Buchtipp der Woche Geniale Fehler. Von glücklichen Unfällen und großartigen Missgeschicken
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31. Juli 2022, 10:00 Uhr
"Aus Fehlern wird man klug, durch sie entwickelt sich die Menschheit weiter." So beginnt ein Buch, das von der Bedeutung von Zufällen und Fehlern in der Entwicklung bahnbrechender Neuheiten handelt. MDRWISSEN-Autorin Jana Rehse hat das Buch mit ihren Kindern gelesen und spricht eine klare Empfehlung aus – auch für Erwachsene. Oder wussten Sie, dass Penicillin oder Radiergummi eigentlich unabsichtlich entstanden?
So einfach wie genial
Dieses Buch ist so einfach wie geradezu genial. Auf 19 Doppelseiten werden Erfindungen beschrieben, die unser Leben bis heute maßgeblich beeinflussen. Und diese Erfindungen sind alles andere als das Ergebnis jahrelanger Arbeit, sondern entstanden aus Zufällen oder gar aus Fehlern.
"DIESES BUCH möchte Fehlschläge gebührend würdigen", heißt es auf der ersten Seite. Und dieses Versprechen hält das Buch auch. Denn ohne Fehler gäbe es kein Penicillin, keine Batterien und keine Radiergummis. Auch Klettverschlüsse, die das Leben vieler Kinder und Eltern erheblich erleichtern, würde es heute noch nicht geben.
Fehler ausdrücklich erlaubt
"Geniale Fehler" fesselt mich allein durch ein wirklich einprägsames Vorwort: "Aus Fehlern wird man klug, durch sie entwickelt sich die Menschheit weiter. Daher sollten wir keine Angst haben, Fehler zu begehen." Ich finde, dass dies eine ganz wichtige Botschaft für Kinder ist. Sie sollen sich in der Schule und im Leben ausprobieren. Fehler sind nichts Schlimmes, sondern etwas, aus dem man lernen kann. Und manchmal können Fehler und Missgeschicke sogar die Welt verändern. Hätte Alexander Fleming besser aufgeräumt und seine alte Petrischale nicht am Fenster stehen lassen, gäbe es heute vielleicht noch kein Antibiotikum.
Frauen schauen auf eine Männerwelt
Geschrieben und illustriert haben das Buch zwei Spanierinnen. Soledad Romero Mariño wurde in Barcelona geboren und studierte Grafikdesign. Nach 10 Jahren als Designerin in einer Werbeagentur widmete sie sich ihrer Leidenschaft, dem Büchermachen, und gründete einen kleinen Verlag. Seither hat sie viele Kinderbücher geschrieben und designt.
Montse Galbany ist Illustratorin und Grafik-Designerin und lebt in der Nähe von Barcelona. Ihre Leidenschaft gilt neben dem Illustrieren den handwerklichen Techniken: Keramik, Siebdruck und Wandmalerei.
Ein bisschen auffällig ist es, dass das Sachbuch zwar von zwei Frauen geschrieben wurde, allerdings nur eine einzige enthaltene Erfindung von einer Frau stammt – die Tarte Tatin, ein französischer Kuchen mit gerösteten Äpfeln. Sie wurde nach ihrer Erfinderin benannt – Caroline Tatin.
Große Erfindung knapp erklärt
Das Buch ist in erster Linie ein Illustrationsbuch mit großen und einprägsamen Bildern. In kurzen Texten wird beschrieben, wie es zum jeweiligen Irrtum kam. Die Erfindung steht groß über der Doppelseite und es reichen oft wenige Zeilen, um die bahnbrechende Idee zu beschreiben. Das ist meiner Meinung nach schon imposant: Denn zum einen ist es tatsächlich eine kleine Meisterleistung, die "Irrtümer" in so wenigen Worten zu beschreiben. Die Texte sind zudem meist einfach formuliert, so dass Kinder ab der 3. Klasse Freude an dem Buch haben können. Ab und an verbergen sich aber doch Fremdwörter oder schwierigere Erklärungen in den Texten, die kleine Kinder nicht sofort verstehen. Auch stammen die meisten Erfindungen von Menschen mit englischsprachigen Namen, was das "Selbstlesen" zumindest ein wenig erschwert.
Für größere Kinder eine klare Empfehlung!
Die aufgelisteten Erfindungen sind meiner Meinung nach allesamt spannend. Ob Feuerwerk, Chips oder die Röntgenstrahlung – die beschriebenen Dinge sind so vielseitig wie interessant. Dabei sind an manchen Stellen nicht nur die Erfindungen selbst spannend, sondern auch die Nebenaspekte. So wurde beispielsweise mit Brotkugeln radiert, bevor 1770 in England der Radiergummi aus Kautschuk entdeckt wurde.
Ich würde das Buch vor allem für Kinder ab der 4. oder 5. Klasse empfehlen – sogar als Zeugnisgeschenk macht es etwas her! Und Eltern werden sicher auch noch eine Menge lernen.
Die Rezensentin schaut sich für uns Wissens- und Sachbücher für Kinder an: "Mit zwei kleinen Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter lese und entdecke ich gern Wissensbücher für die Kleinen. Was mir dabei sehr wichtig ist: Ich will den Kindern von Anfang an zeigen, dass Sachbücher per se nichts Langweiliges sind, sondern die Welt der Wissenschaft spannendere Informationen bereit hält als so manche Kindergeschichte."