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Corona-ExperimentFragen und Antworten: So läuft "Restart-19" ab

21. August 2020, 16:49 Uhr

Es wird der bisher umfangreichste Versuch, den Ablauf von Großveranstaltungen unter Corona-Bedingungen zu untersuchen: "Restart-19" mit dem Konzert von Tim Bendzko in der Arena Leipzig am Sonnabend (22.08.2020). MDR Wissen beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Wer darf mitmachen?

Prinzipiell alle Interessierten zwischen 18 und 50 Jahren, die einen Body-Mass-Index unter 30 und keine Vorerkrankungen am Herz-Kreislauf-System oder der Lunge haben. Diese Ausschlusskriterien wurden laut dem Studienleiter Dr. Stefan Moritz von der Uni-Klinik Halle getroffen, um mögliche schwere Verläufe bei einer Covid-19-Erkrankung bei den Teilnehmern zu verhindern.

Wer führt das Projekt durch?

Neben der federführenden Hallenser Uni-Klinik, die auch die Daten im Nachgang auswertet, sind auch der Handball-Bundesligist SC DHfK Leipzig sowie die Betreibergesellschaft ZSL der Arena Leipzig an dem Projekt beteiligt.

Dr. Stefan Moritz, Leiter der Klinischen Infektiologie an der Uni-Klinik Halle mit einem der kleinen Tracer. Bildrechte: Universitätsmedizin Halle/S.

Wie läuft das Experiment ab?

Es gibt insgesamt drei Szenarien, jeweils mit einstündigen Auftritten von Tim Bendzko in der Arena Leipzig. Das erste beginnt am Sonnabend um 11 Uhr, dabei wird ein Veranstaltungsverlauf wie vor der Corona-Pandemie untersucht. Beim zweiten Szenario ab 13:50 Uhr kommen ein optimiertes Hygienekonzept und mehr Abstand zwischen den Besuchern hinzu. Das dritte Szenario ab 17 Uhr sieht nur noch 2.000 Probanden vor, die zudem auf den Tribünen einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten müssen. Zwischen den Auftritten bekommen die Probanden Snacks und Getränke angeboten.

Wie wird die Sicherheit der Teilnehmer gewährt?

Es werden am Versuchstag nur Probanden zugelassen, die in den 48 Stunden zuvor keine Symptome von Covid-19 zeigten, sich nicht in einem Risikogebiet aufgehalten haben und keinen Kontakt zu Corona-Erkrankten hatten. Vor dem Eintritt erhalten die Besucher eine FFP2-Maske sowie eine Flasche Desinfektionsmittel. Außerdem müssen sie vor dem Experiment einen Corona-Test durchführen.

Welche Erkenntnisse sollen mit dem Projekt gewonnen werden?

Bereits die Anreise der Teilnehmer soll untersucht werden. Dazu findet ein Check-In an drei Orten statt: Vor der Arena Leipzig, an den Park&Ride-Parkplätzen der Leipziger Messe sowie am Völkerschlachtdenkmal. An den Check-Ins bekommen die Besucher dann einen sogenannten Contact Tracer, mit dem die Kontakte zu anderen Personen nachvollzogen werden können. Im Endeffekt sollen so Risikomomente während einer Großveranstaltung erkannt werden, die in ihre künftige Planung mit einfließen können. Dabei soll jedoch keine "Signalwirkung über mögliche Besucherzahlen" erzielt werden, wie Stefan Moritz betont.

Was müssen die Teilnehmer - neben der Anreise - selbst machen?

48 Stunden vor Beginn des Experiments mussten die Besucher einen Corona-Test vornehmen. Dazu hatten sie sieben bis zehn Tage vor Studienbeginn ein Abstrich-Set mit einer Anleitung zugeschickt bekommen. Vor Ort sollen die negativ getesteten Teilnehmer dann die erwähnten Contact Tracer sowie das Desinfektionsmittel benutzen und sich ansonsten an die Vorgaben für die drei Szenarien halten.

Werden auch die Schmierinfektion und die Verbreitung über Aerosole untersucht?

Ja, über fluoreszierende Desinfektionsmittel sollen besonders Oberflächen identifiziert werden, die eine erhöhte Gefahr bei der Übertragung von Sars-CoV-2 bilden könnten. Auch die Verbreitung von Aerosolen wird mit einer Computersimulation untersucht, in der die Luftströme von 4.000 virtuellen Probanden in der Arena Leipzig nachgestellt werden. "Um das Ganze zu verifizieren, werden wir während der Veranstaltung neun Kohlendioxid-Messer installieren, an denen wir unsere Computersimulationen überprüfen", erklärt Dr. Moritz. Und damit die Besucher auch etwas davon haben, wird dabei auch Bühnennebel in die Arena geblasen.

Wann wird mit Ergebnissen gerechnet?

Die Auswertung soll vier bis sechs Wochen dauern, damit die Ergebnisse noch möglichst in die Planung von Großveranstaltungen nach dem 30. September einfließen können.

Welche Kosten entstehen mit dem Projekt?

Für die Teilnehmer ist der Besuch kostenlos, sie erhalten allerdings auch keine Aufwandsentschädigung oder Fahrtkostenerstattung. Die Projektkosten in Höhe von 990.000 Euro - 900.000 Euro für die eigentliche Studie und 90.000 Euro für die Testung der Besucher - werden aus Landesmitteln von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert. Fast die Hälfte der Kosten entstehen allein durch die Contact Tracer, wie Projektleiter Moritz erklärte.

cdi

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