an Diagnosemöglichkeiten wie Mammografie, Ultraschall oder MRT. Insgesamt konnten 15 verschiedene Biomarker im Blut von an Brustkrebs erkrankten Frauen entdeckt werden.

Es handelt sich dabei um Botenstoffe, die ein Tumor ins Blut abgibt, die letztendlich die Diagnose für Brustkrebs stellen können, beziehungsweise das Risiko einer Brustkrebserkrankung aufzeigen können.

Prof. Christoph Sohn

Die Blutuntersuchung bringt besonders aussagekräftige Ergebnisse bei jungen Frauen und Frauen, die aus genetisch möglicherweise vorbelasteten Familien stammen. Ende des Jahres soll der Test auf den Markt kommen.

In der Praxis soll es so aussehen, dass man sich vom Arzt Blut abnehmen lässt, der schickt dieses Blut in ein Labor, in diesem Labor, werden diese Parameter die wir definiert haben, analysiert, es werden dann über einen Algorithmus, den wir entwickelt haben, diese Parameter in ein Verhältnis gesetzt und das Ergebnis wird dann sagen, ob man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gesund ist oder mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Brustkrebs hat.

Prof. Christoph Sohn

Noch keine Studie veröffentlicht

Jutta Hübner, Professorin für Integrative Onkologie am Universitätsklinikum Jena, rät zur Vorsicht in der Bewertung des neuen Bluttests in der Brustkrebsfrüherkennung. Hübner sagte dem MDR-Magazin "Hauptsache Gesund": "Die Meldung zu diesem neuen Test halte ich für hochproblematisch, weil sie Frauen verunsichert. So ein Angebot für einen Bluttest ist natürlich attraktiv. Aber wir haben jetzt mühsam einen Konsens gefunden, wie die Früherkennung bei Brustkrebs in Deutschland gestaltet wird und das wird nun massiv in Frage gestellt."

Die Forscherin ist skeptisch, weil es zu diesem Test in Fachkreisen bislang keinerlei veröffentlichte Forschungsergebnisse gebe. Das sei unüblich. Die Onkologin bestätigt damit auch eine Auskunft des Deutschen Krebsforschungszentrums, wonach keine begutachtete Studie in einem Fachmagazin vorliege.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | HAUPTSACHE GESUND | 21. Februar 2019 | 21:00 Uhr