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Bildrechte: IMAGO / Christian Grube

Untersuchung am Leipziger UFZCorona bremst das Städtewachstum aus

06. Juli 2021, 16:00 Uhr

Viele Jahre lang sind die deutschen Großstädte immer weiter gewachsen. Seit Kurzem hat sich dieser Trend laut einer Studie des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) umgekehrt. Diese Entwicklung hat auch mit der Corona-Pandemie zu tun, wie die Experten erklären.

Die Forschenden des UFZ untersuchten für ihr Diskussionspapier das Wachstum der 15 größten deutschen Städte. Das Ergebnis: Nach einem zum Teil starken Wachstum in den 2010er-Jahren hatte sich der Einwohnerzugewinn schon 2018/19 abgeflacht. Im vergangenen Jahr kam er dann vollends zum Erliegen. "Corona war die Vollbremsung", erklärt Prof. Dieter Rink vom UFZ im Gespräch mit MDR WISSEN sehr bildlich.

Denn durch die Pandemie verringerte sich die Zuwanderung nach Deutschland extrem – von der gerade die Großstädte zuvor profitiert hatten. Dazu verstärkte sich auch der Trend zur Suburbanisierung, also der Wanderung aus den Städten ins Umland. "Viele erleben jetzt, dass Homeoffice gar nicht so schlecht ist", nennt Prof. Rink einen der Gründe dafür.

Nur Leipzig und Potsdam wachsen noch in Ostdeutschland

So sind 2020 von den 15 größten Städten nur noch Leipzig, Hamburg und München nennenswert gewachsen. Alle anderen Metropolen sind in ihrer Einwohnerentwicklung entweder stagniert oder geschrumpft. Das gelte auch für kleinere ostdeutsche Großstädte, die in dem Diskussionspapier nicht erfasst wurden, wie Prof. Rink erläutert. Nur Potsdam konnte hier hinzugewinnen, von Chemnitz über Magdeburg bis Halle gab es dagegen erstmals seit vielen Jahren wieder größere Einwohnerverluste.

Interessant ist dabei der Fall Dresdens, das zwar ähnliche Voraussetzungen wie Leipzig hat, aber im Gegensatz zur Messestadt schon wieder schrumpft. Der Stadtsoziologe Rink erklärt dieses Phänomen vor allem mit der immer noch größeren Attraktivität der Pleißemetropole für Zuzügler, weil etwa die Mieten noch deutlich geringer sind als in Dresden.

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Soziologe Rink: "Städte haben gerade eine Atempause"

Für dieses Jahr erwarten die UFZ-Forschenden eine ähnliche Entwicklung wie 2020, schon allein weil es den langen Lockdown gab, der den Zuzug nach Deutschland erschwert hat. Der Trend könnte sich sogar noch verstärken: "Städte, die im vergangenen Jahr noch stärker gewachsen sind, dürften also etwas weniger wachsen und schon schrumpfende Städte noch mehr schrumpfen", resümiert Dieter Rink. Und wie bewerten die UFZ-Experten diese Entwicklung? Die Großstädte hätten jetzt mal eine Atempause, antwortet Prof. Rink.

Bildrechte: Dieter Rink

Viele der Städte, die wir untersucht haben, standen unter einem enormen Druck, gerade was die Wohnungsmärkte betrifft. So entsteht gerade etwas Luft für sie, um den Nachholbedarf zu decken, auch beim Bau von Schulen und Kitas.

Prof. Dieter Rink, Stadtsoziologe, UFZ Leipzig

Die Leipziger Wissenschaftler haben auch schon die nächste Studie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Bevölkerungsentwicklung in der Planung. In dieser soll der Blick dann auf die Kreise, also auch auf den ländlichen Raum, ausgeweitet werden. Mit Ergebnissen ist in den kommenden Monaten zu rechnen.

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cdi

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