Covid-19 bei Jungen und Mädchen Kinder gegen Corona impfen oder nicht? Neue Studie zu Long Covid

04. August 2021, 09:20 Uhr

Eine neue Studie bestätigt das, was wir bisher angenommen haben: Eine Covid-19-Erkrankung ist bei Kids häufig nicht so schlimm wie bei Erwachsenen. Das heißt aber nicht, dass es generell keine Long Covid-Fälle gibt.

Bild von schräg oben: Kind greift nach FFP2-Maske an Haken
Zu Maske greifen? Besser auch für Kids. Bildrechte: imago images/Westend61

  • wenige Todesfälle mit Corona-Zusammenhang bei Kindern bekannt
  • aktuelle Studie: Großteil infizierter Kinder nach vier Wochen symptomfrei
  • je älter ein Kind, desto länger bis zur Genesung


Wie man’s dreht, es bleibt ein ewiges Abwägen: Seit Beginn der Pandemie gelten Kinder als weniger anfällig für einen schweren Covid-19-Verlauf. Im Gegenteil: Bei vielen, vor allem Jüngeren, verläuft die Infektion sogar ohne Symptome, also asymptomatisch. Das hievt die Diskussion, ob eine Impfung bei den Schützlingen sinnvoll ist, schon mal auf eine ganz andere Ebene als bei Erwachsenen. Auf der anderen Seite: Im Klassenverbund und in der Kitagruppe steckt es sich besonders leicht an, gerade dann, wenn keine Symptome im Spiel sind.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht ganz unerheblich, in etwa abschätzen zu können, wie schlimm ein Corona-Fall bei Kindern eigentlich werden kann. Derzeit lässt sich sagen: Ein Prozent der erkrankten Kinder und Jugendlichen muss ins Krankenhaus. Auch Todesfälle sind möglich, die Quote liegt hier bei 1:100.000. In absoluten Zahlen heißt das seit Pandemiebeginn: 23 Todesfälle bei Unter-Zwanzigjährigen in Deutschland. Das RKI weist in seinem aktuellen Lagebericht darauf hin, dass es bei 16 der Todesopfer Angaben gibt, ob Vorerkrankungen vorliegen und das bei allen zutrifft.

Kindern bleibt langer Krankheitsverlauf in der Regel erspart

Eine jetzt veröffentlichte Studie am Londoner King’s College unterstützt das, was wir bisher über den Krankheitsverlauf bei Jungen und Mädchen annehmen konnten. Bei der britischen Untersuchung wurden mittels App-Befragung mehr als 1.700 Kinder bis 17 Jahre in ihren Corona-Symptomen beobachtet. Die Beobachtung begann nach Bekanntwerden der Infektion und vor Symptomausbruch und dauerte bis zur Genesung.

Darin zeigte sich: In der Regel bleibt Kindern ein langer Krankheitsverlauf erspart, die meisten erholten sich innerhalb einer Woche und hatten etwa drei Symptome. Spätestens nach acht Wochen hatten sich mehr als 98 Prozent erholt. Insgesamt konnten die Forschenden beobachten, dass bei 4,4 Prozent Symptome über die vierte Woche hinaus bestanden. Hier kann man durchaus schon von einer Long Covid-Erkrankung sprechen.

Nicht einfach eine Kinderkrankheit wie Grippe oder Erkältung

In der Beobachtung konnten auch die häufigsten Symptome bei einer langen Krankheitsdauer abgesteckt werden. Das waren vor allem Müdigkeit, Kopfschmerzen und der Verlust des Geruchssinns. Zudem zeigte sich, das Kind nicht gleich Kind ist. Je älter die Probandinnen und Probanden waren, desto länger dauerte die Covid-19-Erkrankung an. Trotz der weitestgehend entwarnenden Ergebnisse, lasse sich Corona im Kindesalter nicht als einfache Kinderkrankheit abtun, wie z.B. Grippe oder Erkältungen. Kinder mit Covid-19 waren im Durchschnitt doppelt so lange krank (sechs statt drei Tage).

Junge Schülerin steht in Klassenzimmer, stützt Hände in Hüfte, trägt Maske und neigt Kopf leicht zur Seite, während sie in Kamera blickt
Unterricht mit Maske – so könnte auch das neue Schuljahr 2021/2022 aussehen Bildrechte: imago images/Westend61

Eine ebenfalls britische Studie aus dem März ergab im Übrigen, dass bei zehn bis 15 Prozent der Kinder sich fünf Wochen nach der Infektion noch mindestens ein Symptom zeigen würde. Eine kanadische Studie spricht von sechs Prozent der jungen Corona-Fälle, die als Long Covid einzuordnen sind.

Die Daten lassen auch in Hinblick auf das anstehende Schuljahr aufatmen. Zumindest ein bisschen. Denn zum Erhebungszeitraum – in der aktuellen Studie zwischen September 2020 und Februar 2021 – war die Delta-Variante keineswegs die vorherrschende. Und auch eine geringe Zahl an schweren Verläufen sind eine geringe Zahl an schweren Verläufen zu viel.

flo

Link zur Studie

Die Studie Illness duration and symptom profile in symptomatic UK school-aged children tested for SARS-CoV-2 erschien am 3. August im Fachjournal The Lancet Child Adolesc Health.

DOI: 10.1016/S2352-4642(21)00198-X

10 Kommentare

Denkschnecke am 05.08.2021

Nun halten Sie sich mal zurück. Das ist doch keine Impfpflicht. Wer durch die Gegend rennt und in Kauf nimmt, willentlich zur Gefahr für andere zu werden, der soll halt mit Einschränkungen leben.
Als Blinder oder akuter Epileptiker werden Sie auch vom Führen eines Fahrzeugs ausgeschlossen. (Und ja, der Vergleich hinkt: Die allermeisten Blinden und Epileptiker würden vieles unternehmen, um ihren Gesundheitszustand zu verändern.)

Rain Man am 04.08.2021

Noch fordert das keiner! Eine Impfpflicht durch die Hintertür wird aber bereits am 10.August beschlossen, wenn Ungeimpfte geächtet und vom gesellschaftlichen Leben praktisch ausgeschlossen werden sollen, inkl. Kinder!

MDR-Team am 04.08.2021

Hallo @Rain Man, da sie sich auf einer MDR-Plattform bewegen, wäre es dann großartig diese Unterstellungen zu unterlassen, zumal die Daten ja im Artikel nachlesbar sind. LG vom MDR Wissen Team

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