Cover Zu viel um die Ohren
Bildrechte: Ecowin Verlag

Wissen, was wir lesen Zu viel um die Ohren. Wie Stress das Hören verändert

19. Dezember 2021, 15:00 Uhr

Unser Gehör ist das einzige Sinnesorgan, das niemals ruht. Wie wichtig es für uns ist, hören zu können, das merken wir häufig erst, wenn es nicht mehr richtig funktioniert. Aber was hat es auf sich mit Ohrensausen und Schwerhörigkeit? Und was haben Lärm und Stress damit zu tun? "Zu viel um die Ohren" erklärt verständlich und humorvoll, wie wir hören, wie das Gehör krank werden und was man dagegen tun kann. MDR WISSEN-Autorin Kristin Kielon hat sich auf die Reise in die Welt des Hörens gemacht.

Porträtaufnahme einer weißen Frau mit zurückgebundenen Haaren, einer großen Brille und grüner Bluse
Bildrechte: Tobias Thiergen

Alles, was man übers Hören wissen muss

Das Buch beschäftigt sich mit dem Hören in all seinen Facetten. Zunächst wird verständlich und einfach erklärt, wie das Gehör eigentlich funktioniert und was beim Hören in unserem Körper passiert. Außerdem geht es um die Frage, welchen Einfluss Stress und Lärm auf unser Hörvermögen haben. Autor Uso Walter ist selbst HNO-Arzt und gibt tiefe Einblicke in sein Metier: Welche Diagnose- und Behandlungsmethoden gibt es da eigentlich? Ein großer Teil des Buches dreht sich auch um mögliche Therapien von verschiedenen Arten der Schwerhörigkeit und Tinnitus. Und da Patienten gern ein Rezept in den Händen halten, wenn sie seine Praxis verlassen, schreibt Walter, liefert er auch das: Mehrere Checklisten mit den wichtigsten Informationen für ein gesundes Ohr.

Anatomie des Ohres aus dem Buch 'Zu viel um die Ohren'
Wie funktioniert eigentlich das Gehör? Einfach Grafiken helfen beim Verständnis. Bildrechte: Peter Palm / Melanie Kraxner / Ecowin Verlag

Bei "Zu viel um die Ohren" kann man guten Gewissens von einem Überblickswerk sprechen, das alles enthält, was man übers Hören wissen muss. Dabei kommen aber auch immer wieder überraschende Fakten, Grafiken, Erklärboxen oder kleine Anekdoten vor, sodass es anschaulich und nie langweilig wird - trotz des fachlichen Anspruchs.

Die "Ohr-Gehirn-Connection"

Wer schon immer mal wissen wollte, was beim Hören eigentlich im Ohr und vor allem im Gehirn passiert, wird einige Aha-Effekte haben. Immerhin kennen auch diejenigen, die, wie ich, eigentlich keine Probleme beim Hören haben, das typische Sausen und Fiepen nach dem Disco-Besuch oder einem Konzert. Das Buch schafft es gut verständlich zu vermitteln, wie die "Ohr-Gehirn-Connection" funktioniert und wie man dieses Wissen nutzen kann, um Hör-Probleme wie eben zum Beispiel den Tinnitus anzugehen. Ich wusste ja noch nicht einmal, dass es die eigenen Körpergeräusche sind, die man da hört, weil unser Türsteher im Kopf sie nicht mehr richtig herausfiltern mag. Spannend, oder?

Zusammenfassung eines Kapitels aus dem Buch 'Zu viel um die Ohren'
Am Ende jedes Kapitels werden die wichtigsten Fakten auf einer Seite kurz zusammengefasst. Bildrechte: Peter Palm / Melanie Kraxner / Ecowin Verlag

Vom Interview zum Buch

Hauptautor des Buches ist der Duisburger Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Uso Walter. Er hat es zusammen mit seiner Co-Autorin Dr. Lucia Schmidt geschrieben. Obwohl auch sie Ärztin ist, dürfte sie eher durch ihre Tätigkeit als Journalistin für die FAZ bekannt sein. Die beiden haben sich auch durch ein Interview über Tinnitus kennengelernt, das Schmidt mit Walter für die Zeitung geführt hat. Da die Chemie offenbar stimmte, haben sie auch ihre medizinische Expertise zusammengeworfen und gemeinsam ein Buch geschrieben, dass das Thema gut verständlich für alle aufarbeitet.

Cover Zu viel um die Ohren
Bildrechte: Ecowin Verlag

Die Daten zum Buch Uso Walter, Lucia Schmidt: Zu viel um die Ohren. Wie Stress das Hören verändert. Ecowin Verlag 2021, 280 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-7110-0292-1

Verständlich aufbereitet

Das Buch ist in einfacher, verständlicher Sprache geschrieben und somit leicht zugänglich auch für Personen, die sich im medizinischen Bereich nicht sonderlich gut auskennen. Während der Lektüre werden dann aber doch auch Fachbegriffe eingeführt und wiederverwendet, sodass man schon mitdenken muss. An der einen oder anderen Stelle fühlt es sich dadurch leider auch ein wenig nach einem Lehr- oder Schulbuch an, was für mich das Lesevergnügen manchmal leicht getrübt hat. Aber dann kommen auch immer wieder humoristische Elemente und sogar ein paar "Dad jokes" vor allem in den Überschriften ("Schlecht Hören kann ich gut"). Insgesamt lässt sich "Zu viel um die Ohren" gut und flüssig lesen. Alles, was es braucht, ist ein wenig mehr Zeit und die Bereitschaft, sich auf das Thema einzulassen. Vor allem Betroffene werden hier sinnvolle Tipps und Hilfe finden.

Sympathikus und Parasympathikus aus dem Buch "Zu viel um die Ohren"
Fremdworte und Lehrbuch-Anmutung lässt das Lesen manchmal etwas anstrengend werden. Bildrechte: Peter Palm / Melanie Kraxner / Ecowin Verlag

Aufklären und Mut machen

Hören ist eine hoch komplexe Angelegenheit, an der nicht nur unsere Ohren, sondern vor allem unser Gehirn beteiligt ist. Es ist gewissermaßen Kopfsache. Und es erscheint mir nach der Lektüre auch völlig logisch, warum Stress und Lärm das Hörvermögen so stark beeinflussen. Eine wichtige Erkenntnis, aber vor allem habe ich auch Tipps bekommen, wie ich meinen Hörsinn vor diesen negativen Einflüssen schützen und es gut pflegen kann.

Das Buch dürfte vor allem Menschen Mut machen und helfen, die schwerhörig sind oder unter einem Tinnitus leiden. Selbst ein chronischer Tinnitus lässt sich noch behandeln. Das sind doch beruhigende Aussichten.

Fragebogen zum Tinnitus aus dem Buch "Zu viel um die Ohren"
Wie schlimm ist mein Tinnitus? Das Buch ermöglicht sogar eine interaktive Beteiligung. Bildrechte: Peter Palm / Melanie Kraxner / Ecowin Verlag
Porträtaufnahme einer weißen Frau mit zurückgebundenen Haaren, einer großen Brille und grüner Bluse
Bildrechte: Tobias Thiergen

Die Rezensentin Ist extrem neugierig und glaubt nicht, dass irgendetwas so kompliziert ist, dass es nicht alle verstehen können. Sie "übersetzt" deshalb im Radio, im Internet und auch mal im Bewegtbild – am liebsten Themen aus Naturwissenschaften, Technik, Psychologie und Medizin.

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