Mann bei einer Botox-Behandlung
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US-Studie mit deutscher Beteiligung Botox-Spritzen helfen offenbar gegen Angstzustände

21. Dezember 2021, 12:24 Uhr

Das Nervengift Botulinomtoxin, bekannt als Botox, wirkt nicht nur gegen Falten im Gesicht, sondern auch bei psychischen Problemen. Das hat eine US-Studie herausgefunden – dazu hat Botox offenbar weitere positive Effekte.

Botox ist regelmäßig in den Nachrichten, wenn mal wieder ein Prominenter mehr oder weniger offensichtlich in seinem Gesicht nachgeholfen hat – wie zuletzt mutmaßlich Tom Cruise. Das starke Nervengift wird dabei unter die Haut injiziert, um Falten reduzieren. Neben einigen unerwünschten Nebenwirkungen wie herabhängenden Augenlidern kann Botulinumtoxin auch positive Konsequenzen haben. Bereits seit einem Jahr bekannt war, dass die Substanz gegen Depressionen helfen kann. Auch bei Muskelkrämpfen, Migräne, extremem Schwitzen oder Inkontinenz wird es eingesetzt. Nun hat ein Forscherteam an der University of California in San Diego herausgefunden, dass Botox auch Angstzustände verringern kann. An der im Fachjournal "Scientific Reports" veröffentlichten Studie waren auch die deutschen Wissenschaftler Marc Axel Wollmer (Hamburg) und Tillman Krüger (Hannover) beteiligt.

Angstzustände weitverbreitetes Phänomen

Die Forschenden durchforsteten dafür die FAERS-Datenbank der US-Gesundheitsbehörde FDA, in der fast 40.000 Menschen erfasst sind, die aus verschiedenen Gründen mit Botox behandelt wurden. Das Ergebnis: Personen, denen das Nervengift gespritzt wurde, berichteten hinterher von deutlich weniger (22 bis 72 Prozent, je nach Körperstelle, wo gespritzt wurde) Angstzuständen als solche, die eine andere Therapie erhalten hatten. Von der FDA seien schon diverse Nebenwirkungen von Botox eingehend untersucht worden, erklärt der Studienleiter Prof. Ruben Abagyan. "Wir haben uns gefragt: Warum machen wir nicht mal das Gegenteil? Wieso suchen wir nicht nach positiven Wirkungen?"

Angstzustände gehören dabei zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, alleine in der USA haben laut der Studie 32 Prozent der Menschen diese schon einmal erlebt. Einem Drittel von ihnen konnte therapeutisch nicht geholfen werden, weshalb weiter nach möglichen Medikamenten gefahndet wird. Weltweit liegt die Zahl der Personen, die im Laufe ihres Lebens an einer Angststörung erkrankten, zwischen 14 und 29 Prozent, wie die Deutsche Angst-Hilfe berichtet. Die weitere Forschung sollte sich nun darum kümmern, die Wirkweise von Botox bei Angstzuständen aufzuklären, so Abagyan. Außerdem sei noch nicht ganz klar, welche Dosis und welcher Körperteil am besten für die Spritze ist.

cdi

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