Wissen-News 2024 wohl über 1,5 Grad – Klimaziele noch nicht verfehlt
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07. November 2024, 12:36 Uhr
Auf dem Weg ins neue Normal: 2024 könnte aller Voraussicht nach das erste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein, das mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Zeitalter liegt. Davon geht der Klimawandeldienst des europäischen Erdbeobachtungsnetzwerks Copernicus aus. Den Prognosen zufolge könnten sogar 1,55 Grad erreicht werden.
Die bereits seit Frühjahr 2023 anhaltende Rekordserie der globalen Oberflächentemperatur stellt eine außergewöhnliche Anomalie innerhalb der klimawandelbedingt ohnehin hohen Werte der vergangenen Jahrzehnte dar. Das Überschreiten von 1,5 Grad ist dabei nicht mit dem Scheitern der Klimaziele von Paris gleichzusetzen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad und möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Das Abkommen orientiert sich am zwanzigjährigen Mittel.
1,5 Grad nicht die Kernfrage
Kritik an dieser Interpretation äußerte der renommierte Kieler Klimaforscher Mojib Latif gegenüber der Deutschen Presseagentur: Eine solche Betrachtung sei jedoch unsinnig, der Treibhausgas-Ausstoß sei auch im vergangenen Jahr wieder historisch hoch gewesen, alle Klimaparameter wiesen in die falsche Richtung. Es sei absolut klar, dass die Erderwärmung weiter zunehmen werde – für eine Bestätigung müsse man keine zwanzig Jahre warten.
Latif sagte weiter: "Ohnehin ist es lächerlich, sich noch am 1,5-Grad-Ziel orientieren zu wollen. Wir werden die 1,5 Grad reißen, und wir werden auch die zwei Grad reißen." Der Klimawissenschaftler Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung betonte indes, wann die 1,5-Grad-Schwelle als erreicht gilt, sei längst nicht mehr die Kernfrage. "Wann sind wir bei den Emissionen auf netto Null, das muss das Ziel sein, darum muss es Wettbewerb geben."
flo
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 07. November 2024 | 04:00 Uhr