Positiver Coronatest Coronavirus-Antigentest
Im Labor gab es bei der Zuverlässigkeit der Schnelltests keinen Unterschied zwischen Delta und Omikron Variante. Aber die Art des Abstrichs könnte eine Rolle spielen. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO/Norbert Neetz

Covid-19 Paul-Ehrlich-Institut: Antigenschnelltests erkennen Omikron so zuverlässig wie Delta

25. März 2022, 09:06 Uhr

Meldungen hatten Zweifel geweckt, ob gängige Schnelltests zuverlässig Omikron erkennen können. Das Paul-Ehrlich-Institut hat eine Stichprobe geprüft. Ergebnis: Die Tests sind genauso zuverlässig wie bei Delta.

Zunächst hatte eine Meldung der US-Arzneimittelbehörde FDA Zweifel an der Zuverlässigkeit von Antigenschnelltests beim Erkennen der Omikron-Variante gesorgt, später hatten auch andere Forschungsgruppen die Aussagekraft der Tests bei Omikron in Frage gestellt. Das Paul-Ehrlich-Institut hat deshalb in einer Stichprobe bei einigen der bereits im vergangenen Jahr überprüften Tests noch einmal genau hingesehen und die Zuverlässigkeit bei Omikron untersucht.

Ergebnis: Die Teststreifen erkannten die vorbereiteten Proben mit den Viren genauso zuverlässig wie bei der Deltavariante. Auch bei in Zellkulturen vermehrten Viren gab es zwischen den Varianten keine Unterschiede. Dass es aber ein Problem bei der Probenentnahme gibt, dass es also einen Unterschied macht, ob der Abstrich in der Nase, im Nasenrachenbereich oder im Hals genommen wird, kann das jetzige Testergebnis nicht ausschließen.

Profitests und Laientests sind weitgehend identisch

Die Forscher hatten aus der Liste mit den rund 199 als tauglich beurteilten und in Deutschland verfügbaren Antigen-Schnelltests 20 verschiedene Tests ausgewählt. Ziel sei gewesen, das Spektrum an unterschiedlichen Gütegraden abzubilden, das sich bereits bei der vorangegangenen Evaluation gezeigt hatte, sagte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Zwar seien alle 20 Tests nur solche für professionelle Anwender gewesen, also etwa für Testzentren. Grundsätzlich seien die Testkarten aber identisch mit denen, die auch als Selbsttests an Privatkunden verkauft würden. Oft seien lediglich die Anleitungen zur Anwendung etwas anders, sagte Micha Nübling, Leiter der Abteilung Grundsatzfragen beim PEI.

Die verwendeten Proben wiederum kamen von Forschenden am Robert Koch-Institut. Dort hatte man Virusproben von Patienten gesammelt, die mit einem Nasen-Rachenabstrich gewonnen worden waren. Bei allen Proben war die Virusvariante bestimmt und die Virusmenge mit einem PCR-Test ermittelt worden. Und schließlich waren sie für die klinische Forschung unterschiedlich verdünnt worden, um die Genauigkeit der Tests bei unterschiedlichen Viruskonzentrationen ermitteln zu können.

Antigenschnelltests registrieren das kaum mutierte Nucleocapsid Protein

Insgesamt testeten die Forscher alle 20 ausgewählten Corona Schnelltests mit verschiedenen Viruskonzentrationen, die im PCR-Test von stark positiv bis sehr schwach erkannt worden waren. Dabei wurde jeder einzelne Tests wiederum etwa 20 Mal mit der gleichen Viruskonzentration von entweder Delta- oder Omikronviren untersucht, um eventuelle Qualitätsunterschiede innerhalb einer Testsorte aufzudecken.

Im Ergebnis fanden die Forscher keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Tests mit Delta und denen mit Omikron. Das sei auch zu erwarten gewesen, sagte Heinrich Scheiblauer, Leiter des Prüflabors. Denn Omikron trage zwar zahlreiche Mutationen, die allermeisten davon jedoch am Spikeprotein. (Diese Veränderungen sorgen für seine Fähigkeit, bereits aufgebauter Immunität gegen Corona auszuweichen). Die meisten Antigenschnelltests seien jedoch auf die Erkennung des Nucleocapsid Proteins (N) ausgerichtet, also ein anderes Viruseiweiß. Und bei diesem N-Protein gebe es bei der Omikronvariante gerade einmal vier Mutationen, bei denen allerdings zwei schon bei früheren Varianten aufgetaucht seien.

