Ein Marderhund im Wald.
Marderhunde, ursprünglich aus Ostasien, haben sich inzwischen auch in Deutschland ausgebreitet. In der Jagdsaison 2020/21 wurden hier über 33.000 erlegt. Bildrechte: IMAGO / R. Kistowski/wunderbare-Erde

Sars-CoV-2 Ursprung von Corona: Hinweise auf Marderhunde als erste Überträger des Virus

24. März 2023, 11:43 Uhr

Kanadische Forschende haben in chinesischen Rohdaten Hinweise darauf gefunden, dass Corona tatsächlich durch Marderhunde auf den Wildtiermarkt in Wuhan kam und dort wahrscheinlich die ersten Menschen infizierte.

Es ist kein Beweis, aber doch der bislang deutlichste Hinweis: Kanadische Forscher haben Belege dafür gefunden, dass es Anfang 2020 tatsächlich mit dem Coronavirus infizierte Marderhunde auf dem Wildtiermarkt in Wuhan gab. Die Studie von Angela Rasmussen und Kollegen von der University of Saskatchewan ist zwar noch nicht veröffentlicht. Allerdings berichten seit vergangener Woche zahlreiche Medien, zunächst das Magazin "The Atlantic" und in Deutschland "Spektrum der Wissenschaft".

Forscher finden Erbgut von Marderhunden zusammen mit Viruserbgut von Corona

Chinesische Wissenschaftler sammelten Proben, nachdem die Behörden den Markt Anfang Januar 2020 geschlossen hatten. Sie nahmen Abstriche von Wänden, Böden, Tischen, Käfigen und anderen Gegenständen. Bei einer ersten Auswertung konnten andere chinesische Forschende nur Hinweise darauf finden, dass es mit Sars-CoV-2 infizierte Menschen auf dem Markt gab. 2023 dann luden sie auch die Rohdaten auf die Virus-Datenbank GISAID hoch.

Dort entdeckten nun Rasmussen und ihr Team eine Probe, die an einem Stand genommen wurde, der Marderhunde verkauft hatte. Und tatsächlich fanden sie dabei Hinweise auf eine Infektion der Tiere mit einer frühen Linie von Sars-CoV-2. "Wir fanden relativ schnell heraus, dass zumindest in einer dieser Proben eine Menge Nukleinsäuren von Marderhunden zusammen mit Virusnukleinsäuren enthalten war", zitiert Spektrum den an der Analyse beteiligten Forscher Stephen Goldstein von der University of Utah.

Marder sind empfänglich für Corona und waren 2019 eine begehrte Ware in China

Viele Wissenschaftler, unter ihnen der deutsche Virologe Christian Drosten, halten Marderhunde für einen sehr wahrscheinlichen Zwischenwirt bei der Übertragung der Viren auf Menschen. Die ursprünglichen Wirte waren aller Wahrscheinlichkeit nach Fledermäuse. Sie haben immer wieder Kontakt mit Marderhunden, die in China für ihr Fleisch und ihre Pelze oft unter unhygienischen Bedingungen gehalten werden. Eine Krise bei der Versorgung mit Schweinefleisch im Jahr 2019 könnte zudem in China Anreize bei Kunden geschaffen haben, vermehrt auf das Fleisch der Marderhunde zurückzugreifen.

Wie empfänglich Marder und verwandte Arten für Sars-CoV-2 sind, illustriert das Beispiel der Nerzfarmen in Dänemark. Dort wurde das Virus im Herbst 2020 von Menschen auf Tiere übertragen und zirkulierte dann praktisch unkontrolliert in den Beständen. Die Behörden griffen schließlich ein und töteten alle Nerze.

Chinesische Daten werden nach dem Fund wieder vom Server gelöscht

Die chinesischen Behörden und Forschenden haben allerdings offenbar kein Interesse an einer Aufklärung. Nach einem Hinweis der kanadischen Forschenden wurden die Daten mit den Hinweisen auf die infizierten Tiere wieder aus der Datenbank gelöscht.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 28. Februar 2023 | 15:45 Uhr