Auf einem Tisch liegen die Testergebnisse von den Antigen-Schnelltests auf das Coronavirus SARS-CoV-2 einer ganzen Familie.
Corona-Schnelltests zeigen vor allem kurz nach Beginn der Symptome ein positives Ergebnis an (Symbolfoto). Bildrechte: IMAGO/Fotostand

Mehrere Studien Covid-19 und Isolation: Wie ansteckend ist man nach einer Woche Corona? Wie sicher ist Freitesten?

20. Dezember 2023, 17:56 Uhr

Wer an Corona erkrankt, soll nach Empfehlung des RKI drei bis fünf Tage zu Hause bleiben. Wie ansteckend ist man nach der Selbstisolation? Und wie zuverlässig ist dann das Ergebnis eines Antigenschnelltests? Was aktuelle Studien sagen.

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Update 25. August 2022: Eine neue Studie im Fachblatt JAMA zeigt, dass Antigenschnelltests die verschiedenen Varianten des Coronavirus zuverlässig erkennen. Die Weiterentwicklung von Sars-CoV-2 zur Omikronvariante und dessen verschiedenen Untertypen wie BA.2 oder BA.5 hat demnach keinen Einfluss auf die Ergebnisse der Schnelltests.

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt allen Covid-19-Erkrankten, drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben. Das gleiche gelte aber auch, wenn man eine andere Atemwegserkrankung habe, die beispielsweise mit Schnupfen und Husten einhergeht, betont das RKI auf seiner Website. Aber wie ansteckend ist man danach noch? Und wie zuverlässig sind die Ergebnisse von Antigen-Schnelltests, wenn man testen will, ob man noch ansteckend ist? Einige aktuelle Studien geben Hinweise.

PCR-Tests bei Omikron und Delta bleiben rund 12 Tage positiv

Amy Barczak, Infektiologin am Massachusetts General Hospital in Boston, USA, hat mit ihrem Team kürzlich untersucht, wie lange an Omikron erkrankte Coronapatienten positive Testergebnisse zeigen. Die Forschenden verglichen dabei 37 an der Delta-Variante erkrankte Patienten (davon neun ungeimpft) und 19, deren Virussequenzierung eine Omikron-Variante nachwies (nur einer ungeimpft, fünf dagegen schon mit Booster-Impfung).

Laut der im New England Journal of Medicine erschienenen Studie konnten die Forschenden keine Unterschiede zwischen den beiden Varianten erkennen. Weder der Rückgang der Viruslast, noch die Zeit bis zu einem negativen PCR-Ergebnis unterschieden sich zwischen den Delta- und den Omikron-Infizierten. In beiden Fällen waren PCR-Tests bei der Hälfte aller Patienten 12 Tage nach Beginn der Symptome oder dem ersten positiven Test wieder negativ. Nur sehr wenige Patienten waren länger als 15 Tage positiv, bei einem einzigen war das Virus 23 Tage lang nachweisbar.

Virusanzucht: Omikron und Delta meistens nach sechs Tagen nicht mehr ansteckend

Da PCR-Tests oftmals so sensibel sind, dass sie Viren auch dann feststellen, wenn Patienten für andere nicht mehr ansteckend sind, prüften die Wissenschaftler die Infektiosität mit Hilfe von Zellkulturen. Sie nahmen Abstrichproben und prüften dann, ob sich das Virus noch vermehren ließ. Auch hier waren die Ergebnisse vergleichbar. Nach sechs Tagen hatten die Hälfte der Patienten beider Gruppen keine vermehrungsfähigen Viren mehr, nach sieben Tagen weniger als ein Viertel.

