Impfstoffe Booster Omikron
Biontech und Pfizer beginnen mit Tests der Omikron-Impfstoffe. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Christian Ohde

Corona Omikron Booster: Corona-Impfstoff bereits in klinischen Tests - Zulassung ab April

28. Januar 2022, 10:04 Uhr

BionTech/Pfizer und Moderna haben klinisches Tests der an Omikron angepassten Impfstoffe begonnen. Sind sie erfolgreich, sollen die Omikron-Booster im 2. Quartal 2022 zugelassen und ausgeliefert werden.

Nach Biontech und Pfizer hat nun auch Moderna denn Start einer klinischen Phase-2 Studie einer Omikron-Version seines Corona-Impfstoffs Spikevax bekanntgegeben. Wie der US-Konzern am Mittwoch (26.01.) mitteilte, soll das Vakzin an zwei Gruppen von jeweils rund 300 Teilnehmern mit einem Mindestalter von 18 Jahren getestet werden. Für die erste Gruppe werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer rekrutiert, die bislang nur mit zwei Dosen des Moderna-Impfstoffs geimpft sind und bei denen die zweite Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt. In Gruppe zwei wird der Omikron-Impfstoff an Personen getestet, die nach der Grundimmunisierung auch die 50-Mikrogramm Booster-Dosis erhalten haben und bei denen diese dritte Impfung mindestens drei Monate her ist.

Omikron-Boosterimpfung: Zulassungsverfahren deutlich vereinfacht

Biontech und Pfizer hatten den Beginn einer klinischen Studie zur Evaluation eines Omikron-Impfstoffs am Dienstag (25.01.) bekanntgegeben. Die an die Virusvariante angepasste Version des bereits zugelassenen mRNA-Vakzins soll demnach an drei Gruppen von Freiwilligen im Alter von 18 bis 65 Jahren getestet werden. Die erste Gruppe (615 Personen) hat zwei Grundimpfungen mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty erhalten und wird nun einmal oder zweimal mit dem Omikron-Vakzin geboostert. Gruppe zwei (600 Personen) hat die beiden Grundimpfungen und den Booster erhalten und erhält mit dem Omikron-Booster nun die vierte Dosis. Gruppe drei besteht aus 205 bislang ungeimpften Personen, die nun zwei Dosen des Omikron-Impfstoffs erhalten. Beide Unternehmen wollen in diesem Jahr rund 4 Milliarden Dosen ihres Impfstoffs produzieren. Eine Umstellung auf eine Omikron-Version würde diese Menge nicht einschränken, so die Mitteilung.

Schon zuvor hatte Klaus Cichutek, Präsident des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts bei einem Pressebriefing des Sciencemediacenters (SMC), erklärt, dass an Omikron angepasste Impfstoffe in einem deutlich vereinfachten Verfahren rasch zugelassen werden und bis zum zweiten Quartal dieses Jahres verfügbar sein sollen. Laut dem Vorsitzenden der deutschen Behörde für Impfstoffe und Biomedizinische Wirkstoffe hätten Hersteller wie Biontech/Pfizer, Moderna und Janssen (Johnson & Johnson) bereits einen Teil ihrer Produktion umgestellt auf die an Omikron angepassten Varianten ihrer Impfstoffe. Mit diesen sollen klinische Versuche durchgeführt werden, die aber deutlich kleiner sind als die Zulassungsstudien. "Es reicht aus, wenn die Hersteller zeigen, dass die angepassten Impfstoffe eine äquivalente Immunantwort hervorrufen wie die bereits zugelassenen Parentalen Impfstoffe", sagte Cichutek.

