Ein Arm steckt in einem Blutdruckmessgerät, eine andere Hand hält die Luftpumpe und die Druckanzeige.
Blutdruckmessung (Symbolfoto) Bildrechte: Colourbox.de

Covid-19 Bluthochdruck und Corona: ACE-Hemmer senken das Sterberisiko

28. Dezember 2020, 15:45 Uhr

Herz-Kreislauferkrankungen zählen zu den größten Risikofaktoren, schwer an Corona zu erkranken und auch zu sterben. Forscher aus Berlin, Leipzig und Heidelberg zeigen jetzt, wie dieses Risiko gesenkt werden kann.

Forscher aus Berlin, Leipzig und Heidelberg haben eine mögliche Erklärung dafür gefunden, warum Patienten mit Bluthochdruck häufiger schwer an Covid-19 erkranken und ein höheres Sterberisiko haben. Grund ist oft eine Überreaktion des Immunsystems. Und diese Reaktion wird offenbar dadurch begünstigt, dass die Immunzellen durch den Bluthochdruck schon voraktiviert sind. Covid-19 verstärke diese Reaktion massiv, schreiben die Wissenschaftler um Irina Lehmann von der Berliner Universitätsklinik Charité. Zu ihrem Team gehören auch Forscher der Unikliniken Leipzig und Heidelberg.

Blutdrucksenker machen es dem Virus nicht leichter

Mit der neuen Studie, die im Fachjournal Nature Biotechnology erscheint, können die Forscher eine ganze Reihe von Fragen beantworten. Zunächst konnten Experimente einige Befürchtungen widerlegen. Denn ein zentrales Problem, dass die Mediziner früh erkannt hatten, war: Das Sars-Coronavirus-2 und blutdrucksenkende Mittel nutzen dieselben Mechanismen im Menschen. Sars-CoV-2 dringt über ACE-2-Rezeptoren in menschliche Zellen ein. Die Blutdrucksenker wiederum wirken ebenfalls auf die Bildung und Reaktion von ACE. Mediziner befürchteten also, dass die Medikamente möglicherweise dazu führen könnten, dass mehr ACE2-Rezeptoren auf den Zellen gebildet werden und es das Virus dadurch leichter hat.

Genauere Untersuchungen einzelner Zellen aus den oberen Atemwegen von Patienten, die Blutdrucksenker einnahmen, konnten hier jedoch Entwarnung geben. "Wir haben festgestellt, dass die Medikamente offensichtlich nicht bewirken, dass mehr Rezeptoren auf den Zellen erscheinen. Wir gehen somit nicht davon aus, dass sie dem Virus den Eintritt in die Zellen auf diese Weise erleichtern und so den schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung verursachen", sagt Sören Lukassen, der zum Forschungsteam gehört.

Medikamente beeinflussen Abbau der Viruslast

Dafür fanden die Forscher bei der Analyse von über 100.000 Zellen aus dem Nasen-Rachenraum von 32 Covid-19-Patienten und 16 nicht infizierten Kontrollpersonen andere Auffälligkeiten. In beiden Gruppen gab es Menschen mit Herzkreislaufproblemen. Bei diesen zeigten Immunzellen auch vor der Infektion mit Corona eine Voraktivierung. Diese Patienten zeigten dann nach der Infektion mit dem Virus häufiger eine überschießende Immunreaktion und entwickelten einen schweren Verlauf der Erkrankung.

Blutdrucksenker hatten einen Einfluss darauf, wie Immunsysteme die Zahl der Viren im Verlauf der Infektion abbauen konnte. "Hier sahen wir einen deutlichen Unterschied zwischen den verschiedenen Behandlungsformen gegen Bluthochdruck", sagte Roland Eils aus dem Forscherteam. "Bei den mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern behandelten Patienten war der Abbau der Viruslast deutlich verzögert, was ebenfalls zu einem schwereren Verlauf der Covid-19-Erkrankung beitragen könnte. Diese Verzögerung sahen wir nicht bei den Patientinnen und Patienten, die ACE-Hemmer zur Behandlung ihres Bluthochdrucks erhalten hatten."

Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Behandlung mit ACE-Hemmern, nicht aber mit Angiotensin-Rezeptorblockern, diese überschießende Immunantwort nach Infektion mit dem Corona-Virus verhindern könnte. ACE-Hemmer könnten damit das Risiko von Patienten mit Bluthochdruck für einen schweren Krankheitsverlauf verringern.

Weltweit leiden rund eine Milliarde Menschen unter Bluthochdruck, statistisch ist das etwa jeder achte. Unter den 75 Millionen Corona-Infizierten war der Anteil der Bluthochdruckpatienten dagegen größer. Bislang brachten etwa 16 Millionen Covid-19-Patienten diese Vorerkrankung mit.

(ens)

1 Kommentar

part am 28.12.2020

Besser ist es auch bei der Einnahme von Blutdrucksenkern den Viren eine gesteigerte körpereigene Firewall entgegen zu setzen, die durchaus aus antiviralen natürlichen Mitteln bestehen kann, denn umsonst ist die Anzahl bestimmter Bevölkerungsgruppen, die nicht auf die Allmacht von Pharmakonzernen setzen seit 4000 Jahren um ein Viefaches gestiegen.