Covid-19Online-Dating in Corona-Zeiten: Sehnsucht schlägt Sicherheit
Wie können einsame Singles während der Corona-Pandemie noch Partner finden? Eine Befragung zeigt: Dating-Apps und Online-Singlebörsen erleben einen Boom während des Lockdowns.
Dating-Apps und Online-Partnerbörsen gehören zu den klaren Gewinnern der Corona-Pandemie – das dürfte wohl kaum jemanden überraschen. Wo sonst sollen sich einsame Singles auf Partnersuche noch kennenlernen? Cafés und Clubs sind geschlossen und am berühmt berüchtigten Milchregal im Supermarkt ist man hinter der Maske verborgen, kurz: es bleiben kaum Alternativen.
Psychologieprofessorin Wera Aretz von der privaten Fresenius-Hochschule in Köln hat während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 rund 2.000 Nutzerinnen und Nutzer von Datinganbietern online befragt (74 Prozent Singles, 52 Prozent Alleinerziehende, Durchschnittsalter 37 Jahre). Dabei stellte sie laut eigener Mitteilung fest: Besonders Nutzer von Apps wie Tinder oder Lovoo verbrachten mehr Zeit mit dem Online-Dating. 62 Prozent von ihnen gaben an, das jeweilige Angebot intensiver zu nutzen. Auch bei Partnervermittlungen (40 Prozent) und Singlebörsen (38 Prozent) waren die Nutzer aktiver. Die meisten gaben an, sich durch den Lockdown einsamer zu fühlen und den Kontakt zu anderen Menschen zu vermissen.
Auch die Form der Kommunikation hat sich deutlich verändert. Zum einen antworten die User schneller und ausführlicher. Zum anderen sind die Gespräche tiefsinniger geworden. Die schwierige Situation macht viele nachdenklicher, was sich auch im Online-Dating bemerkbar macht. Zu den Gesprächsthemen kommen sehr schnell auch Corona-Stressfaktoren: Wie geht man mit der Situation um? Wie verändert die Pandemie das Leben?
Wera Aretz, Hochschule Fresenius
Um sich kennenzulernen, schrieben App-Nutzer häufiger Text- und Sprachnachrichten. Kunden von Singlebörsen und Partnervermittlungen dagegen riefen sich häufiger an. Videoplattformen dagegen wurden von allen nur wenig genutzt. Am Ende überwog die Sehnsucht nach Menschen die Vorsicht vor Corona: Rund 70 Prozent der Befragten trafen sich dann irgendwann persönlich miteinander. Ein gutes Drittel gab dabei an, sich näher als die vorgeschriebenen 1,50 Meter Abstand gekommen zu sein.
(ens)
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