Booster-Impfung: sehr guter Schutz gegen schwere Corona-Verläufe

Spritze und Impfstoffampullen auf einem Impfausweis
Auch wenn die Omikron-Variante den Immunschutz teilweise umgeht, schützt eine Booster-Impfung weiterhin sehr sicher vor schweren Verläufen. (Archivbild) Bildrechte: Colourbox.de

Die größte Herausforderung stelle aktuell die begrenzte Produktionskapazität dar. Die Hersteller könnten nicht mehrere Impfstoffvarianten zugleich herstellen, sondern müssten sich für eine entscheiden. Deswegen berate aktuell eine Arbeitsgruppe der Weltgesundheitsorganisation WHO darüber, wann der Hebel umgelegt und von den bisher auf die Wuhan-Variante optimierten auf die an Omikron angepasste Impfstoffversion umgestellt werden solle. Aber auch hier rechnet Cichutek mit einer raschen Entscheidung.

Leif Erik Sander, Infektionsimmunologe und Impfstoffforscher von der Charité in Berlin, kritisierte bei dem Pressebriefing, dass die aktuelle Diskussion den falschen Eindruck erwecke, die bereits verfügbaren Impfstoffe seien gegen Omikron wirkungslos. "Drei Impfungen sorgen für eine sehr gute Grundimmunisierung, die weiterhin sehr gut vor einer schweren Erkrankung schützt und damit davor, dass Menschen im Krankenhaus behandelt werden müssen." Deshalb sei es aktuell weiterhin das Mittel der Wahl, so viele Menschen wie möglich mit den zwei Impfungen und drei Monate später mit dem Booster zu versorgen.

Forscher von Moderna haben in diesem Zusammenhang eine Studie zur Wirkung der Booster-Dosis mit dem bisherigen Impfstoff im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht. Rund einen Monat nach der Drittimpfung haben Geimpfte demnach einen hohen Wert neutralisierender Antikörper gegen die Omikron-Variante. Er steige um den Faktor 37 im Vergleich zu denjenigen, die nur zwei Impfdosen erhalten hätten. Sechs Monate nach der Boosterimpfung sei die neutralisierende Antikörperwirkung gegen Omikron deutlich abgeschwächt (etwa um das 6,5-fache), sie sei allerdings in allen Versuchsteilnehmern weiter messbar gewesen, so die Autoren der Studie.

Sterile Immunität: Sicherer Schutz vor Corona-Ansteckung nur schwer erreichbar

Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München (TUM) und am Helmholtz Zentrum München, glaubt, es sei ein Fehler gewesen, dass die Zweifach-Impfung zu Beginn der Impfkampagne bereits als vollständige Impfung bezeichnet worden sei. "Wir wussten schon von anderen Viruserkrankungen wie Polio oder Tetanus, dass das Immunsystem mindestens drei Kontakte mit dem Antigen der Krankheitserreger braucht, um einen wirksamen Schutz aufzubauen." Nach jetzigem Stand bewirke die Booster-Impfung eine weitere Verbreiterung des Immunschutzes gegen Covid-19.

Alle drei Forscher sind sich einig: Der erreichte Schutz durch die Impfung vor schwerer Erkrankung sei ein großer Erfolg, auch wenn viele Menschen auf eine sterile Immunität durch die Impfung hoffen, also darauf, komplett vor einer Ansteckung geschützt zu sein. "Das ist bei einer respiratorischen Erkrankung [d.h. einer Atemwegsinfektion, d.Red] aber sehr schwer zu erreichen", sagt Leif Erik Sander.

Polivalente Impfstoffe gegen mehrere Corona-Varianten in der Forschung

Wie sich das Virus in Zukunft weiterentwickelt, sei schwierig vorauszusehen, sagte Ulrike Protzer. Die Virologin sieht aber Anlass zur Hoffnung, dass es nicht unbegrenzt weitere, der Immunantwort ausweichende Varianten geben wird. "Es kann nicht unbegrenzt mutieren, sonst verliert es irgendwann seine Fähigkeit uns zu infizieren und stirbt aus", sagt Protzer. Auffällig sei, dass bei den neu aufgetretenen Varianten von Sars-CoV-2 viele Mutationen ähnlich seien. "Die Zahl der Mutationen, die dem Virus einen Vorteil bringen, ist offenbar begrenzt." Sie hält es daher für unwahrscheinlich, dass die Impfstoffe der Virusevolution dauerhaft hinterherhinken.

