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Infektion COVID-19Corona: Wie gefährdet sind Schwangere und Babys?

19. März 2020, 15:22 Uhr

Am Wochenende wurden in Großbritannien eine Mutter und ihr Neugeborenes positiv auf das neue Coronavirus getestet. Wie gefährlich ist das Virus für die beiden? Eine Frage, die auch Menschen bei uns sich gerade stellen.

Diese Frage erreichte uns per Mail: Meine Frau ist im 2. Monat schwanger mit unserem zweiten Kind. Ich weiß von der ersten Schwangerschaft, dass bereits bei einer Erkältung kaum Medikamente gegeben werden sollen / dürfen. Wie sieht das mit dem neuen Virus aus? Wie gefährlich ist der für Mutter oder Kind?

Kein erhöhtes Risiko

Bisher gibt es noch wenige Informationen über die Folgen von Corona auf Schwangerschaften. Allerdings, so das Robert Koch-Institut, scheinen Schwangere "nach bisherigen Erkenntnissen aus China kein erhöhtes Risiko gegenüber nicht schwangeren Frauen mit gleichem Gesundheitsstatus zu haben". Eine Einschätzung, die die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) teilt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gebe es international keinen Hinweis, dass Schwangere durch das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) gefährdeter sind als die allgemeine Bevölkerung. Sollten also Schwangere an COVID-19 erkranken, so die DGGG, dann wird nach den bisherigen Erkenntnissen erwartet, "dass die große Mehrheit der schwangeren Frauen nur leichte oder mittelschwere Symptome, ähnlich einer Erkältung beziehungsweise Grippe aufweist".

Der besondere Fall aus Großbritannien

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Bisher gab es rund 20 Fälle aus China, bei denen zwar die Schwangere, jedoch keines der Babys infiziert war. Das unterscheidet sie vom Fall aus Großbritannien. Dort müssen die Forscher jetzt herausfinden, ob das Kind vor oder nach der Geburt angesteckt wurde. Nach Angaben des Royal College der  Geburtshelfer und Gynäkologen (ROCG) gibt es keine Hinweise darauf, dass das Virus während der Schwangerschaft auf das Baby übertragen werden kann. Ähnlich sehen es auch die Experten vom Robert Koch-Institut. Danach ist die Übertragung erst nach der Geburt auf das Kind über den engen Kontakt und eine Tröpfcheninfektion möglich.

Was ist mit der Muttermilch?

Die britischen Gynäkologen gehen davon aus, dass das Virus nicht über die Muttermilch übertragen werden kann. Auch das RKI kennt bisher keine Nachweise dafür. Das ROCG empfiehlt infizierten Müttern jedoch, das Husten zu vermeiden und ihre Hände vor und nach dem Füttern zu waschen. Doch wie bei vielen Entwicklungen rund um das neue Virus stehen auch diese Erkenntnisse unter Vorbehalt, so das RKI. Die Datenlage sei noch nicht ausreichend, um diese und andere Fragen zu COVID-19 in der Schwangerschaft wirklich sicher zu beantworten.

Kinder erkranken seltener

Eine neue Studie aus China liefert jedoch weitere Belege dafür, dass Kinder deutlich weniger stark am Sars-Cov-2-Virus erkranken. Für nature medicine haben Sitang Gong und seine Kollegen von der Guangzhou Medical University Krankheitsverläufe von zehn Kindern im Alter von zwei Monaten bis 15 Jahren analysiert. Keiner der kleinen Patienten habe Anzeichen einer Lungenentzündung gezeigt. Sieben der zehn Kinder hatten Fieber, allerdings unter 39 Grad Celsius, keines benötigte intensivmedizinische Pflege. Ein Kind zeigte keinerlei Symptome. Die Kinder waren Teil einer Stichprobe von 3.174 Erwachsenen und 745 Kindern, die engen Kontakt zu an Corona erkrankten Menschen hatte. Auffällig ist, dass in der Stichprobe nur 1,3 Prozent der Kinder angesteckt wurden (besagte zehn Patienten), aber 3,5 Prozent der Erwachsenen (111 Individuen). Damit wurden 2,7 Mal so viele Erwachsenen infiziert, wie Kinder, ein statistisch signifikanter Unterschied. 

Links und Quellen

Die Studie der Guangzhou Medical University ist in "nature medicine" erschienen.
Wie unterschiedlich Männer, Frauen und Kinder betroffen sind, können Sie hier lesen.
Den Bericht der BBC zur Infektion einer Mutter und ihres Neugeborenen finden Sie hier auf Seite 3 bei 14:47.
Die Richtlinien des German Board and College of Obstetrics and Gynecology zum Thema Schwangerschaft und COVID-19 werden hier regelmäßig aktualisiert.
Aussagen des RKI zum Thema Risikogruppen können Sie hier nachlesen.

gp/ens