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In einer neuen Studie wurde für 2020 eine starke Übersterblichkeit in europäischen Ländern durch Covid-19 nachgewiesen. Bildrechte: imago stock&people

Covid-19 Übersterblichkeit durch Corona: Nur die Spanische Grippe war schlimmer

02. Februar 2022, 15:53 Uhr

Covid-19 ist, was Übersterblichkeit angeht, nicht so verheerend wie die Spanische Grippe 1918, aber deutlich schlimmer als jede andere Influenza-Saison seitdem. Das zeigt eine Studie in drei europäischen Ländern.

Übersterblichkeit gibt an, wie viele Menschen mehr in einem Zeitraum gestorben sind, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Die Bezugsgröße (wie viele gestorben wären) kann zwar nicht gezählt oder gemessen, sondern muss geschätzt werden. Aber je besser die mathematischen Modelle dafür sind und je mehr Faktoren wie Bevölkerungsgröße, Altersstruktur und typische saisonale Schwankungen einfließen, umso aussagekräftiger ist die berechnete Übersterblichkeit.
Diese ist dann wiederum ein oft benutztes Maß, mit dem verschiedene Pandemien hinsichtlich ihrer Schwere miteinander verglichen werden.

Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Dr. Kaspar Staub von der Uni Zürich hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Covid-19-Übersterblichkeit mit weit in die Vergangenheit zurückreichenden Daten zu vergleichen, um ihr historisches Ausmaß besser zu veranschaulichen. Die Studie ist insofern einzigartig, als sie eine kontinuierliche Reihe von monatlichen Sterbedaten analysiert, die sich über mehr als 100 Jahre erstreckt.

In Frage kamen dafür nur Länder, die zwei Anforderungen erfüllten. Es musste eine langjährige, durchgängige und vertrauenswürdige Todesstatistik für dieses Land geben. Und das Land musste während der beiden Weltkriege militärisch neutral geblieben sein, damit möglichst wenige Kriegstote, Vermisste und Vertriebene die Statistik verzerren.
Drei Länder erfüllten am Ende beide Anforderungen: Die Schweiz (Daten seit 1877), Schweden (Daten seit 1851) und Spanien (Daten seit 1908).

Vier große Pandemien seit 1890

In dem Zeitraum, für den das Forscherteam auf durchgängige Todesstatistiken zurückgreifen konnte, gab es sehr viele Grippe-Wellen. Für die höchsten Übersterblichkeitswerte waren aber vier große Pandemien verantwortlich. Die Influenza-Pandemie von 1890 (von der man nicht genau weiß, ob sie vielleicht auch eine Coronavirus-Pandemie war) führte weltweit zu etwa einer Million Toten. Die Spanische Grippe von 1918 verursachte die meisten Todesfälle, allein in Europa etwa 2,6 Millionen. Und die Influenza-Pandemie von 1957 hatte etwa 1,1 Millionen Tote weltweit zur Folge.

Fälle der Spanischen Grippe werden im Kasernenkrankenhaus auf dem Campus des Colorado Agricultural College behandelt, 1918
An der "Spanischen Grippe" erkrankte Patienten in einem US-amerikanischen Militärkrankenhaus 1918 Bildrechte: IMAGO / UIG

Absolute Todeszahlen aus verschiedenen Epochen sind aber nur schwer miteinander vergleichbar. Zu unterschiedlich sind Bevölkerungsgröße und -struktur. Deshalb berechneten die Wissenschaftler die prozentuale Übersterblichkeit für jedes der drei untersuchten Länder, also wie viel Prozent mehr Menschen gestorben sind, als ohne Pandemie "normal" oder zu erwarten gewesen wäre.

Diagramm monatliche Übersterblichkeit in Pandemiejahren
In der Studie berechnete monatliche Übersterblichkeit während der vier großen Pandemien in der Schweiz (oben), Schweden (Mitte) und Spanien (unten) Bildrechte: Dr. Kaspar Staub (Uni Zürich) et al.

Ergebnisse

Die Spanische Grippe von 1918 bleibt unangefochten die Infektionskrankheit mit dem verheerendsten Ausmaß. Seitdem gab es aber keine größere Übersterblichkeit durch Infektionskrankheiten als 2020 durch Covid-19, trotz aller Maßnahmen wie Lockdowns, die es in verschiedenen Ländern in unterschiedlichem Ausmaß gab.

Für die erste Jahreshälfte 2021 lagen dem Forscherteam nur Daten aus der Schweiz und Spanien vor. Dort zeichnete sich noch keine starke Übersterblichkeit ab. Das könnte sich mit Daten aus der zweiten Jahreshälfte aber noch ändern.

(rr)

Grippeviren 4 min
Bildrechte: imago/Ikon Images
An einem Grabkreuz hängt ein Mund-Nasen-Schutz. 3 min
Bildrechte: IMAGO / photothek

33 Kommentare

MDR-Team am 03.02.2022

Hallo Streber24, die Überschrift sagt doch eindeutig, dass die spanische Grippe schlimmer war. Somit stehen beide Pandemien nicht auf gleicher Stufe. Beste Grüße vom MDR Wissen Team

MDR-Team am 03.02.2022

Hallo @WernerWolzow, das wäre allerdings eine sehr vereinfachte Schlussfolgerung. Wie die Verbreitung des Virus in einzelnen Ländern abläuft hat sehr viele verschiedene Faktoren. Beste Grüße vom MDR Wissen Team

Freies Moria am 02.02.2022

@MDR-Team: Wie kommen Sie eigentlich dazu, mir zu sagen, was zielführend ist und was nicht - haben Sie eine naturwissenschaftliche Ausbildung mit entsprechendem Abschluß um so etwas qualifiziert beurteilen zu können?
Bevormundung, irreführende Argumente, so ziemlich alles, was Sie bei Usern rausfiltern, kommt auch in Ihren Posts vor.
Fragen stellen - in Ordnung. Die Qualität (oder deren Mangel) von Quellen korrekt nachweisen - unbedingt! Logisch argumentieren - viel mehr davon, bitte!
Aber belehren ohne überhaupt zu prüfen, was vorgetragen wird, das geht gar nicht!