Ein noch genauer Blick in das Design der meisten Schnelltests zeigte, dass 90 Prozent aller 385 beim Bundesinstitut für Arzneimittel (BfARM) gelisteten Tests nicht auf die mutierten Regionen dieses Eiweißes ausgerichtet sind. 43 Tests seien möglicherweise betroffen. Hier seien die Hersteller zur Prüfung und zur Einsendung der Ergebnisse aufgefordert worden. Kommen sie dieser Forderung nicht nach, könnte die Kostenerstattung bei professionellen Anwendern für diese Tests gestrichen werden.

Schnelltests: Die Anwendungsvorschriften müssen eingehalten werden

Dass es trotzdem Unterschiede zwischen Delta und Omikron dabei gibt, ob und wann die Infektion bei einem Schnelltest erkannt wird, kann die aktuelle Untersuchung des Paul-Ehrlich-Instituts aber nicht zu 100 Prozent ausschließen. Denn vor allem die Art der Probenentnahme könnte eine zentrale Rolle spielen. So scheint sich das Omikron-Virus zu Beginn der Infektion stärker im Hals auszubreiten und erst später in der Nase. Abstriche in der Nase hätten dann bei Delta früher zu positiven Ergebnissen geführt, als bei Omikron.

Grundsätzlich könnte das bedeuten, das Gurgel- oder Lollitests, bei denen das Probenmaterial eher aus dem Hals kommt, besser darin sind, Omikron zu erkennen. Die Experten des PEI betonen allerdings auch, dass Privatanwender auf keinen Fall von den Anwendungsvorschriften ihres jeweiligen Schnelltests abweichen sollten. Ist ein Test nicht für die Prüfung von Proben aus dem Rachen vorgesehen, kann er darin eventuell enthaltenes Virus auch nicht zuverlässig erkennen.

(ens)

32 Kommentare

DermbacherIn am 07.04.2022

Leider immer noch das Hauptproblem, dass wir 2022 immer noch eine Überlastung des immer maroder werdenden Gesundheitswesens fürchten, statt dies endlich zu reformieren, auch im Hinblick auf künftige Pandemien oder eine Mutation, die den Impfschutz völlig umgeht.
Auf Sicht fahren ist zu Beginn ja noch ok, nach über 2 Jahren sollte man mal langsam die Grundprobleme angehen und nicht immer noch an den Symptomen Herumdoktoren.

DermbacherIn am 06.04.2022

Auch bei der Angabe der Zahl der aktiv Infizierten zeigt sich, wie Gesundheitsämter arbeiten, ein Beispiel aus Thüringen aus der "Lichtstadt" Jena: Wenn frau die Anzahl aktiver Fälle: 10.793 (Stand 04.04.2022) weiter so aufzählt, ohne die Genesenen entsprechend abzuziehen, dann werden es irgendwann mehr "aktive Fälle" als Jena Einwohner hat, von den 10793 aktiven Fällen (Stand 04.04.2022) dürften schätzungsweise 2/3 (in Zahlen ca. 7000) auf Meldeverzug zurückzuführen sein.

Denkschnecke am 31.03.2022

@DermbacherIn: Manche sieht das offenbar als Niederlage, sich zu korrigieren. Als Wissenschaftler:in wird das von mir professionell erwartet. Ich habe das immerhin selbst recherchiert und stehe dazu, bei der Studie die Laufzeit erst nachträglich gefunden zu haben.
Aber wo wir dabei sind: Bitte antworten Sie mir doch mal auf meine Frage: Wie stellen Sie sich ein "bevölkerungsrepräsentatives seroepidemiologisches" Studiendesign vor, mit dem man herausbekommt "wer hat sich wann, wo und wie infiziert"?