Tröpfchen an der Spritze einer Injektionsnadel
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Corona-Forschung aktuell: 13. November Mutation von Corona macht Impfungen effektiver

16. November 2020, 09:21 Uhr

Ein neuer, vor allem von Europa ausgehender Stamm des Sars-Coronavirus-2, ist durch eine Mutation deutlich ansteckender. Die Veränderung könnte aber zum Eigentor werden, sie macht das Virus nämlich verwundbarer für Impfungen.

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona

Während die Impfstoffentwicklung mit Hochdruck weiterläuft und die Zulassungsverfahren möglicherweise bald beginnen, wächst täglich auch das Wissen der Forscher über das Coronavirus und seine Ausbreitung. MDR Wissen verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Allergien und Asthma haben offenbar keinen Einfluss auf die Schwere von Covid-19

Eine neue Studie mit 275 Patienten, die wegen Covid-19 in US-Kliniken behandelt wurden und die Allergiker waren, kommt zu dem Ergebnis: Eine Vorerkrankung in Form von Allergien oder Asthma hat offenbar keinen Einfluss darauf, wie schwer eine Coronainfektion verläuft. "Wir haben zwei Monate lang die Krankheitsverläufe beobachtet, konnten aber keinen Unterschied zu denen von Covid-19 Patienten ohne Allergien feststellen", sagt Dylan Timberlake, Hauptautor der neuen Studie, die bei einem virtuellen Kongress zum Thema Asthma, Allergien und Immunologie vorgestellt wurde.

Untersucht wurden Patienten mit Heuschnupfen, Asthma, allergischen Hauterkrankungen und Lebensmittelallergien. 43 Prozent der Patienten, die eine solche Vorerkrankung hatten und mit Covid-19 ins Krankenhaus kamen, mussten auf der Intensivstation behandelt werden. Bei den Patienten ohne Allergien waren es 45 Prozent. Auch bei der Beatmung waren die Allergiker mit 79 Prozent nicht signifikant mehr, als die Nicht-Allergiker mit 74 Prozent.

Quelle

With or without allergies, outcomes similar for hospitalized patients with COVID-19

Coronafolgen werden zum sozialen Problem in den USA

Auch zwei Monate nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus klagen viele Covid-19-Patienten im US-Bundesstaat Michigan über körperliche und finanzielle Spätfolgen der Infektion. Das geht aus einer Studie mit 1.250 Patienten hervor, die im Frühling und Sommer wegen eines schweren Corona-Verlaufs in Krankenhäusern behandelt worden waren. Demnach waren innerhalb von 60 Tagen nach der Entlassung über zehn Prozent derjenigen gestorben, die auf einer Intensivstation behandelt worden waren und sieben Prozent aller Covid-19-Krankenhauspatienten.

488 überlebende Patienten haben Forschende um Vineet Chopra von der Universität Michigan zwei Monate nach der Entlassung befragt. Dabei zeigten sich bei vielen gravierende Langzeitfolgen der Infektion:

  • 40 Prozent derjenigen, die vor Covid-19 einen Job hatten, konnten auch nach dem zweiten Monat noch nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, teilweise hatten die Menschen ihre Jobs verloren.
  • 39 Prozent sah sich nicht in der Lage, in den normalen Alltag zurückzukehren.
  • 37 Prozent hatten mindestens mittlere finanzielle Schäden erlitten durch die Infektion.
  • 33 Prozent klagten über neurologische Symptome wie Geruchs- und Geschmacksverlust.
  • 26 Prozent derjenigen, die an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt waren, konnten nur eine verminderte Zahl von Stunden arbeiten.
  • 23 Prozent klagten über Kurzatmigkeit beim Treppensteigen.
  • 12 Prozent konnten sich nicht selbst versorgen oder nicht so gut wie zuvor.
  • 10 Prozent hatten nahezu alle Ersparnisse aufgebraucht.
  • 7 Prozent mussten Nahrungsmittel und Heizung rationieren.

Allergiker können Probleme mit Mund-Nasen-Bedeckung bekommen

Wer eine Hautallergie hat, kann durch die zum Coronaschutz häufig vorgeschriebenen Mund-Nase-Bedeckungen Probleme bekommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die beim virtuellen Kongress für Allergien, Asthma und Immunologie vorgestellt wird. Beschrieben wird etwa der Fall eines 60-Jährigen mit schweren Hautausschlägen, die aber unter Kontrolle waren, bis die Maskenpflicht begann. Dann musste er wegen schwerer Komplikationen in die Notaufnahme eines Krankenhauses kommen.

Bei der Analyse stellte sich heraus, dass der Mann offenbar Probleme mit den elastischen Bändern bekommen hatte. Die Ärzte verschrieben neue Medikamente gegen den Ausschlag und gaben den Tipp, statt Einwegmasken solche aus Baumwolle zu tragen. Dadurch habe sich die Situation des Mannes verbessert.

Die Autoren weisen darauf hin, dass Gesichtsmasken Allergene enthalten können und raten Allergikern deshalb, mit ihren behandelnden Ärzten über die Wahl der richtigen Maske zu sprechen.

Quelle

Annals of Allergy, Asthma & Immunology: Some allergens that cause contact dermatitis are found in masks that prevent COVID-19

Aktuelle Corona-Mutation macht Virus anfälliger für Impfstoffe

Das neuartige Coronavirus ist offenbar mutiert und hat sich dadurch deutlich schneller verbreitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine in "Science" veröffentlichte Studie. Der Virusstamm D614G sei zunächst in Europa aufgetaucht, heute aber die weltweit verbreitetste Variante von Sars-CoV-2. Die Forscher der Universität von North Carolina (UNC) zeigen in ihrem Beitrag, dass D614G sich schneller vermehre und übertrage, als die ursprünglich aus China stammende Variante. In Laborversuchen zeigte sich allerdings auch: Das europäische Coronavirus ist deutlich anfälliger für neutralisierende Antikörper.

D614G habe im Vergleich mit seinem Vorgänger mittlerweile etwa die zehnfache Verbreitung erreicht, weil es sich ausgesprochen effizient in den Oberflächenzellen in der Nase vermehren könne, sagt Ralph Baric von der UNC. Sein Spikeprotein könne die Zellen wahrscheinlich besser aufschließen, vermuten der Forscher und seine Kollegen. Bei Versuchen mit Hamstern bestätigte sich die deutlich schnellere Übertragbarkeit von D6154G. Innerhalb von zwei Tagen hatte ein infiziertes Tier sechs von acht weiteren angesteckt. Nach vier Tagen waren alle acht Hamster infiziert. Das ursprüngliche Virus dagegen hatte an Tag zwei kein weiteres Tier infiziert, allerdings alle weiteren nach vier Tagen. Bei der Schwere der Krankheitsverläufe sahen die Wissenschaftler keine Unterschiede zwischen den beiden Stämmen.

Doch die Veränderung macht das Virus auch verwundbarer. Das Spikeprotein könne leichter von Antikörpern blockiert werden. Deshalb hätten Impfstoffe deutlich bessere Chancen, zu wirken, schreiben die Forscher.

(ens)

MDR Aktuell

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