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CoronaEntwicklung aus Magdeburg: Schneller und sicherer zum Covid-19 Impfstoff

17. September 2020, 15:24 Uhr

Wie kann man neue Impfstoffe in kurzer Zeit herstellen? Forscher aus Magdeburg haben dafür jetzt ein System entwickelt, mit dem Covid-19-Impfstoffkandidaten auch in industriellem Maßstab produziert werden können. Erste Prototypen sollen bereits ausgeliefert sein.

Über 180 Impfstoffprojekte weltweit sind auf der Suche nach einem Gegenmittel gegen Sars-CoV-2. Obwohl bis auf Ausnahmen in Russland und China noch keines dieser Mittel zugelassen ist, haben sich Regierungen weltweit schon hunderte Millionen Impfdosen gesichert. Denn die schnelle Herstellung der Impfstoffe könnte der große Engpass werden. Hier setzen die Forschenden von Contivir, einem aus dem Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg heraus gegründeten Projekt, an.

So sehen die Corona-virusähnlichen Partikel aus, wenn sie mit der Contivir-Methode gereinigt wurden. Bildrechte: Max-Planck-Institut Magdeburg

Die Wissenschaftler des ContiVir-Teams haben dafür nach eigenen Angaben einen Impfstoffkandidaten entworfen und hergestellt, der als virusähnliches Partikel (VLP) bezeichnet wird. Solche VLPs ähneln der Morphologie und Struktur von Sars-CoV-2-Partikeln, enthalten jedoch kein infektiöses genetisches Material. Das mache das Material "absolut sicher und für den Einsatz in jedem Biolabor geeignet", so Dr. Pavel Marichal-Gallardo. Er ist im Team verantwortlich für das Downstream Processing, also die Entwicklung von Aufreinigungsmethoden, bei denen die Viren konzentriert werden. Diese Prozesse sind nötig, um für Tests und Produktion schnell möglichst viele saubere Virenpartikel zu erhalten.

Erste Prototypen ausgeliefert

"Etwa die Hälfte der derzeit von der Weltgesundheitsorganisation gelisteten Impfstoffkandidaten gegen COVID-19 können mit unserem System hergestellt und gereinigt werden, das auf industrielles Niveau vollständig hochskalierbar ist", erklärt Dr. Julian Lopez vom ContiVir-Team in einer Mitteilung des Max-Planck-Institutes. Das heißt: Der Prozess kann mit 10 Proben arbeiten funktioniert aber genauso mit 100.000. Erste Prototypen seien bereits ausgeliefert worden, so Lopez, damit mögliche Partner sich ein Bild von der Technik machen können: "Mehrere biopharmazeutische Unternehmen, darunter einige der führenden Unternehmen auf diesem Gebiet, haben bereits Interesse an unseren Technologien bekundet."

Laut ContiVir ist die Technologie aus Magdeburg zehnmal so effizient wie andere Fertigungssysteme, so Dr. Felipe Tapia, im Team der Experte für das sogenannte Upstream-Prozessing, das ist die Kultivierung und Vermehrung bis hin zum industriellen Maßstab. "Sie können daher mehr Material für Analysen oder für vorklinische Tests bereitstellen. Sie haben das Potenzial, Engpässe bei der Herstellung von Impfstoffen zu reduzieren und damit die langen Wartezeiten zu verkürzen, die letztendlich die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen bedrohen könnten."

(mpi/gp)

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