In Zukunft könnten auch Polivalente Impfstoffe zum Einsatz kommen, also Vakzine, die mehrere Varianten der Coronaviren zugleich abdecken. Cichutek und Sander halten die entsprechenden Forschungsprojekte für sehr vielversprechend. Bislang gebe es aber nur Daten aus Tiermodellen, noch keine von klinischen Tests mit Menschen. Wenn klarer werde, in welchen zeitlichen Abständen Auffrischungsimpfungen künftig durchgeführt werden sollen, könnte die Corona-Impfung auch dauerhaft kombiniert werden etwa mit der Grippeschutzimpfung oder Impfstoffen gegen Pneumokokken. "Hier gibt es bereits klinische Studien die zeigen, das ist sehr gut möglich", sagt Cichutek.

Alle drei Forscher warnten angesichts der aktuell hohen Infektionszahlen mit der Omikronvariante aber davor, sich absichtlich mit dem Virus anzustecken, um praktisch eine Art "natürlichen" Booster gegen die Mutante zu verschaffen. "Wir wissen zu wenig über die Folgen einer Infektion. Eine Impfung ist immer vorzuziehen", so Cichutek.

Omikronwelle gefährdet kritische Infrastruktur

Leif Erik Sander hält es für eine gefährliche Illusion zu glauben, man könne die Omikron-Welle durch die Bevölkerung laufen lassen und so die Immunitätslücke bei den Ungeimpften schließen. Denn mindestens jeder zweite Infizierte derzeit sei ja bereits geimpft. Stecke sich innerhalb kürzester Zeit die ganze Bevölkerung an, könne das zum Zusammenbruch der Krankenhäuser und auch der kritischen Infrastruktur führen, so Sander. Daher seien Schutzmaßnahmen zur Eindämmung von Ansteckungen weiter notwendig.

(ens/smc)

Corona Omikron-Variante

28 Kommentare

kleiner.klaus77 am 02.02.2022

@MDR-Team
Das ist das "Totschlagargument" um bei MDR. DE ONLINE zu zensieren, der Kommentar hat nichts mit dem Artikelthema zu tun, so unterbindet man jede Diskussion!

MDR-Team am 02.02.2022

Hallo @klwinwe.klaus77, natürlich haben wir für die Freigabe der Kommentare auch Kriterien. Und wir beantworten natürlich auch fragen, die direkt an uns gestellt werden. Des weiteren ist es uns wichtig mit den Lesenden in Dialog zu treten. Wir verstehen unsere Kommentarspalte als Möglichkeit zur Kommunikation. Falls sie tatsächlich ernsthafte Zweifel an unseren journalistischen Grundsätzen haben (die wir nicht verletzt sehen), steht es ihnen frei, sich beim Rundfunkrat zu beschweren. (Und nur am Rande: da dieser Kommentar hier überhaupt nichts mit dem Artikel zu tun hat, dürften wir ihn eigentlich löschen.) Beste Grüße vom MDR Wissen Team

kleiner.klaus77 am 02.02.2022

Leider sind die positiven Begriffe "querdenken" und "gesunder Menschenverstand" inzwischen negativ besetzt und können so nicht mehr angewendet werden. Somit kann auch ein normaler Bürger, der mit der Hilflosigkeit unseres Staates gegenüber Corona nicht einverstanden ist, an diesen Demonstrationen teilnehmen. Allein die Tatsache, dass nach 2 Jahren Pandemie keine gesicherten Daten vorliegen, dass es kein Impfregister gibt, dass mit Hochrechnungen und Vermutungen die Menschen verunsichert werden, wäre schon einen Protest Wert. Aber wie soll dieser Protest organisiert werden? Alle 4 Jahre wählen, um vom Regen in die Traufe zu geraten? Das bringt nichts. Wie kann man seine Politikverdrossenheit artikulieren?