Muttermilch und Corona Können Mütter das Coronavirus beim Stillen übertragen?
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20. August 2020, 15:26 Uhr
Dass das Coronavirus während der Schwangerschaft prinzipiell übertragen werden kann, haben britische Forscherinnen und Forscher bereits herausgefunden. Doch das passierte bisher nur in wenigen Einzelfällen. Aber was ist mit der Muttermilch? Diese Frage beantwortet eine neue Studie aus den USA.
Das Wichtigste zuerst: Bisher sind keine Fälle bekannt, dass sich Babys über die Muttermilch mit dem neuen Coronavirus infiziert haben. Und auch die neue Studie hat keine Hinweise darauf gefunden. Trotzdem, so die Forschenden, sind viele Schwangere verunsichert. "In Ermangelung von Daten haben einige mit Sars-CoV-2 infizierte Frauen beschlossen, überhaupt nicht zu stillen", sagte Studienautorin Dr. Grace Aldrovandi, Professorin für Pädiatrie an der UC Los Angeles. Diese Daten liefert nun die neue Forschungsarbeit.
Proben von 18 Müttern mit Sars-CoV-2
Das Team aus Kalifornien untersuchte von März bis Mai 2020 insgesamt 64 Muttermilchproben von 18 Frauen in den USA, die mit dem Coronavirus 2 mit schwerem akutem respiratorischem Syndrom infiziert waren. Die Kinder waren Neugeborene und bis zu 19 Monate alt. Ergebnis: Nur in einer Muttermilch-Probe konnte Sars-CoV-2-RNA nachgewiesen werden, diese war jedoch nicht replikationsfähig.
"Der Nachweis von viraler RNA ist nicht gleichbedeutend mit einer Infektion" erläuterte Studienautorin Dr. Christina Chambers, Professorin für Pädiatrie an der UC San Diego School of Medicine. "Sie muss wachsen und sich vermehren, um infektiös zu sein, und das haben wir in keiner unserer Proben gefunden."
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Muttermilch selbst wahrscheinlich keine Infektionsquelle für das Kind ist.
Pasteurisierung tötet Viren
Zum Vergleich der Proben hatten die Wissenschaftlerinnen auch Spendermilch mit dem Virus infiziert. Damit konnten sie außerdem testen, was passiert, wenn die Muttermilch pasteurisiert wird. Die Proben wurden dabei dreißig Minuten lang auf 62,5 Grad erhitzt und dann auf 4 Grad abgekühlt. Ergebnis hier: Nach der Pasteurisierung wurde in keiner der Proben ein infektiöses Virus nachgewiesen.
"Dies ist ein sehr positiver Befund für Spendermilch, auf den sich so viele Säuglinge, insbesondere Frühgeborene, verlassen", sagte Chambers, die jedoch einschränkt: "Unsere Ergebnisse füllen einige wichtige Lücken, aber es sind weitere Studien mit größeren Stichproben erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen."
Studie und Internationale Empfehlungen
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Online-Ausgabe des Fachjournals JAMA veröffentlicht. Hier können Sie sie nachlesen. Und auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht internationaler Empfehlungen zum Thema Stillen und Corona.
gp