Ein Mädchen bekommt Nasespray verabreicht
Nasenspray statt Spritze: Indien bringt gerade eine derartige Corona-Impfung auf den Markt. Bildrechte: imago/ZUMA Press

Impfstoff-Forschung Corona-Impfstoff: Nasenspray statt Spritze

27. Januar 2023, 15:45 Uhr

In Indien kommt ein Nasenspray gegen Corona auf den Markt. In Israel wurde bereits 2021 ein Corona-Spray zugelassen, das bis zu 99 Prozent aller Viren – und damit auch Coronaviren – abtöten soll. Auch in Europa wird dazu geforscht und getestet. Wie weit ist die Forschung und wie wirken die Stoffe?

Update 25. Januar 2023: Erste Nasenspray-Impfung in Indien erhältlich

Bharat Biotech bringt am 26. Januar in Indien eine Nasenspray-Impfung gegen Corona auf den Markt. Sie soll Schleimhaut-Immunität und damit Ansteckungsschutz bringen. In Europa und China erhältliche Corona-Nasensprays wirken anders. Mehr dazu lesen Sie in diesem Update:

Beim Stichwort Impfung denken wir meist an einen Piks in den Arm oder Oberschenkel. Aber es gibt auch Impfungen, die über Nasensprays verabreicht werden. Seit 2012 ist zum Beispiel eine Grippeimpfung für Kinder und Jugendliche zugelassen, die so verabreicht wird. Das spart nicht nur Tränen, denn nasale Impfstoffe haben viele Vorteile. Auch bei Covid-19 könnten sie daher eine wichtige Rolle spielen.

Die Handhabung ist wesentlich einfacher – und damit wären die Nasensprays auch gerade in weniger entwickelten Gegenden flächendeckend einsetzbar. Aber nicht nur die Anwendung, auch die Wirkungsweise unterscheidet sich. Professor Ulrich Lauer von der Uniklinik in Tübingen entwickelt zusammen mit einer Forschungsgruppe rund um die Uni Tübingen und dem Max-Planck-Institut in Martinsried den nasalen Covid19-Impfstoff "vir4vac". Er sagt:

Die bisher zugelassenen Impfstoffe werden intramuskulär verabreicht. Die bauen einen Schutz in erster Linie im Körperinneren. Das Sars-Cov-2-Virus dringt über die Atemwege in uns ein. Das ist ein sogenanntes respiratorisches Virus. Was man zuerst schützen muss, sind eigentlich unsere Atemwege.

Prof. Ulrich Lauer, Uni Tübingen

Ihr Impfstoff wirkt also genau dort, wo auch das Coronavirus als erstes angreifen würde, so Lauer. Das macht die Impfung viel effektiver und sicherer. Aber der entscheidende Vorteil liegt darin, dass bereits geimpfte Menschen nicht mehr ansteckend wären. Die Forschungen in Tübingen laufen gut – aber das Mittel kommt den Forschern zufolge wahrscheinlich erst in zwei bis drei Jahren auf den Markt.

Ein Mädchen bekommt Nasespray verabreicht 3 min
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In Dresden wird auch an einem Spray-Impfstoff geforscht

Auch in Dresden wird an einem nasalen Covid-19-Impfstoff gearbeitet. Hier ist man schon einen Schritt weiter. Es fehle noch das Geld, aber dann könnte die klinische Studie bereits beginnen, sagt Prof. Jacques Rohayem. Das heißt, im nächsten Jahr könnte das Vakzin zugelassen werden. Professor Rohayem ist Geschäftsführer des Unternehmens riboxx und Virologe aus Dresden. Der Impfstoff wird hier zusammen mit der Tudag-Holding der TU Dresden, einem Unternehmen aus Konstanz und einem Professor für Vakzinologie aus den USA entwickelt, und er soll nach einem bislang weltweit einzigartigen Prinzip funktionieren, das auf zwei Komponenten basiert: Die eine ist ein Eiweiß vom Virus und die zweite ein Impfstoffverstärker. Durch den Impfstoffverstärker wird die sogenannte angeborene Immunität aktiviert, erklärt Professor Rohayem. Dabei werden ihm zufolge Immunzellen unabhängig von einem Virus aktiviert.

So genau, dass sie eine Wirksamkeit haben ohne Nebenwirkungen. Im zweiten Schritt fängt die Immunantwort gegen diese viralen Bestandteile des Eiweißes an. Dann hat man die sogenannte angepasste Immunität, die Antikörper bildet. Das Neuartige an unserem Impfstoff ist, dass man einen sofortigen Schutz hat. Das haben alle anderen Impfstoffe nicht.

Prof. Jacques Rohaye, riboxx

Die Impfung aus Dresden wäre damit wesentlich weniger anfällig gegen Mutationen. Und der Wirkverstärker könnte auch endlich die jährliche Grippeimpfung überflüssig machen, da es dann eine für alle geben könnte. Etliche tränenreiche Impfpikse weniger – klingt doch eigentlich gut.