Die Studie wirft damit ein neues Licht auf eine Arbeit eines Teams der CDC, dem US-Pendant des deutschen RKIs. Viktoria Chu und ihr Team hatten die Ergebnisse von Antigenschnelltest und den sensibleren PCR-Tests miteinander verglichen. Die Untersuchung wurde zwischen Januar und April 2021 durchgeführt, daher gelten die Resultate vor allem für die Alphavariante. Außerdem war ein Großteil der 225 Teilnehmenden (Durchschnittsalter 25 Jahre, Erwachsene und Kinder) damals noch ungeimpft. Trotzdem sind die Ergebnisse wohl aussagekräftig, wenn man die Ähnlichkeit der Werte von Delta und Omikron zugrundelegt.

Infektiosität: Zwei Tage nach Ansteckung selbst ansteckend

Chu und Kollegen hatten Personen untersucht, die engen Kontakt zu Infizierten hatten und die schließlich (oftmals ohne Symptome zu entwickeln) selbst mittels PCR positiv getestet wurden. In 95 Prozent der Fälle erkannte der PCR-Test eine Infektion drei Tage nach der Ansteckung. Dann bekamen die Teilnehmenden Antigenschnelltests, mit denen sie sich täglich überprüfen sollten.

Die Teststreifen benötigten im Schnitt einen Tag länger. Sie bestätigten die Infektion erst vier Tage nach der Ansteckung und das auch nur bei 77 Prozent der Versuchspersonen, die im Lauf der Untersuchungszeit ein positives PCR-Ergebnis hatten. In Viruskulturtests, bei denen die Forscher aus Abstrichen gewonnene Viren in Zellkulturen anzüchteten, wurden die meisten positiven Ergebnisse (66 Prozent) bereits nach zwei Tagen gefunden.

Schnelltestergebnisse wurden im Lauf der Infektion zuverlässiger – aber schneller negativ

Die Zuverlässigkeit der Schnelltests erhöhte sich jedoch, wenn sie an mehreren Tagen hintereinander durchgeführt wurden. Die Tests schlugen dann in der Anfangsphase der Infektion mindestens einmal an. Sie wurden dann allerdings auch schneller wieder negativ. Sechs Tage nach Ausbruch von Symptomen zeigten nur noch 61 Prozent der Schnelltests ein positives Ergebnis, während ein PCR-Test noch bei 86 Prozent der Teilnehmenden Viruserbgut fand.

In Zellkulturen wiederum zeigten nur noch 36 Prozent der Proben vermehrungsfähige Viren, was einen Hinweis darauf gibt, dass die meisten Versuchspersonen zu diesem Zeitpunkt trotz positivem PCR-Test wahrscheinlich nicht mehr ansteckend für andere waren.

PCR-Tests bleiben am längsten positiv - Antigen-Schnelltests verraten mehr über Ansteckungsgefahr

Elf Tage nach Symptombeginn konnte bei den PCR-Tests noch in 86 Prozent der Fälle Viruserbgut in der Abstrichprobe festgestellt werden. Antigen-Schnelltests zeigten dagegen nur noch in 16 Prozent der Fälle ein positives Ergebnis und das Virus konnte nur noch in neun Prozent der Fälle in Zellkulturen vermehrt werden. Das Magazin Nature berichtet, dass PCR-Tests am Ende einer Infektion nur eingeschränkt aussagefähig sind. Sie weisen oft Überreste des Virus nach, die eigentlich nicht mehr gefährlich sind. Antigenschnelltests, besonders solche die sich laut Paul-Ehrlich-Institut als sehr zuverlässig erwiesen haben, geben da mitunter eine bessere Information. Sie suchen nach Eiweißen, die nur bei aktiven Viren vorhanden sind.

Symptome hingegen sind nicht immer ein Hinweis darauf, ob jemand nich ansteckend ist. Emily Bruce, Mikrobiologin an der University of Vermont, sagt im Magazin Nature: "Man kann definitiv länger Symptome haben, als man im Schnelltest positiv ist. Ich denke, das liegt daran, dass viele der Symptome durch das Immunsystem verursacht werden und nicht direkt durch das Virus selbst."