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Buchempfehlung: Wege aus der Energiekrise Bildrechte: Verlag C.H.Beck

Buchtipp der WocheDeutschland unter Strom. Unsere Antwort auf die Klimakrise

13. März 2022, 15:00 Uhr

Alles, was wir brauchen, um die Klimakrise zu bewältigen, haben wir schon. Wir müssen die Mittel nur richtig einsetzen, sagt Christoph Podewils. MDR WISSEN-Autor Christian Dittmar hat sein Buch gelesen. Und kann jetzt erklären, was eine Currywurst mit Energie zu tun hat und wie viel ein Mensch arbeiten müsste, um die Trommel einer Waschmaschine zu bewegen.

von Christian Dittmar

Vorhandene Mittel intelligenter einsetzen

In "Deutschland unter Strom, Unsere Antwort auf die Klimakrise" geht es um das zentrale Thema unserer Zeit: die Klimakrise. Autor Christoph Podewils erklärt, wie wir diese bewältigen können – mit Mitteln, die wir bereits haben. Dazu gehören Wind- und Solaranlagen, Stromspeicher, aber auch Wärmepumpen und die digitale Vernetzung. Am Ende müssen wir diese Mittel nur intelligenter als bisher einsetzen, das ist die Botschaft dieses klugen Buches.

Der Beitrag der Bundesländer zur Energiewende ist sehr unausgewogen. Bildrechte: Agentur für Eneuerbare Energien / Verlag C.H.Beck

Anschauliche Beispiele

Podewils erklärt teilweise komplizierte Zusammenhänge sehr anschaulich. Was Energie ist, wird am Beispiel einer Currywurst erläutert. Die wohl eher unbekannte erste Windkraftanlage aus dem Jahr 1983, der Growian, zeigt, dass die Windkraft eigentlich schon eine lange Erfolgsgeschichte ist. Oder anhand eines Kochbuchs von 1926 wird deutlich, wie sehr sich die Strompreise verändert haben (damals kostete eine Kilowattstunde 16 Pfennige). Dabei scheut er sich auch nicht, scheinbar bekannte Begriffe wie "Strom" ausführlich zu erläutern – und schafft so einen informatorischen Mehrwert.

Immer wieder veranschaulichen Beispiele aus der Praxis, wie etwa das intelligente Wärmenetz der Stadt Lemgo, die abstrakten Überlegungen. Dort liefert eine Großwärmepumpe die Fernwärme für die Fachwerkhäuser der Altstadt – die wiederum vom örtlichen Klärwerk geliefert wird.

Christoph Podewils Bildrechte: Rolf Schulten / Verlag C.H.Beck

Journalist und Wissenschaftler

Christoph Podewils ist vom Fach. Als Wissenschaftsjournalist berichtete er lange über Energie- und Klimathemen. Später baute er den Thinktank Agora Energiewende mit auf. Seit März 2021 verantwortet er die Kommunikation der Global Solutions Initiative, die internationale Organisationen zu Fragen globaler Probleme berät. Der Autor hat mehrere Studien zur Energie mitverfasst und betreibt selbst Photovoltaikanlagen.

Buchempfehlung: Wege aus der Energiekrise Bildrechte: Verlag C.H.Beck

Die Daten zum BuchChristoph Podewils: Deutschland unter Strom. Unsere Antwort auf die Klimakrise. Verlag C.H.Beck 2021, 253 Seiten, 16,95 € (als eBook 12,99 €), ISBN 978-3-406-77537-6

Fakten und Antworten zur Änderung von Land und Leben

Der bekannte Arzt und Autor Eckart von Hirschhausen führt mit einem launigen Vorwort in das Buch ein, danach erklärt Christoph Podewils im ersten Teil die technischen Grundlagen der Energiewende. Dazu gehören spannende Fragen wie "Warum wir die Technik gegen die Klimakrise schon längst haben", "Warum die Technik gegen die Klimakrise nicht schon längst stärker genutzt wird (und wie wir das ändern)" oder "Wie Strom zur billigsten Energieform werden kann".

Im zweiten Teil wird dann erläutert, "wie wir Land und Leben ändern werden". Dabei benutzt Podewils eine klare Sprache und beantwortet alle wichtigen Fragen. Beispiel gefällig? "Als durchschnittlicher Mensch können wir eine Dauerleistung zwischen 60 und 100 Watt in Form von körperlicher Arbeit aufbringen, nur für wenige Sekunden oder Minuten auch das bis zu Zehnfache. Das reicht nicht einmal, um die Trommel einer Waschmaschine zu bewegen, geschweige denn heißes Wasser dafür zu erzeugen." Im Anhang bringen weiterführende Links die Möglichkeit, sich über das Buch hinaus zu den angesprochenen Themen zu informieren.

31% Negativemissionen sind bis 2050 möglich, untermauert der Autor mit dieser Grafik. Bildrechte: Agora Energiewende / Verlag C.H.Beck

Die Energiewende lieben lernen?

Es wird bei der Energiewende auch viele Gewinner geben. Letztlich können auch wir in Deutschland dazu gehören, wir müssen uns nur konsequenter als bisher auf den Weg der erneuerbaren Energien begeben. Dann werde es ähnlich positive Effekte auf den CO2-Ausstoß geben, wie sie auch bei der Corona-Pandemie zu beobachten waren, schreibt Eckart von Hirschhausen in seinem Vorwort: "Ob es nun weniger Lärm in den Städten sein wird, weil Elektroautos leiser sind, eine Revitalisierung der ländlichen Gegenden, weil dort nun einmal viel Energie geerntet wird, oder – so hoffe ich sehr – Dinge, die wir uns heute noch nicht einmal erträumen, die wir aber eines Tages lieben werden."

Christian Dittmar Bildrechte: MDR/Tobias Thiergen

Der RezensentChristian Dittmar arbeitet für MDR WISSEN im Online- und Social-Media-Bereich. Interessengebiete: Sprachen, Space und Sport. Kocht gern, vor allem in Corona-Zeiten.